Infostände und Kostproben:Vegan auf dem Dorf

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Eine vegane Lebensweise bedeutet nicht nur Verzicht und Entsagung, das wollen die Veranstalter des Festivals in Moosach deutlich machen. (Foto: Jack Guez/AFP)

Bei einem Festival in Moosach können sich Besucher über ein Leben ohne tierische Produkte informieren

Von Johanna Feckl, Moosach

Menschen, die vegan leben - das sind doch die ganz strengen Vegetarier, die auf WG-Partys mit Glasschüsseln erscheinen, in denen sie immer das gleiche selbst zubereitete Dinkelnudelgericht herumtragen. Die obendrauf ständig Extrawünsche äußern, und die ihre behauptete moralische Überlegenheit des Verzichts allen, die es nicht interessiert, ungefragt aufdrücken wollen. Oder? Wer hier den leisen Verdacht hegt, es könnte sich um eine Aufzählung von Plattitüden handeln, der kann sich am Samstag beim Festival "Vegan meets Outback" in Moosach darüber informieren, was es mit einer veganen Lebensweise tatsächlich auf sich hat.

Lutz Hoeft ist der Initiator und Veranstalter des Fests. Er selbst ist seit 2013 Veganer, verzichtet also auf tierische Nahrungsmittel, wie etwa Produkte aus Kuhmilch oder Fleisch und auf Kleidung mit tierischen Bestandteilen, wie zum Beispiel Leder, Wolle oder Daunen. Davor ernährte er sich seit 1996 vegetarisch. Seit elf Jahren lebt er in Moosach. Und dort fällt ihm immer wieder eines auf: "Vegan liegt zwar im Moment im Trend, aber eigentlich nur in Metropolen wie München oder Berlin", sagt der 38-Jährige.

Trotzdem leben auch in ländlichen Regionen Menschen vegan, er selbst und seine Frau seien nur zwei Beispiele. Gleichzeitig gebe es aber viele Menschen, die allenfalls Vorurteile über Veganer hegen: Was essen die eigentlich? Nudeln? Wasser? Steine?

Mit dem Festival möchte Hoeft also einerseits den eingefleischten Veganern jenseits der Großstadt ein Programm bieten, um sich über neue Trends und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe zu informieren. Andererseits sollen Skeptiker einen Einblick bekommen und ihnen das Konzept einer veganen Lebensweise vielleicht sogar schmackhaft gemacht werden. Hoeft geht es dabei nicht nur um Ernährung, denn Veganer zu sein bedeutet für ihn auch, aktiv zum Umweltschutz beizutragen und die eigene Gesundheit zu bewahren.

Hoeft betont, dass vegan zu leben nicht bedeutet, zu 100 Prozent ohne tierische Produkte auszukommen - das sei kaum möglich. "Es gibt so viele versteckte Dinge aus tierischen Stoffen, auf die man keinen Einfluss hat." Zum Beispiel würden Bremsbeläge aus Schweineborsten hergestellt. Aber: "Es gibt trotzdem sehr oft Alternativen, zum Beispiel bei der Ernährung", sagt Hoeft. Als Beispiel nennt er Milch: Abgesehen von Kuhmilch gebe es auch noch Milch aus Braunhirse, Cashew- oder Mandelnüssen, Hafer- oder Reismilch - "die vegane Küche ist wesentlich kreativer, als man zunächst denkt".

Deshalb kommt zum Festival auch der in der Veganerszene bekannte Koch Jérôme Eckmeier, der sich in zwei Kochshows an Leberkäs und Wurstsalat versuchen wird - beides veganisiert natürlich. Der Leberkäs etwa wird aus Seitanbasis gekocht. "Seine fertigen Gerichte werden wir dann portionsweise zum Probieren ausgeben, damit jeder selbst testen kann, ob ihm der Geschmack zusagt", erklärt Hoeft.

Daneben wird es zwei Vorträge geben: Der Veganerkoch Serkan Tuncas aus München erzählt von seinem "Werdegang vom Fleischfresser zum Pflanzenfresser", so Hoeft. Der österreichische Unternehmer Josef Prantler legt seinen Fokus auf eine nachhaltige Landwirtschaft und spricht unter anderem über bio-vegane Lebensmittel. Außerdem werden viele Gastro- und Verkaufsstände vor Ort sein, auch regionale Aussteller wie etwa "Pink Deli" aus Amerang, der Grafinger "Korn Biomarkt", und der Verein "Bürger vermögen viel", der Projekte im regionalen Handel unterstützt.

"Vegan meets Outback" findet am Samstag, 13. Oktober, von 10 bis 18 Uhr im und um das Pfarrheim in Moosach, Glonner Straße 3, statt. Der Eintritt ist kostenlos. Nähere Infos unter www.vegan-meets-outback.de

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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