Innovative Ideen:Digital die Welt verändern

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Rudolf Hitzl (rechts) hat den Traum, die Welt zu verbessern. Zusammen mit Thomas Zeller und Max Kraißl (links) gründete er dafür HDL Synergies. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Rudolf Hitzl und Thomas Zeller aus Glonn wollen mit dem Unternehmen HDL Synergies lokal und global etwas bewirken

Von Yvonne Münzberg, Glonn

Von Rudolf Hitzls Esszimmer ausblickt man auf weite Felder, mit Tannen übersäte Hügel und in der Ferne die schneebedeckten Alpen. Ein wunderschönes Panorama, dessen sich der Unternehmer bewusst ist. "Uns geht es hier sehr gut. Jeder von uns hat einen sicheren Job. Deswegen wollten wir etwas für diejenigen verändern, bei denen es nicht so ist", sagt Rudolf Hitzl. Der Glonner sitzt mit verschränkten Händen am Tisch und erzählt von seinem großen Traum, etwas zu bewirken in dieser modernen, digitalisierten Welt.

2014 kam sie das erste Mal auf - die Idee, eine Plattform zu entwickeln, die nachhaltig etwas verändern kann. Nach einem Jahr Bedenkzeit gründete er zusammen mit Thomas Zeller die Firma HDL Synergies, die, wie der Name schon verrät, für Zusammenschlüsse steht. Aktiv sind die beiden Männer bisher in Glonn und Grafing, wo sie von Max Kraißl unterstützt werden. Zeller kommt aus Hafelsberg bei Glonn und betreibt dort eine eigene Heizungsbaufirma. Der junge Mann beschäftigt sich schon lange, beruflich wie privat, mit dem Nachhaltigkeitsgedanken. Er interessiert sich besonders für Probleme, über die noch wenig diskutiert wurde und versucht Lösungen für solche zu finden.

Anfänglich hatten die beiden Glonner viele Ideen. Beispielsweise einen Vorbestell-Service für Eltern, damit deren Kinder in der Mittagspause gesunde Snacks und keine Süßigkeiten kaufen. Aus diesen Ideen entwickelten sie die App "doitll" (wir berichteten). Das eigens dafür gegründete Firma HDL Synergies sollte Entwicklung und Vermarktung möglich machen. Die Abkürzung "doittl" steht für "do it locally, limitless" und die App soll ein on- und offline Marktplatz sein. Aber auch ein soziales Netzwerk für Händler, Bauern, Gastronomen und Hoteliers, sowie Privatpersonen bieten. Eben für jeden, der etwas zu verkaufen hat. Insgesamt fünf Bereiche im Gewerbe sind zunächst eingeplant. Das Projekt befindet sich noch in der Beta-Phase, es sind lediglich die Kernfunktionen der App freigeschalten. "Alles andere brauchen wir noch nicht", erklärt Hitzl.

Zunächst sollen 250 reale "Points", also Händler oder Güter, mit ins Boot geholt und die App verbessert werden. Aktuell steht man damit noch am Anfang, in Grafing haben sich beispielsweise knapp 16 Händler angemeldet. Als nächsten Schritt planen die Unternehmer, das Wirkungsfeld der Anwendung immens auszuweiten. Denn Rudolf Hitzl ist auch Vorstand der Freunde Benins e.V., einem Verein, der in dem westafrikanischen Land humanitär tätig ist und etwa den Bau von Brunnen oder Schulen unterstützt.

"In Stadtnähe", erzählt Rudolf Hitzl, "haben die Menschen dort alle ein Handy mit Internetzugang." Aber so banale Dinge wie Branchenbücher oder Straßenverzeichnisse stehen nicht zur Verfügung. Momentan ist deswegen eine Kontaktperson vor Ort, die doitll auch in Westafrika austestet. "Das Potenzial, dass sich die App schnell verbreitet, ist dort größer als hier", weiß Hitzl, der Benin selbst bereits mehrere Male bereist hat. Die App könnte in Benin einen etwas differenzierteren Nutzen bieten als in der Industrienation Deutschland. Hier stellen die niedrigen Kosten einen Vorteil für die Nutzer dar, in Westafrika das Bedürfnis nach Informationsaustausch.

Wichtig ist den Männern trotz der großen Pläne dennoch, sich erst einmal im Landkreis zu etablieren. Hier, in der Heimat, sind sie greifbar für die Nutzer, man kennt sich, kann sich untereinander austauschen. Damit wollen die Unternehmer auch ein Stück weit zur Glaubwürdigkeit bei potenziellen Kunden beitragen. Außerdem sind sie, wie auch schon der Slogan "help us to help you to help the world" sagt, auf den Input und die Hilfe der Nutzer angewiesen. "Aktuell steht das 'help us' im Vordergrund", sagt Hitzl.

Denn bisher finanzieren die Männer die Plattform aus eigener Tasche. Die Fixkosten sind dabei so kalkuliert, dass sie auch weiterhin privat getragen werden können. Damit das Projekt nicht an Geldmangel scheitert, das könne schließlich schnell passieren bei einem Start-Up. Der Nachteil dabei ist, dass man das Angebot nicht extrem schnell auf den Markt bringen konnte. Aber: "Wir gehen es lieber langsam und dafür vernünftig an", sagt Hitzl. Die Unternehmer wollen keine "Eintagsfliege" sein, die App soll auch dauerhaft funktionieren können. Das Projekt stellt zwar immer wieder eine Herausforderung dar, "doch genau das lieben wir ja", sagt Zeller.

Gemeinsam etwas schaffen, das ist das übergeordnete Ziel. HDL Synergies, so Hitzl, ist zwischen gemeinnützigen OpenSource-Programmen und profitorientierten Wirtschaftsunternehmen zu verorten. Die Gewinnmaximierung steht für Hitzl und Zeller dabei nicht im Vordergrund, soziales Engagement hingegen schon. Von den Usern kann jeder seinen Beitrag dazu leisten, der Plan ist es, 51 Prozent des Ertrags zu spenden, wofür genau, das können die User selbst entscheiden. "Wenn alle zusammenhelfen, können wir eine Plattform schaffen, die wirklich Leute unterstützt", so Hitzl. "Wir haben die Möglichkeit, das zu realisieren." Tatendrang und Ehrgeiz der Glonner Unternehmer sind also mindestens so groß wie ihr Traum von einer besseren Welt. Ob sich die App jedoch im digitalen Dschungel unzähliger Start-Ups beweisen kann, wird sich zeigen.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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