Hilfe in einer schwierigen Zeit:Die letzten Tage mit Leben füllen

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Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung beginnt, wenn in der Klinik nichts mehr für den Patienten getan werden kann. (Foto: Claus Schunk)

Seit 2013 gibt es im Landkreis das Angebot der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung. 130 Patienten werden pro Jahr betreut - Tendenz steigend

Von Theresa Parstorfer, Ebersberg

An den Tod denkt niemand gerne. Mit einer unheilbaren Krankheit wird dieser Gedanke jedoch unweigerlich zum Teil des Lebens. In der Palliativversorgung geht es deshalb nicht mehr darum, "die Anzahl der Tage zu vergrößern, sondern die verbleibenden Tage mit Leben zu füllen", erklärte Katja Goudinoudis, Leiterin des Zentrums für ambulante Hospiz- und Palliativversorgung in Oberhaching, in ihrem Tätigkeitsbericht bei der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Kreistags.

Seit 2013 gibt es das Angebot der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) im Landkreis Ebersberg. Mit diesem Angebot wird umgesetzt, was rechtlich festgeschrieben ist: der Anspruch auf Sterbebegleitung. In Ebersberg ist die Caritas Taufkirchen verantwortlich für die Organisation eines Teams aus Spezialisten wie Ärzten, Pflegekräften, einem Seelsorger, einem Trauerbegleiter. 130 Patienten werden in Ebersberg im Schnitt pro Jahr betreut. Die Altersspanne reicht von 15 bis 107 Jahre. Wichtig ist es Goudinoudis zu betonen, dass Sterbebegleitung nicht nur ein Thema für Tumorpatienten ist, sondern für "internistische Erkrankungen, die im Endstadium eine intensive Betreuung verlangen, etwa weil Organe versagen".

Oft beginnt die Arbeit des SAPV-Teams, nach einem Krankenhausaufenthalt, wenn dort nichts mehr getan werden kann. 2014 dauerte eine Betreuung im Schnitt 18 Tage, im vergangenen Jahr waren es nur noch zwölf. "Auch wenn sich nur spekulieren lässt, warum das so drastisch zurückgegangen ist, führt das zu einer größeren Belastung für alle Seiten", so Goudinoudis.

Das liegt daran, dass die Hospizarbeit in unterschiedliche Phasen zerfällt. Die ersten und die letzten sechs Tage sind am intensivsten. "Erst einmal geht es darum zu stabilisieren", sagt Goudinoudis. Schmerzen und Symptome in den Griff zu bekommen. Und dann darum, Abschied zu nehmen. 64 Prozent der Patienten sterben in der SAPV, 36 Prozent werden wieder entlassen, weil die hausärztliche Versorgung oder die Versorgung durch den Pflegedienst wieder ausreicht. Nicht nur die kürzere "Verweildauer", in der eine "Phase des Durchschnaufens für alle" wegfällt, sei anstrengend für die Mitarbeiter, sondern auch, dass über die vergangenen vier Jahre kontinuierlich mehr Patienten aufgenommen wurden.

Trotz Mehrbelastung zeigt dies doch auch, dass die Arbeit des SAPV in Ebersberg von Anfang an sehr erfolgreich war, da sind sich Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Goudinoudis einig. Obwohl es in Ebersberg streng genommen nach wie vor etwas zu wenig Patienten gibt, um eine volle Finanzierung gewährleisten zu können. Zwischen 2014 und 2017 leistete der Landkreis daher einen Defizitausgleich; insgesamt flossen 48 000 Euro für diesen Zweck. "Allerdings gab es in Ebersberg so viel Unterstützung, dass wir sehr gerne hier arbeiten", sagte Goudinoudis. Für das laufende Jahr ist sie zudem zuversichtlich, "dass wir nicht wieder ins Minus rutschen werden". Im Kreistag wird das zwar gerne gehört, allerdings betont Wilfried Seidelmann (Freie Wähler), selbst Hausarzt, dass die Arbeit des SAPV nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Der Landkreis solle deshalb auch in Zukunft nicht zögern, mitzufinanzieren, wenn es nötig ist.

Goudinoudis merkte allerdings an, dass vor allem in den lokalen Hausarztpraxen des öfteren ein Hindernis liege. Oder besser in deren Vorzimmern, denn "es kommt immer wieder vor, dass Vorzimmerdamen uns gar nicht durchstellen oder unsere Informationen nicht weitergeben", so Goudinoudis. Sie betonte zwar, dass das bestimmt keiner bösen Absicht, sondern vermutlich der immensen Arbeitsbelastung geschuldet sei, aber für die SAPV sei Kommunikation besonders mit Hausärzten wichtig. Der Hausarzt ist es, der die Verordnung für die ambulante Versorgung vornimmt. Ohne die kann das SAPV-Team nicht arbeiten. Aber auch im Verlauf "ist es wichtig, dass jeder informiert ist, was der andere tut", so Goudinoudis, etwa bei der Dosierung von Medikamenten.

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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