Im Herbst:Auf Kollisionskurs

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Auch wenn die Zahl der Wildunfälle zurück geht, bitten Polizei, Jäger und das zuständige Staatsministerium, bei der Fahrt durch Wälder besonders achtsam zu sein. Vor allem die Population von Wildschweinen steigt an.

Von Bastian Hosan

Die Zahl der Wildunfälle im Landkreis Ebersberg ist zwar rückläufig, dennoch warnen Polizei, Jagdverband und das zuständige Staatsministerium, die Gefahr nicht zu unterschätzen. Gerade jetzt im Herbst steige in der Regel die Unfallwahrscheinlichkeit - nicht selten enden sie für Verkehrsteilnehmer nicht nur mit hohen Sachschaden, sondern auch Verletzungen. Offiziell verzeichnet die Polizei vom 1. Januar bis zum 30. September 352 Zusammenstöße mit Wild im Landkreis. Im selben Zeitraum 2012 waren es noch 411 Unfälle. Bei vier der Wildunfälle bisher in diesem Jahr wurden nach Polizeiangaben drei Menschen leicht- und zwei schwer verletzt. 2012 hatte es im gesamten Jahr nur zwei Leichtverletzte gegeben.

Die Jäger tun alles, um die Wildbestände klein zu halten. "In Bayern wurden heuer daher 66 000 Wildschweine erlegt", heißt es in einer Erklärung des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die Hoffnung, die damit einher geht: Die Bestände, die sich mehr und mehr zu einem Problem für die Wälder, die Landwirtschaft und besonders für Autofahrer entwickeln, sollen so kontrolliert werden. Und doch nähmen die Populationen weiter unaufhaltsam zu. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht in Sicht. Grund sei ein reiches Angebot an Nahrung. Besonders Eicheln und Bucheckern gäbe es in Hülle und Fülle, verlautet es aus dem Ministerium. Darüber hinaus seien, gerade Wildschweine, "außerordentlich vermehrungsfreudig". "Es werden Zuwachsraten von bis zu 300 Prozent erwartet." Dass es in diesem Jahr weniger Unfälle gab, könne nur dem Zufall geschuldet sein.

Oft ist der Autofahrer selber schuld, wenn es zu einem schwereren Unfall kommt. "Autofahrer sollten niemals ausweichen", sagt Christian Kaffenberger, Leiter der Kraftfahrt- und Unfallversicherung der Versicherungskammer Bayern. Damit bringe man nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr. Eine direkte Kollision mit dem Tier sei in den meisten Fällen weniger gefährlich. Und: Oft käme es vor, dass die angefahrenen Tiere nicht tot sind, sondern schwer verletzt vom Unfallort fliehen. Da sei es besonders wichtig, dass die in den Unfall verwickelten Fahrer der Polizei genaue Angaben über den Unfallort machten. "Wir Jäger sind darauf eingestellt, diese Tiere dann zu suchen und von ihrem Leid zu erlösen", sagt Martin Otter, Vorsitzender des Landesjagdverbandes in Ebersberg. Die Jäger im Landkreis seien mit ihren speziell ausgebildeten Hunden in der Lage, die verletzten Tiere zu finden, sofern es einen Anhaltspunkt gäbe, wo sich der Unfall ereignet habe. Besonders wichtig sei daher ein gutes Zusammenspiel zwischen Polizei und den Jägern. Zukünftig wollen der ADAC und die Polizei die GPS-Funktion von Smartphones einsetzen, um Unfallorte genauer zu lokalisieren, sagt Otter. Auch seien an den Straßen alle 500 Meter Schilder mit Name und Bezeichnung der Straße. "Es ist wichtig, dass die Beteiligten diese Informationen angeben, wenn sie einen Unfall hatten."

Sollte ein Tier nach dem Unfall tot sein: Die Entfernung des angefahrenen Wildes ist Aufgabe des Straßenträgers. Im Landkreis Ebersberg hat sich aber eingebürgert, dass die Jäger sich dieser Aufgabe annehmen. Auf keinen Fall dürfe das in einen Unfall verwickelte Wild mitgenommen werden, sagt Otter. "Der Revierinhaber hat immer das Recht auf das Wild, auch wenn dieses durch einen Unfall getötet wurde." Nehme ein Autofahrer die Beseitigung selbst in die Hand, sei das Wilddiebstahl.

Oft, sagt Otter, sei die Entsorgung eines angefahrenen Tieres für Laien zudem ein gefährliches Unterfangen. "Ist ein Tier nicht ganz tot und es wacht auf wenn sich Menschen nähern, kann es in Panik geraten." Dies könne zu erheblichen Verletzungen führen. Besonders Hilfsbereite, die das Tier zu einem Tierarzt fahren wollen, begeben sich in Lebensgefahr, sagt Otter. "Wenn ein Wildtier im Auto aus seinem Delirium aufwacht und in Panik gerät, kann das üble Folgen haben." Und: Auch der Tierarzt könne meist nicht mehr tun, als das Tier von seinen Schmerzen zu erlösen.

© SZ vom 31.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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