Hohenlinden/Aßling:Hauptstraße wird zum Fluss

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Nach schweren Regenfällen gibt es vor allem in Hohenlinden und Aßling erneut Überschwemmungen. Teilweise fallen mehr als 60 Liter pro Quadratmeter in einer halben Stunde

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden/Aßling

Schon wieder hat es den Landkreis erwischt: Nach heftigen Regenfällen liefen am Dienstagnachmittag in Hohenlinden und Aßling Keller voll, Straßen wurden überspült. Mit Sandsäcken verhinderten in Hohenlinden Feuerwehrleute, dass die Bundesstraße 12 unpassierbar wurde. Am späteren Nachmittag war nach Einschätzung von Kreisbrandrat Andreas Heiß das Schlimmste überstanden. Zwölf Keller, die ausgepumpt werden sollten, standen aber auch dann noch auf der Liste der Aßlinger Feuerwehr. "Und einige werden die Bescherung wohl erst sehen, wenn sie von der Arbeit heimkommen", so die Prognose des Kreisbrandrats.

Bereits am Wochenende hatte es in Frauenneuharting schwere Überschwemmungen gegeben, diesmal hat es besonders schlimm Hohenlinden getroffen: Nachdem es minutenlang wie aus Eimern geregnet hatte, wälzte sich gegen 14 Uhr über landwirtschaftliche Flächen am Kapuziner Graben eine Flutwelle zwischen Oberkaging und Kreith über die Hauptstraße zur Ortsdurchfahrt und auf den Ort zu. Die Bilanz: Mehrere Keller mussten ausgepumpt werden und das Sportgelände am Kapuziner Graben an der Erdinger Straße stand mit beiden Fußballplätzen und dem Parkplatz komplett unter Wasser.

Die Straße zwischen Aßling und Straußdorf war unpassierbar. (Foto: Christian Endt)

Kurios: Erst vor einen Monat hatte ein Experte im Rahmen der interkommunalen Hochwasserschutzstudie mit den Nachbargemeinden auf die Gefahren für den Ort hingewiesen - trotz der neu geschaffenen Retentionsräume und Überlaufbecken. Das Wasser überflutete knöcheltief den Radweg und die Hauptstraße und strömte auch an der Kirchenmauer vorbei auf den Rathausplatz, wo aber keine gravierenden Schäden angerichtet wurden: "Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen", sagte Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH).

Die Abtwiese mit der Baustelle für die seniorengerechten Häuser wurde nicht beeinträchtigt, obwohl der mit Hochwasser voll gefüllte Kapuziner Graben vorbei strömte. "Es gab dramatische Niederschläge, bei Birkach ist das Wasser auf bis zu 15 Meter Breite wie die Isar den Hügel Gott sei Dank auf den Feldern runter geflossen", sagte der Einsatzleiter Andreas Niederlechner. Am Ortsrand pumpten Feuerwehrleute aus Hohenlinden, Pöring, Mittbach, Sankt Christoph und Altenerding Wasser aus überfluteten Höfen, Betrieben und Kellern vor allem in Altstockach und beim Sportzentrum an der Erdinger Straße und von den Gehwegen und der Hauptstraße.

Auch die Aßlinger Schule war betroffen. (Foto: Christian Endt)

Edith Werndl und Therese Stanner haben eine solche Überschwemmung in Hohenlinden seit Jahrzehnten nicht erlebt: "So einen Regen weiß ich noch nie, das Wasser lief wie ein reißender Fluss über die Straße und sogar in meinen Garten, dort standen Hecken unter Wasser, die noch nie überflutet wurden - es war wie ein Fluss durch die Ortsmitte", sagte Martin Werndl. "Wir hatten mit dem Kapuziner Graben noch nie ein Problem, aber dieses Mal hat es das Wasser in die Kfz-Werkstatt und den Keller gedrückt", sagte Thomas Ziller. "Erst vor ein paar Wochen haben wir die Hochwassersimulation diskutiert und jetzt sind wir tatsächlich vollgelaufen", sagte Gemeinderätin Barbara Meyer (ÜWH). Bürgermeister Maurer bedauerte die Überflutung vor allem am Sportgelände, wo die Feuerwehren mit ihren Pumpen am Dienstag im Dauereinsatz waren. Er kündigte an, dass der Hochwasserschutz durch geeignete Maßnahmen weiter verbessert werde.

Rund um den Maibaum strömte das Wasser zwar von der Hauptstraße auch auf den Rathausplatz, doch die Schäden hielten sich dort in Grenzen, weil das Wasser über den Kanal abfließen konnte. "Wir hatten Glück im Unglück, weil die Wassermassen nach den heftigen Niederschlägen meist über unbebauten Gebiet auf Hohenlinden zukamen und deshalb nicht so gravierende Schäden verursachten", sagte Maurer: Im Bereich Birkach wurden am Kreisel-Ost mehr als 60 Liter Wasser pro Quadratmeter in etwa einer halben Stunde gemessen, einige Gullys liefen dann über, an einigen Brücken staute sich das Wasser an den Engstellen des Baches, vor allem am Sportgelände drückte das Wasser aus dem Graben und den Kanälen auf das Areal, das somit zeitweise eher für Wassersport als für Fußball geeignet war. "Wir wollen deshalb den Kapuziner Graben an den Engstellen zum Beispiel am Sportplatz noch breiter machen - wir brauchen auch weiteren Rückhalteraum", sagte Maurer.

Gegen 16 Uhr entspannte sich die Situation in Hohenlinden, die Feuerwehrkollegen weiter im Süden waren zu dieser Zeit noch voll im Einsatz. Auch rund um Aßling wurden Straßen überspült - Richtung Straußdorf war etwa zeitweise kein Durchkommen. Zahlreiche Keller liefen voll, auch in der Aßlinger Schule mussten die Feuerwehrleute das Wasser aus dem Untergeschoss pumpen.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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