Hobbyfilmer:Lokalkrimi mit Charme

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Filmfreunde präsentieren ihren Spielfilm "Streng geheim"

Von Amelie Hörger, Ebersberg

In einem dunklen Raum steht eine große schwere Schatztruhe. Eine Person öffnet vorsichtig den Deckel. Im Inneren findet sich ein Sammelsurium aus DVDs, auf denen die Schätze der Filmfreunde Ebersberg lagern. Mit diesem kleinen, aber liebevollen Filmchen leitet der Club einen besonderen Abend ein, denn neben ein paar neu geschaffenen Aufnahmen dreht sich alles um vergangene Projekte.

"Wir haben ganz tief in der Schatzkiste gestöbert", sagt Clubleiter Toni Ackstaller. Ein besonderer Höhepunkt des Clubs ist der selbstproduzierte Spielfilm "Streng geheim", ein Gemeinschaftswerk. Hoch sensibles Papier, gefunden direkt vor dem Landratsamt in Ebersberg, und ein mysteriöses Großprojekt in der bayerischen Idylle bilden die ideale Ausgangslage für einen Krimi, der kaum lokaler sein könnte. Im Jahr 2007 machten sie die Filmaufnahmen, 2008 wurde der Streifen dann stolz im Alten Kino vorgestellt und gefeiert. "Wir haben uns gedacht, dass wir den unbedingt noch einmal zeigen wollen", sagt Ilke Ackstaller, die nicht nur das Drehbuch für den Streifen verfasste, sondern auch mit Regie führte. Elf Jahre nach der Premiere flimmert der Film nun endlich ein weiteres Mal über die Leinwand.

Allerdings in gekürzter Fassung, denn war die Version von 2008 noch fast 44 Minuten lang, so bastelten die Filmfreunde noch einmal daran herum. Fast 15 Minuten nahmen sie heraus. Manche der Stellen hätte man einfach zusammenfassen und so das ganze kürzer und prägnanter gestalten können, so Ilke Ackstaller. "Wir lernen ja auch dazu", sagt sie lachend. Am eigentlichen zehnten Jubiläum vergangenes Jahr war aufgrund der organisierten Filmfestspiele leider keine Zeit für die Auferstehung des Lokalkrimis. Doch auch elf Jahre nach Erscheinung wird der Film jetzt stürmisch gefeiert und erntet viel Anerkennung der Zuschauer.

In "Streng geheim" spielt Erich Heucke einen Ebersberger Bürger, der gemeinsam mit einem Journalisten (Günter Sieg) das Geheimnis um Pläne, die ein Großprojekt mitten in Ebersberg ankündigen, lüftet. In den Nebenrollen glänzen bekannte Gesichter aus Ebersberg und Umgebung, unter anderem Ex-Landrat Hans Vollhardt und der Ebersberger Bürgermeister Walter Brilmayer. Letzterer hätte sich laut Toni Ackstaller mit seiner Darstellung eindeutig für den Oscar als bester Nebendarsteller qualifiziert. "Die Geschichte macht einen Film aus", erklärt Ackstaller, und im Fall von "Streng geheim" ist die nicht nur witzig, sondern ergibt gepaart mit viel Charme, lokalem Humor und Bezügen, die nur ein Landkreisbürger verstehen kann, einen Film, auf den die Filmfreunde berechtigterweise sehr stolz sind. Bei der Frage nach weiteren derartigen Großprojekten winken die Macher aber erst einmal ab.

Neben dem Spielfilm fanden die Filmfreunde aber noch einige andere alte und neue Schätze im Archiv. Sechs weitere Filme werden am Abend präsentiert, allesamt durch Reisen der Clubmitglieder entstanden. So trägt der Film von Wolfgang Spring aus dem Jahr 2002 einen hoch in die Lüfte. Mitten hinein in einen Heißluftballon, der über die Alpen Richtung Venedig fliegt und wunderschöne Aufnahmen der Berghänge bietet, an denen Wolken wie Wattebäusche festkleben.

Zittern vor Kälte lassen einen die schneebedeckten Aufnahmen aus Finnland oder aus Spitzbergen. Werner Zanzinger und Erich Heucke bringen die Minusgrade auf den Urlaubsthermometern mit nach Ebersberg. Auch Indien oder die Toskana finden ihren Platz in den kleinen Filmen. Normalerweise zeigen die Clubmitglieder ihre Videos bei einem Stammtischtreffen, dann werden Verbesserungsvorschläge gemacht, gelobt und kritisiert, erklärt Toni Ackstaller den üblichen Ablauf bei den Filmfreunden. "Wir haben nicht den Anspruch, dass unsere Filme perfekt sind", erklärt der Hobbyfilmer. Aber eins ist klar: Viel Leidenschaft steckt hinter jedem einzelnen Video. Mal sehen, was die Schatztruhe nach weiteren zehn Jahren zu bieten hat.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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