Im Rathausfoyer:Lieblingsmotive

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Der "Camera Club Markt Schwaben" zeigt in seiner Jahresausstellung ein breites Spektrum an abwechslungsreichen Bildauffassungen

Von Anja Blum, Markt Schwaben

Gemeinsam zu "Bildern mit Sinn und Ausstrahlung" finden - das ist das Anliegen des Camera-Clubs Markt Schwaben (CCMS). Was das bedeutet, daran möchten die Mitglieder das Publikum am Wochenende wieder mit einer Jahresausstellung im Markt Schwabener Rathaus teilhaben lassen. Der Rückblick auf 2019 richtet sich an alle Interessierten - aber besonders lohne sich ein Besuch für jene, die sich tiefer mit zeitgenössischer Fotografie beschäftigen wollen. "Ambitionierte Fotofreunde finden in der Ausstellung vielfältige Anregungen und Möglichkeiten zum Dialog", verspricht Günther Keil, der Vorsitzende des CCMS. Die Camera-Leute gäben gerne ihr Knowhow weiter und freuten sich auch auf Fragen der Besucher und Gespräche zu einzelnen Bereichen der Fotografie. Schließlich will der Camera-Club mit seiner Begeisterung anstecken - genauso wie der Fotoclub Vaterstetten, der ebenfalls an diesem Wochenende ausstellt (siehe unten).

In Markt Schwaben zeigen diesmal 22 Autorinnen und Autoren, welche Motive ihnen heuer besonders viel Spaß bereitet haben, denn der Club engt die Auswahl nicht durch ein Motto ein. Zu sehen sind mehr als hundert Fotografien, in Schwarzweiß und Farbe, sowie mehrere digitale Überblendschauen, wobei die unterschiedlichsten Themen aus den Bereichen People, Architektur, Natur und Landschaft aufgegriffen werden. Schließlich soll die Ausstellung die umfangreiche Clubarbeit widerspiegeln. Seit Herbst 2018 fertigten die Mitglieder außerdem viele Fotos von Markt Schwabener Motiven an. Eine Auswahl davon lieferte dann die Bilder für den Kalender "Unser Markt Schwaben", den der Gewerbeverband für 2020 zum ersten Mal herausgibt.

Günther Keil sammelte Impressionen beim farbenprächtigen Samba-Festival im fränkischen Coburg. (Foto: Günther Keil)

Seit mehr als zehn Jahren vertiefen die Clubmitglieder in der "Foto-Ecke", einem regelmäßigen offenen Treff, ihre Fertigkeiten in puncto Bildgestaltung und fotografischem Handwerkszeug. Dies geschieht sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis. Zahlreiche gemeinsame Aktionen prägten auch das diesjährige Clubleben. So gab es gemeinsame Bild- und Themendiskussionen sowie Ausflüge. Diese Bemühungen zeigen sich natürlich auch in der Ästhetik der Ausstellungsbilder. Ästhetik ist für die Clubmitglieder jedoch nicht das oberste Ziel. "Vielmehr muss sie der Vermittlung einer Bildaussage und der emotionalen Wirkung dienen", sagt Keil: "Bilder mit Sinn und Ausstrahlung" eben. Insofern ist es dem Club auch ohne übergeordnetes Motto möglich, jede Ausstellungswand mit einem eigenen Thema zu bestücken.

Fritz Kramers Bild vom Siemensgebäude am Wittelsbacherplatz etwa ist ein Ergebnis einer Fotoexkursion in München, bei der es darum ging, bei der Architekturfotografie mit ausgefallenen Blickwinkeln Details hervorzuheben, die dem Betrachter vor Ort nicht immer ins Auge fallen. Kramers Aufnahme wurde bei der oberbayrischen Bezirksfotomeisterschaft angenommen. Auch das diesjährige Plakatbild entstand bei einer gemeinsamen Aktion, bei einem dreitägigen Ausflug zu einem farbenprächtigen Sambafestival, es stammt von Günther Keil. "War das in Rio?", habe ihn jemand angesichts der Aufnahme gefragt. "Nein, in Coburg", so die Antwort.

Ausgefallene Blickwinkel bei der Architekturfotografie bannen Details auf der Kamera, die dem Betrachter vor Ort nicht immer ins Auge fallen. (Foto: Fritz Kramer)

Die Ausstellung lässt jedenfalls jeder Autorin und jedem Autor Spielraum für die eigene Kreativität. Ein gutes Beispiel dafür ist die "Schwungvolle Kaffeetasse" von Annegret Kawan, die bei der oberbayrischen Bezirksfotomeisterschaft mit einer Urkunde ausgezeichnet wurde: Hier beflügelt surreales Design die Fantasie. Außerdem findet der Besucher ein breites Spektrum an abwechslungsreichen Bildauffassungen: mal klassisch, mal experimentell, mal sind die Farben expressiv, mal zurückhaltend, und etwa ein Viertel der Bilder erfreut durch klassisches Schwarzweiß.

Martin Pillers vornehmlich blaue "Abstraktionen in der Großstadt" etwa spielen mit spannenden Spiegelungen. "Nicht immer muss sich der Inhalt eines Bildes direkt erschließen", sagt er, "wie hier in Lissabon, wo sich interessante Strukturen an den Fassaden entdecken lassen". Noch ein ganzes Stück abstrakter ist die "Kathedrale des Lichts" in Schwarzweiß von Erika Müller, entstanden in der Pinakothek der Moderne. "Den riesigen Gesamtkomplex, die klaren Linien, den Blick nach oben in die Kuppel mit ihren Lichtsegmenten empfinde ich stets als atemberaubend", schwärmt die Fotografin, die sich über eine erfolgreiche Platzierung ihrer Aufnahme bei der Süddeutschen Fotomeisterschaft in der Kategorie "Abstraktes" freuen darf. Ebenfalls ohne Farbe kommt Walter Schneider aus bei "Stonehenge im wechselnden Licht". Bei passendem Wetter könne man in dem prähistorischen englischen Monument auch heute noch eine mystische Atmosphäre fühlen, so Schneider. Mit gekonnter Bewegung simulierender Unschärfe wiederum spielt Christoph Keil bei seinem "Ausflug ins Grüne", Beitrag zum Thema "Mobilität" eines internationalem Städtewettbewerbes: Mountainbiking kombiniere auf einzigartige Weise Geschicklichkeit und körperliche Anstrengung mit dem Erleben von Natur. Gottfried Reif hat sein Bild "Exit" in der Rathausgalerie selbst aufgenommen. "Die Rollstuhlfahrerin ließ das Wort an der Wand eine ganze Weile auf sich wirken - so hatte ich genügend Zeit, die Situation festzuhalten", erzählt er. Bleibt zu hoffen, dass sich auch diesmal viele Besucher Zeit für die Ausstellung nehmen.

Eine surrealistische Kaffeetasse: Der Kreativität sind bei dieser Ausstellung keine Grenzen gesetzt. (Foto: Veranstalter/diverse)

"Foto 2019 ": Jahresausstellung des Camera-Clubs Markt Schwaben, am Samstag und Sonntag, 23./24. November im Markt Schwabener Rathaus-Foyer, geöffnet jeweils von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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