Integration:Aufklären, organisieren, koordinieren

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Die Stadt Ebersberg schafft eine Stelle für Integration. In erster Linie soll der Helferkreis unterstützt werden. Dafür wird nun ein Konzept erarbeitet

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In der Kreisstadt gibt es jetzt einen Integrationsbeauftragten. Der Sozialausschuss des Stadtrates beschloss einstimmig, dass dazu eine neue halbe Stelle im Rathaus geschaffen werden soll. Auch besetzt ist diese bereits, in nichtöffentlicher Sitzung fiel die Wahl auf Christian Zeisel, der bisher eine Halbtagesstelle in der Abteilung "Familie und Kultur" innehat. Seine erste Aufgabe besteht nun darin, ein Konzept zu erstellen, wie die Integration von Flüchtlingen und Migranten besser gelingen kann und wie die daran beteiligten Akteure besser zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen können. Ebersberg ist damit die zweite Kommune im Landkreis, die eine solche Stelle einrichtet, in Poing beschloss dies der Gemeinderat bereits 2015.

Dass man sich etwas viel Zeit gelassen habe, war dann auch der einzige Kritikpunkt, der in der Sitzung geäußert wurde. Elisabeth Platzer (SPD) verwies darauf, dass ihre Fraktion schon länger angeregt habe, "dass die Kommune bei der Integration tätig werden soll". Was man seitens der Verwaltung aber stets abgelehnt habe, mit dem Verweis, nicht zuständig zu sein. Dies sei die Stadt bisher ja auch nicht gewesen, entgegnete Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Denn solange Flüchtlinge noch im Asylverfahren sind, ist das Landratsamt zuständig, nach der Anerkennung dagegen die Kommune, wo die Person zuletzt gewohnt hat. Was, wie Brilmayer anmerkte, besonders jene Städte und Gemeinden vor Probleme stelle, die sich vor zwei Jahren engagiert hatten, "den Landkreis bei seiner Aufgabe zu unterstützen", also etwa Grundstücke für Unterkünfte bereit zu stellen.

So auch in Ebersberg, wo derzeit laut Bürgermeister knapp 200 Flüchtlinge leben, etwa 60 sind bislang anerkannt worden, weitere dürften folgen. Darum "müssen wir schauen, dass wir die, die dableiben, besser ins Gemeindeleben integrieren", fasste Brilmayer grob die Aufgaben des neuen Integrationsbeauftragten zusammen. Dabei soll es vor allem um die Unterstützung des Helferkreises gehen, "es ist auch ein Zeichen", dass man deren Arbeit wertschätze.

Die Helfer hatten sich selbst vor einiger Zeit an die Stadt gewandt und den Wunsch nach einem Ansprechpartner in der Verwaltung geäußert. Vor allem zwei Gründe wurden dafür genannt: So seien "die aktiven, ehrenamtlichen Helfer an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt", außerdem habe sich das Aufgabenfeld gewandelt. Ging es bisher vor allem um Notfallhilfe, also etwa warme Winterkleidung oder Unterstützung bei den Formalitäten im Asylverfahren, geht es künftig vor allem um Integration ins gesellschaftliche Leben.

Wie das gelingen kann, dazu wird sich Zeisel in den kommenden Wochen oder auch Monaten zusammen mit anderen in der Flüchtlingshilfe Engagierten Gedanken machen. Ziel ist die Erstellung eines Integrationskonzeptes, das speziell die Bedürfnisse in Ebersberg widerspiegelt, erklärt Zeisel, "man kann nicht einfach ein paar Allgemeinplätze zusammenschreiben". Daher werde es wohl erst im kommenden Jahr ein fertiges Integrationskonzept geben, "das ist nicht in ein paar Wochen erledigt".

Zunächst soll die Arbeitsgruppe Integration die Eckpunkte des Konzepts ausarbeiten. Die AG besteht seit einigen Monaten und besteht aus Vertretern der Stadtratsfraktionen, des Helferkreises, des Kreisbildungswerkes, von Caritas und Ausländerhilfe sowie der Stadtverwaltung. Eine wichtige Frage, die man klären wolle, ist, welche Aufgabe der Integrationsbeauftragte leisten kann und soll - und welche nicht. Wenig zielführend, das machte die Verwaltung in der Sitzung schon klar, seien Einzelfallberatungen. Dies könnten die Helfer besser leisten, genau wie die Suche nach Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge.

Stattdessen gehe es um die Koordinierung vorhandener Angebote, sowohl jene der Stadt, als auch von freien und gemeinnützigen Institutionen. Außerdem sollen Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten organisiert sowie Aufklärungsarbeit zum Abbau von Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus geleistet werden. Zielgruppe sind nicht ausschließlich Flüchtlinge, sondern alle Ebersberger Bürger mit Migrationshintergrund.

Beschließen wird das fertige Konzept der Stadtrat, dort soll der Integrationsbeauftragte künftig auch regelmäßig Bericht erstatten, wie sich die Maßnahmen aus dem Konzept in der Praxis bewähren.

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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