Kripo:In Zorneding gibt es wieder einen Sicherheitsdienst in der Asylunterkunft

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Symbolbild. (Foto: Rene Ruprecht/dpa)

Nach mehreren Handtaschendiebstählen hofft man so, die Täter zu finden.

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Um die Raubserie in Zorneding aufzuklären, wird die Asylunterkunft in der Bahnhofstraße erstmals seit zwei Jahren wieder von einem Sicherheitsdienst bewacht. "Wir hoffen, dass wir so die Täter ermitteln können", so Polizeichef Helmut Hintereder. Die Kriminalpolizei in Erding hatte den Schritt nach mehreren Raubüberfällen in Zorneding, Kirchseeon und Vaterstetten angeregt, bei denen die Täter von den Betroffenen als dunkelhäutige Männer beschrieben worden waren. Die Kosten für das bis auf weiteres eingesetzte Sicherheitspersonal trägt der Freistaat.

Seit Anfang des Jahres hatten Unbekannte hier mindestens acht Seniorinnen ihrer Handtasche beraubt. Beim jüngsten Vorfall in der Nähe des Zornedinger Bahnhofs im Juli war die betroffene Seniorin dabei so schwer gestürzt, dass ihre Kopfverletzungen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Der Tathergang bei den Fällen ähnelte sich stets: Ein Mann näherte sich meist zu später Stunde der jeweiligen Seniorin, entriss ihr die Handtasche und flüchtete. Obwohl Suchhunde und teilweise Hubschrauber eingesetzt wurden, konnten die beiden Täter, von denen die Polizei ausgeht, nicht geschnappt werden.

Um die beiden Serientäter zu ermitteln, führen sowohl die vor sechs Wochen neu eingesetzten Sicherheitskräfte vor der Zornedinger Unterkunft als auch die bewährten Security-Kräfte in der Pöringer Asylunterkunft nun Listen, wer in die Unterkunft kommt und wer diese verlässt. Eine polizeiliche Maßnahme, die nicht bei jedem gut ankommt. "Ich finde es fragwürdig, dass da Menschen in ihrem Zuhause erfasst werden", sagt Ingrid Sendrowski vom Zornedinger Helferkreis. Der Knackpunkt: Auch Helfer wie sie müssen sich nun registrieren lassen, wenn sie in den Containern nach dem Rechten schauen.

Keine "Totalüberwachung"

Derweil verweisen Landratsamt und Polizei auf das Ziel der Maßnahme: die Erfassung der Serientäter. Im Landratsamt betont man zudem, dass eine solche Einlasskontrolle "in manchen Unterkünften ohnehin Usus" sei. Zudem sei die Maßnahme datenschutzrechtlich abgeklärt. "Die Kontrolle darüber, wer sich in der Unterkunft aufhält, unterstützt die Arbeit der Polizei."

Auch diese betont, dass die Einlasskontrolle keinesfalls einer "Totalüberwachung" gleichkommen soll. Man wolle aber "alle Möglichkeiten ausschöpfen", heißt es bei der Pressestelle des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt. Dabei sei noch gar nicht geklärt, ob es sich bei den Tätern überhaupt um Geflüchtete handelt. Es gebe keine Vorverurteilungen, die Polizei gehe "mit Fingerspitzengefühl" an die Sache heran, so ein Pressesprecher. Fest stehe aber, dass seit der Installierung des Sicherheitsdienstes vor sechs Wochen keine Senioren in Zorneding mehr ausgeraubt wurden; allerdings lagen zwischen den vergangenen Raubüberfällen auch Wochen bis Monate.

Die Raubserie erweckt den Eindruck, dass mit den Flüchtlingen die Kriminalität eingezogen ist. Tatsächlich sprechen die Zahlen der Polizei aus Zorneding eine andere Sprache. Die Zahl aller Straftaten liegt hier heuer mit 125 auf dem selben Niveau wie 2014, also dem Jahr, bevor die beiden Containerunterkünfte für Flüchtlinge installiert wurden. Dasselbe gilt auch für die Zahl der Raubüberfälle. Heuer gab es im ersten Halbjahr 45 gemeldete Diebstähle, drei weniger als noch 2014. 37 Fälle von Straßenkriminalität, zu der vor allem Taschendiebstähle zählen, wurden im ersten Halbjahr 2018 registriert, neun mehr als vor vier Jahren. Zudem gab es zehn Rauschgiftdelikte, das sind drei mehr als noch 2014. "Insgesamt hat sich die Kriminalität im Ort kaum verändert", so Polizeichef Hintereder.

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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