Jahreswechsel:Polizeischutz? Nein, danke

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Grafings Feuerwehrkommandant Georg Schlechte hält eine Begleitung der Einsatzkräfte an Silvester für unnötig

Interview von Andreas Junkmann, Grafing

Bei der Silvesternacht 2011 in Grafing hat die Feuerwehr gefährliche Situationen erlebt. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Angriffe auf Einsatzkräfte der Feuerwehr haben laut Gewerkschaft in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Sie fordert deshalb, dass Polizisten an Tagen wie Silvester für die Sicherheit der Rettungskräfte sorgen sollen. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Grafing haben sie solche Übergriffe schon erlebt. Einen Begleitschutz durch Polizeibeamte hält Kommandant Georg Schlechte dennoch für übertrieben - zumindest hier im ländlichen Raum.

SZ: Gibt es in Grafing Feuerwehr und Polizei bald nur noch im Doppelpack?

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das bei uns nötig sein wird. Wir hatten zwar vor einigen Jahren den Fall, dass Einsatzkräfte an Silvester angegangen worden sind, aber das ist in unseren Breitengraden schon eher die Ausnahme. Was das angeht, leben wir hier schon noch auf einer Insel der Glückseligen. Außerdem ist die Polizei ohnehin schon gut ausgelastet. Es wäre also die Frage, ob da überhaupt genug Kapazitäten da wären, um auch noch die Feuerwehr zu begleiten. In Großstädten kann das natürlich ganz anders ausschauen. Da kann ich mir schon vorstellen, dass bei manchen Einsätzen Polizeischutz sicher nicht schadet.

Sie sprechen den Silvesterabend 2011 an, als es auf dem Grafinger Marktplatz drunter und drüber ging. Da hätten Sie doch sicher gern ein paar Polizeibeamte als Unterstützung dabei gehabt?

Kommandant Georg Schlechte wünscht sich keinen Polizeischutz für sich und seine Leute. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Als die Einsatzkräfte damals durch Grafing durchgefahren sind, ist überall mit Feuerwerkskörpern geschossen worden. Da haben die Leute gar nicht groß drauf geachtet, ob da jetzt ein Einsatzfahrzeug kommt. Allerdings wurden wir auch mit Flaschen beworfen und das geht natürlich gar nicht. Aber wie gesagt, so etwas ist bei uns die absolute Ausnahme und seitdem auch nicht mehr vorgekommen.

Das heißt, als Feuerwehrler hat man in Grafing eher ein ruhiges Leben, zumindest was Übergriffe oder Beschimpfungen angeht?

Hin und wieder kommt es schon vor, dass unsere Einsatzkräfte von Bürgern angepöbelt werden. Ich denke da zum Beispiel an die Straßensperren beim Leonhardiritt. Wenn die Leute nach Hause wollen und stehen plötzlich vor einer Absperrung, können schon mal unschöne Worte fallen. Bei solchen Einsätzen ist die Polizei aber ohnehin immer mit dabei. Und da bin ich auch froh drüber, denn dann müssen wir uns nicht zusätzlich auch noch darum kümmern, sondern können uns auf unsere Aufgaben konzentrieren.

Wie bereiten Sie als Kommandant Ihre Leute auf heikle Situationen wie diese vor?

Ich sage immer, dass sie möglichst Blickkontakt mit den aufgebrachten Menschen vermeiden sollen. Dann fühlen diese sich auch gar nicht erst dazu aufgefordert, eine Frage zu stellen oder mit Beschimpfungen loszulegen. Wir als Einsatzkräfte sollten immer im Hintergrund bleiben, um so Konflikte von vornherein zu vermeiden.

Nun gibt es ja von der Feuerwehr-Gewerkschaft auch die Forderung nach einem zentralen Meldesystem, in das Fälle von Übergriffen eingetragen werden sollen. Was halten Sie davon?

Wenn so ein System eingeführt werden würde, dann müsste es schnell und unkompliziert zu bedienen sein. Für die Einsatzkräfte darf dadurch kein zusätzlicher Bürokratieaufwand entstehen. Eine solche statistische Erfassung wäre aber insofern ganz hilfreich, um zu sehen, wo die Brennpunkte tatsächlich sind. Da würde dann wohl rauskommen, dass diese vor allem in den Großstädten liegen und nicht hier auf dem Land.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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