Karriere im Landkreis Ebersberg:Kein Corona-Jahrgang am Ausbildungsmarkt

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Trotz der Pandemie-bedingten Unsicherheit ist die Bereitschaft der Ebersberger Betriebe weiter hoch, Azubis einzustellen

Der Anfang ist gemacht: Mit Beginn des Herbstes sind zahlreiche Ebersberger Jugendliche in ihr Berufsleben als Azubi in einem Betrieb der Region gestartet. Turbulente Monate liegen hinter ihnen, wie auch hinter sämtlichen anderen Akteuren auf dem Ausbildungsmarkt, denn in diesem Jahr war vieles anders. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten Ab-schlussprüfungen verschoben werden, die Berufsberater der Agentur für Arbeit verlegten ihre Beratungsgespräche zeitweise ins Virtuelle statt an den Schulen vor Ort zu sein, Berufsinformationsmessen wurden abgesagt. Bewerbungsverfahren verzögerten sich, die Betriebe kämpften an vielen Fronten und mussten teilweise neue Wege finden, um Einstellungsgespräche zu führen, um Jugendliche für eine Ausbildung in ihrem Betrieb zu gewinnen.

"Doch trotz aller Unsicherheiten und Veränderungen blieb auch einiges beim Alten", sagt Nikolaus Windisch, Chef der Agentur für Arbeit Freising, die auch für den Landkreis Ebersberg zuständig ist. "Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe im Landkreis war in den letzten Monaten insgesamt weiterhin hoch. Die Zahl der Ausbildungsstellen, die im Berufsberatungsjahr 2019/2020 bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden, ist im Vergleich zum Vorjahr nur leicht rückläufig", so Windisch. Und auch auf Seiten der Jugendlichen ist Positives zu vermelden: "Wie schon in den vergangenen Jahren konnten fast alle Jugendlichen auf Ausbildungssuche, die sich bei uns zur Berufsberatung anmeldeten, zum Ausbildungsbeginn in eine berufliche oder schulische Ausbildung starten. Einen ,Corona-Jahrgang' sehen wir hier glücklicherweise nicht."

Konkret: Die Ebersberger Betriebe meldeten der Agentur für Arbeit im Berufsberatungsjahr 2019/2020 insgesamt 678 zu besetzende Ausbildungsstellen, 50 Stellen weniger als im Jahr zuvor. Zum Ausbildungsstart im September 2020 waren davon noch 183 Ausbildungsstellen unbesetzt, 90 Stellen mehr als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 605 junge Frauen und Männer zur Ausbildungssuche bei der Berufsberatung an, 20 Jugendliche mehr als im Vorjahr. Davon waren zum Ausbildungsbeginn noch acht junge Leute "unversorgt", hatten also noch keine berufliche oder schulische Perspektive.

"Jugendliche, die bisher keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden haben, sollten sich aber nicht entmutigen lassen. Viele Unternehmen stellen Azubis auch noch nach dem regulären Ausbildungsstart ein. Unsere Berufsberater helfen hier gerne weiter, sie informieren auch über Überbrückungsmöglichkeiten und unterstützen, wenn es während einer Ausbildung Schwierigkeiten gibt," sagt Harald Brandmaier, Leiter der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Freising/Ebersberg. Zum Ausbildungsbeginn waren bei der Agentur für Arbeit Ebersberg noch offene Ausbildungsstellen in unterschiedlichen Bereichen gemeldet. Gesucht wurden unter anderem angehende Kaufleute im Einzelhandel, Großhandelskaufleute, Verkäufer, Handelsfachwirte und Zahnmedizinische Fachangestellte.

Das Handwerk und auch einige regionale Handwerksbetriebe sind aktuell noch auf Nachwuchssuche. Insgesamt wurden im Handwerk im Landkreis Ebersberg seit Jahresbeginn bereits 277 Lehrverträge neu abgeschlossen, 26 Verträge oder 8,6 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. "Ich denke aber, dass der Nachvermittlung in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zukommt. Ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten Wochen noch einige Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Im Bereich der Innungen, die zur Kreishandwerkerschaft Ebersberg gehören, werden wir zum Jahresende das gute Niveau des Vorjahres bestimmt erreichen," sagt Johann Schwaiger, Kreishandwerksmeister im Landkreis Ebersberg. Mit der Entwicklung ist er entsprechend hochzufrieden: "Die Rahmenbedingungen waren in diesem Jahr nicht leicht. Das Handwerk engagiert sich aber im Landkreis Ebersberg seit über zehn Jahren intensiv in Sachen Berufsorientierung - zusammen mit den Gemeinden und Schulen. Gewachsene Strukturen und viele kleine Bausteine führten hier weiterhin zum Erfolg."

Positive Zahlen hat die Industrie- und Handelskammer für den Landkreis Ebersberg zu vermelden: Die IHK freut sich zum Ausbildungsbeginn 2020 über 272 neue Auszubildende in ihren Betrieben im Landkreis Ebersberg, das sind 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Dem bayernweiten Trend rückläufiger Ausbildungszahlen im Bereich der IHK folgt der Landkreis Ebersberg damit nicht.

© SZ vom 17.11.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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