Interkommunale Sportstätte:Es geht nur gemeinsam

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Viele Bürger wünschen sich, dass in der neuen Berufsschule in Grafing-Bahnhof auch eine Schwimmhalle gebaut wird. Doch der Landkreis kann die Gemeinden bei einem Neubau allenfalls unterstützen

Von Barbara Mooser, Grafing

Nutzungszeiten in Schwimmbädern sind heiß begehrt, auch im Landkreis: Nicht nur die Schulen brauchen die Becken für ihren Unterricht, auch die Vereine klagen seit Langem über fehlende Kapazitäten für Training und Wettbewerbe. Ihre Hoffnung haben viele auf die Möglichkeit gesetzt, dass an der neuen Berufsschule in Grafing-Bahnhof eine zusätzliche Schwimmhalle gebaut werden könnte, dies hatte die SPD vorgeschlagen. Doch der Weg dahin ist nicht ganz einfach, denn der Landkreis als Bauherr der Schule darf aus rechtlichen Gründen nicht einfach auf eigene Kosten ein Schwimmbad mitbauen. Eine Chance bleibt aber noch: Mehrere Kommunen könnten sich zusammentun und das neue Schwimmbad auf eigene Kosten bauen und betreiben. Ob die Bereitschaft dazu besteht, soll demnächst bei einer Bürgermeisterdienstbesprechung Thema sein.

Wie viel ein neues Hallenbad kosten würde, dazu gibt es noch keine konkreten Zahlen. Die SPD schlägt ein Sparmodell nach dem Konzept "2521 Simply Swimming" des niederländischen Schwimmverbands vor, so etwas wäre demnach schon für etwa vier Millionen Euro zu haben. Doch auch dies wäre viel zu teuer, als dass es der Landkreis finanzieren dürfte, wie Finanzmanagerin Brigitte Keller am Dienstag im Ausschuss für Soziales, Familie, Bildung, Sport und Kultur (SFB) des Kreistags erläuterte. Denn dazu gibt es eine klare Rechtsprechung. Ausschlaggebend ist das sogenannte Eichenauer Urteil aus dem Jahr 1992: Demnach dürfen die freiwilligen Leistungen eines Landkreises maximal einen Punkt der Kreisumlage ausmachen, im Falle Ebersbergs wären das also 1,7 Millionen Euro. Schon jetzt, so Keller, liege der Landkreis eigentlich über dieser Grenze. Probleme gibt das nur deshalb nicht, weil bisher keine Gemeinde mit Rechtsmitteln dagegen vorgegangen ist.

Laut bayerischer Verfassung sind für den Bau und Betrieb von Schwimmbädern die Gemeinden zuständig, der Kreis dürfte zwar dennoch ein Hallenbad bauen - allerdings nur, wenn es ausschließlich für den Schwimmunterricht der landkreiseigenen Schulen genutzt würde. Was aber in Grafing-Bahnhof weder wirtschaftlich noch sinnvoll wäre.

Möglich wäre es allerdings, dass Gemeinden sich zusammenschließen für ein Großprojekt, das eine allein nicht stemmen kann - von dem allerdings alle miteinander profitieren würden. Und hier könnte der Landkreis doch noch ins Spiel kommen, wie Keller und Landrat Robert Niedergesäß (CSU) erläuterten. Der Kreis könnte nämlich einen Teil des neuen Berufsschulgrundstücks für das Schwimmbad zur Verfügung stellen - beispielsweise unter der geplanten Sporthalle. Und beim Bau könnte der Kreis, wie Keller es ausdrückte, "Logistik, Know-how und Moderation" den Gemeinden zur Verfügung stellen. Der Landrat nannte die mögliche Bereitstellung des Grundstücks "eine schöne Mitgift", er verteidigte aber die Tatsache, dass es für den Landkreis eben auch Grenzen gibt: "Wir sind für vieles zuständig, aber nicht für den Bau und Betrieb von Hallenbädern." Überdies würde ein Neubau im Süden des Landkreises wohl schnell auch Begehrlichkeiten im Norden wecken.

Niedergesäß unterstrich aber, dass er den Bedarf von zusätzlichen Schwimmbadkapazitäten durchaus sehe und die Gemeinden bei einem möglichen Gemeinschaftsprojekt unterstützen wolle. Das sahen alle Mitglieder im Ausschuss ähnlich. "Wir sind eine Bildungsregion, dazu gehört auch, dass die Kinder schwimmen können. Wenn wir das in einer Kooperation hinbekommen, wäre das schön", sagte Bianka Poschenrieder (SPD). Franz Greithanner (Grüne) fügte hinzu, dass ein modernes Schwimmbad im Unterhalt ja inzwischen lange nicht mehr so teuer sei wie die alten, teilweise vor Jahrzehnten gebauten Bäder im Landkreis.

Bei der Bürgermeister-Dienstbesprechung am 15. Oktober soll der mögliche neue Kurs auch den Gemeindechefs unterbreitet werden, die möglicherweise mitzahlen könnten. Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne), die bei der SFB-Sitzung als Zuhörerin dabei war, sagte der SZ am Donnerstag, sie würde den Bau eines "schlichten, sportlich gehaltenen Schwimmbads" begrüßen. Allerdings müsse über die Finanzierung noch sehr intensiv diskutiert werden. "Ich denke, das funktioniert nur, wenn sich wirklich viele Gemeinden zusammentun", so Obermayr. Gebe es nur zwei oder drei weitere Mitstreiter außer der Stadt Grafing, würde das ihrer Einschätzung nach nur schwer funktionieren: "Wir in Grafing finanzieren ja bereits das Freibad und die Stadthalle und bezuschussen das Eisstadion - noch ein weiterer finanziell aufwendiger Betrieb bringt uns an die Grenzen der Leistungsfähigkeit." Zudem wolle sich die Stadt bereits an der neuen Sporthalle beteiligen, die an der Berufsschule angesiedelt wird, um zusätzliche Kapazitäten für die eigenen Sportler zu schaffen. Was ein Schwimmbad betreffe, "werden also noch viele Verhandlungen nötig sein", unterstrich sie.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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