Jahresbericht:Immer unterwegs

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Bei der Kreisverkehrswacht Ebersberg hat sich das Angebot in den vergangenen Jahren deutlich erweitert

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wer auf den Straßen im Landkreis unterwegs ist, kann sie eigentlich nicht übersehen, die großen Tafeln am Straßenrand, auf denen die Kreisverkehrswacht auf Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam macht. Aktuell lautet der Plakattext "Tipp, tipp, tot", dazu sind zwei junge Frauen zu sehen, die aus einem zerbrochenen Display schauen. Denn diese Art der Ablenkung sei inzwischen eine der häufigsten Unfallursachen. Dies geht aus dem Jahresbericht der Kreisverkehrswacht hervor, der nun im Kreis- und Strategieausschuss des Kreistages vorgestellt wurde.

Laut Martin Schedo, Polizist in Ebersberg und Schriftführer bei der Kreisverkehrswacht, würden die klassischen "Disco-Unfälle" immer weniger. Es sei inzwischen üblich, dass immer einer nüchtern bleibe und die anderen heimfährt. Im Gegenzug hätten aber die "Unfälle durch Handy-Ablenkung" stark zugenommen. Und auch, wer während der Fahrt nicht liest und schreibt sei vor den Risiken der Elektronik nicht gefeit: "Was die Autos heute alles an Knöpfen haben ist viel Ablenkung".

Dafür zu sensibilisieren ist aber nur eine der vielen Aufgaben der Kreisverkehrswacht, die sie auf Anregung von Kreisrat Christian Eckert (BP) erstmals im Ausschuss vorstellte. Hintergrund ist die im Februar beschlossene Erhöhung des Zuschusses, statt zuvor 2000 Euro im Jahr gibt es nun 3000 Euro vom Landkreis. Dazu hatte Eckert vorgeschlagen, die Kreisverkehrswacht einmal einzuladen, damit sie ihren Tätigkeitsbericht vorstellt.

"Es ist schön, dass wir die Gelegenheit haben, uns zu präsentieren", so Kreisvorsitzender Bernhard Schweida, ebenfalls Polizist in der Ebersberger Inspektion. Zumal sich im Verein einiges getan habe in den vergangenen drei Jahren. Früher sei man hauptsächlich an den Schulen tätig gewesen, etwa beim Radlführerschein, den Aktionen zum Schuljahresbeginn und natürlich der Betreuung von Schülerlotsen und Schulweghelfern - erstere sind Schüler, letztere Erwachsene, meistens Eltern.

Inzwischen gibt es zahlreiche weitere Angebote, etwa die Reihe "Kinder im Straßenverkehr" in Kindergärten. Dabei werden die Erzieherinnen beraten, wie sie den Kindern die Herausforderungen des Straßenverkehrs beibringen können. Außerdem können die Kleinsten beim "Fußgängerschein" lernen, welche Gefahren im Verkehr lauern, und wie man sie vermeidet. Für die etwas Älteren gibt es das Schulbustraining, bei dem erklärt wird, was es mit dem toten Winkel auf sich hat und wie man vom Busfahrer gesehen wird. Idealerweise sollten alle Zweitklässler einen solchen Kurs besucht haben, so Schweida, daher ist eine Ausweitung des Angebotes auf den ganzen Landkreis geplant. Auch und besonders die Eltern kleinerer Kinder wolle man informieren, dazu gibt es im Rahmen des Programms "Kinder im Straßenverkehr" Elternabende im ganzen Landkreis. Die Nachfrage sei hoch, so Schweida, teilweise höher, als die Kapazitäten der Kreisverkehrswacht, die derzeit zwölf solcher Eltern-Infoabende im Jahr anbieten kann.

Nicht nur die jüngsten Verkehrsteilnehmer brauchen gelegentlich Nachhilfe. Darum gibt es verschiedene Sicherheitstrainings, etwa für Motorradfahrer unter dem Motto "Nicht schnell sondern sicher", diese sind laut Schweida "sehr gefragt". Für Senioren gibt es "Fit im Auto", wo Fahrer über 50 auf dem Übungsplatz mit einem Fahrlehrer ein Sicherheitstraining absolvieren. Auch hier sei die Nachfrage hoch, genau wie beim Training für Fahranfänger. "Wir haben dazu für 1500 Euro eine Spezialfolie gekauft, die Glatteis simuliert."

Noch Überzeugungsarbeit leisten müsse man indes bei den E-Bikes. Auch für dieses Verkehrsmittel gibt es ein Trainings-Angebot, das aber gegen ein verbreitetes Vorurteil ankommen müsse, so Schweida: "Radfahren kann ja jeder." Nur halt eben nicht unbedingt mit einem E-Bike, "die Unfallzahlen gehen durch die Decke". Nicht immer sind diese Unfälle ein Fall für die Polizei, aber oft für die Notaufnahme der Kreisklinik. Der Grund dafür sei einfach die Geschwindigkeit, so Schedo: Mit dem Fahrrad sei man im Durchschnitt mit zehn Kilometer in der Stunde unterwegs, beim E-Bike dagegen mit bis zu 25.

Eckert zeigte sich sehr beeindruckt, "gut, dass ich nachgefragt habe". Vielleicht, so regte er noch an, könne die Kreisverkehrswacht bald einmal etwas in seiner Heimatgemeinde Hohenlinden machen. Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) dankte für "die hervorragende Arbeit, das ist den symbolischen Beitrag des Landkreises wert".

Ein Teil davon könnte für eine neue Plakatwand Verwendung finden. Denn, wie Schweida erläuterte, zwei der zehn Plakatständer, die vor Verkehrsunfällen warnen, seien kürzlich selbst Opfer eines solche geworden, lediglich einer konnte wieder repariert werden.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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