"Orphans Club Pomede":Wenn vergessene Kinder auf eine Zukunft hoffen dürfen

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Kinder, die es im Leben nicht leicht haben, bekommen in der Schule von Margaret Boogere eine Chance. (Foto: privat)

Margaret Boogere hat in Uganda ein Waisenhaus und eine Schule aufgebaut. In Hohenlinden wohnen einige ihrer treusten Unterstützer.

Von Louisa Lettow, Hohenlinden

5700 Kilometer liegen zwischen dem kleine Ort Pomede in Uganda und der oberbayerischen Gemeinde Hohenlinden. Und dennoch sind sich viele Hohenlindener und Menschen aus Pomede sehr nah. Seit fast zwei Jahrzehnten besteht nun der Kontakt mit Margaret Boogere, die sich vorgenommen hat, in ihrer Heimatstadt so vielen Kindern wie möglich eine bessere Zukunft zu ermöglichen, und deshalb den "Orphans Club Pomede" gegründet hat. Ein Waisenhaus und eine Schule sind mit Unterstützung der Hohenlindener bereits entstanden, doch nun gibt es eine neue Herausforderung: Termiten zerfressen die bestehenden Gebäude, sie müssen dringend ersetzt werden.

Angefangen hat alles im Jahr 2004 mit einer Reise. Der Hohenlindener Pfarrer Janusz Budner organisierte für die Mitglieder der Kirchengemeinde eine Exkursion in das ostafrikanische Land; die Reisegruppe besuchte auch Benediktinermönche in einem in der Nähe von Tororo gelegenen Kloster. Diese pflegten engen Kontakt mit Margaret Boogere, die ursprünglich selbst Nonne werden wollte. "Im Dorf haben wir dann schnell von Margaret erfahren, ihr Projekt hat mich direkt beeindruckt", berichtet Budner.

Margaret Boogere hat ihre Hilfsorganisation fast allein auf die Beine gestellt. (Foto: privat)
In kleinen Holzgebäuden sind mehrere Klassenzimmer entstanden. (Foto: privat)
Nächstes Schuljahr soll Platz für noch mehr Schülerinnen und Schüler geschaffen werden. (Foto: privat)

Und tatsächlich ist die Arbeit von Margaret Boogere höchst eindrucksvoll. Die heute 53-Jährige baute praktisch völlig alleine aus dem Nichts ihr soziales Projekt auf. Bereits seit 25 Jahren gibt die achtfache Mutter ihr Bestes, um inzwischen 150 Aids-Waisenkindern ein gutes Leben zu ermöglichen und sie mithilfe von Schulbildung unabhängig zu machen. Für 40 Kinder wurde dieser Traum bereits wahr, sie alle konnten die Schule, ein Studium oder eine Ausbildung abschließen.

Boogere nimmt sich Kindern an, die ansonsten im Leben schlechte Perspektiven hätten: Ihre Eltern sind an Aids gestorben, viele der Jungen und Mädchen haben sich selbst mit dem HIV-Virus angesteckt. Es sei ein großes Problem, dass viele Menschen in Uganda kaum Wissen über die Verbreitung von HIV hätten, sagt Margaret Boogere, es gebe eine starke Stigmatisierung. Boogere und ihre Mitstreiter widmeten sich nicht nur der Aufklärung über die Krankheit, sie begannen auch, sich um die Kinder zu kümmern. Gemeinsam betete und tanzte man, die Betreuer ermunterten die Kinder, Gedichte zu schreiben und sich auszudrücken. Gleichzeitig bemühte sich Boogere, die Hilfe zu institutionalisieren. Zehn Jahre nach der Gründung des "Orphans Club Pomede" konnte die St. Margaret Living Faith Grundschule in Tororo durch Spendengelder gebaut werden.

Immer wieder kommt Margaret Boogere nach Hohenlinden

Ein Teil dieser Spenden stammt eben aus Hohenlinden, das Margaret Boogere auf Einladung von Pfarrer Janusz Budner immer wieder besucht hat. Dabei versuchten sie gemeinsam, stärker auf das Projekt aufmerksam zu machen, stellten es auch in der Grundschule vor. Kerstin Gollner, die selbst Kinder in eben dieser Grundschule hatte, erklärte sich bereit zu helfen. Zunächst wurden Brieffreundschaften zwischen den Schulklassen ermöglicht und Schaukästen aufgehängt. Mithilfe von Spendenläufen und Kuchenbazaren wurden Gelder für Margaret Boogeres Projekt gesammelt.

Doch Gollner wollte noch einen Schritt weitergehen. Gemeinsam mit Annabell Schoppik gründete sie 2012 den unabhängigen Verein "Hilfe für Sisyphos". Wöchentlich treffen sich Freiwillige aus Hohenlinden zu Online-Teams-Treffen, um mit Boogere das weitere Vorgehen zu besprechen. Seit 2014 setzt sich der Verein "Hilfe für Sisyphos" nun schon für den Aufbau der Schulen ein. Man versuche, durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Partnerschaften das Projekt von Margaret Boogere zu fördern. Hintergrund der Vereinsgründung ist die Unterstützung kleiner Projekte. "Große Hilfsorganisationen unterstützen selten die Projekte von Privatpersonen", berichtet Gollner, "genau aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, unseren Verein zu gründen."

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Für das Team sei die "Hilfe zur Selbsthilfe" der Schlüssel. Monatlich werden circa 500 Euro über den Verein zusammengetragen, doch gerade jetzt brauche man dringend mehr finanzielle Unterstützung. Zwar biete die Schule inzwischen Platz für über 150 Schüler, doch es stehe noch einiges bevor. Eines der Holzgebäude sei stark von Termiten zerfressen und müsse dringend ersetzt werden, zusätzlich versuche man, nächstes Jahr 300 Schüler unterzubringen. Um diese Ziele umsetzen zu können brauche das Projekt mehr Mittel.

Aktuell ist auch das Waisenhaus noch auf Spenden aus dem Ausland angewiesen, das will Margaret Boogere in Zukunft aber ändern: "Ich werde immer älter. Es braucht eine Absicherung, damit das Projekt auch ohne mich weiterläuft!" Eine ihrer Töchter, Thereza, hat sich bereits dazu entschieden, das Werk ihrer Mutter weiterzuführen. "Ich weiß, dass es meine Mutter sehr glücklich macht, das Projekt in sicheren Händen zu sehen. Die Kinder sind ihr so wichtig wie ich und meine Geschwister", erzählt die 27-Jährige.

Doch es brauche auch eine finanzielle Absicherung. Künftig wird von den Schülerinnen und Schülern in Tororo ein Schulbeitrag von 50 Euro pro Monat erhoben, von diesem Geld sollen dann die Wohnunterkünfte für Angestellte und Schüler sowie das Waisenhaus in Pomede finanziert werden.

Immer wieder informiert Margaret Boogere auch in Hohenlinden über ihre Arbeit, hier bei einem Besuch im Juni. (Foto: privat)

Boogere zeigt sich sehr dankbar über die Unterstützung aus Deutschland: "Es ist schön zu sehen, dass sich viele für unsere Arbeit interessieren und versuchen wollen zu helfen!" Sie würde es auch sehr begrüßen, wenn Leute direkt mit anpacken, das Wichtigste sei der gemeinsame Austausch. Kerstin Gollner plant, im Oktober mit anderen Interessenten nach Uganda zu reisen und sich das Projekt nochmal live anzusehen: "Wer will, kann mit, wir freuen uns über jede Unterstützung, die wir kriegen können!" Durch enge Zusammenarbeit könne man viel voneinander lernen. Ziel ist jetzt genug Geld zu sammeln, um den Bau der neuen Gebäude zu starten.

Nähere Informationen zum Verein unter hilfe-fuer-sisyphos.de.

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