Halbe Million:Teurer Umweg

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Die Hauptwasserleitung, die neu verlegt werden muss, verläuft parallel der Rotterstrasse und links am roten Haus vorbei. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Verlegung einer Wasserleitung könnte die Stadt Grafing 575 000 Euro kosten

Von Thorsten Rienth, Grafing

Im Zuge der neuen Ostumfahrung drohen der Stadt Grafing gewaltige Mehrkosten. 575 000 Euro könnten für die Stadtwerke fällig werden, weil die Stadt eine Hauptwasserleitung verlegen muss. Der Bauausschuss schickte das Bauamt in neue Verhandlungen - dabei hat das Amt gar nichts im Angebot.

Bei der Sitzung am Dienstagabend ging es um Rohre im Bereich Rosenheimer und Rotter Straße sowie der Kapellenstraße. Insgesamt 1130 Meter müssen der Beschlussvorlage zufolge entweder erneuert oder verlegt werden. Konkret bereiten etwa 200 Meter Sorge, und zwar von der Hauptversorgungstrinkwasserleitung.

Sie verläuft einige Meter südlich der Rotter Straße unter einem Feld hindurch und verbindet das Wasserwerk mit dem Stadtgebiet. Damit liegt sie quer zur bereits planfestgestellten Ostumfahrung, die dort von Süden kommend in Richtung Gsprait führt. "Die neue Straße können wir da aber nicht einfach so drüberlegen", erklärte Stefan Pecher vom Bauamt. Ursprünglich hatte die Stadt geplant, über die Anfang der 1970er Jahre gebaute Leitung ein Schutzrohr zu bauen. Das würde die noch vergleichsweise gut erhaltenen Rohre vor Beschädigungen schützen. Außerdem erleichtere es künftige Unterhaltungs- oder Erneuerungsmaßnahmen.

Es ist aber alles nicht so einfach, stellte das Bauamt nun bei den Vorbereitungen fest. Die Hauptleitung verlaufe ohne rechtliche Sicherung auf dem Privatgrundstück südlich der Rotter Straße. Der Status "rechtlich gesichert" bedeutet etwa, dass Grafing den uneingeschränkten Zugang zu der Leitung haben muss, um die Wasserversorgung tatsächlich auch garantieren zu können. "Diese rechtliche Sicherung ist damals beim Bau schlicht versäumt worden", erläuterte Pecher.

Gerne würde die Stadt Grafing das nun nachholen. Doch der Eigentümer des Areals spielt nicht mit. Die Verhandlungen sind leider erfolglos verlaufen, berichtet das Bauamt notgedrungen. "Der Eigentümer verlangt zwar keine Umlegung der rechtsgrundlos in seinem Grundstück liegenden Leitung, lehnt aber eine dauerhafte Sicherung ab." Deshalb müsse man die Hauptleitung innerhalb öffentlicher Straßenflächen neu verlegen. Die nächste derartige Fläche ist die Rotter Straße ein Stück weiter nördlich. Den Kostenrahmen schätzt das Bauamt zurzeit auf etwa 575 000 Euro.

Das ist selbst für eine 13 000-Einwohnerstadt wie Grafing ein stattlicher Betrag. Entsprechend gereizt war die Stimmung im Bauausschuss. "Das glaub` ich ja in 1000 Jahren nicht", rief CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg. "Dieser Kelch muss an uns vorüber gehen", forderte Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing).

So begann das Gremium, die Optionen abzuklopfen. Es blieb erfolglos. Weder ließe sich ein Notleitungsrecht umsetzen, entgegnete das Bauamt. Noch könne es im Gegenzug für die Sicherung die Wiese einfach zum Bauland umwidmen. Auch müsse die Bauträgerin der Ostumfahrung, die Regierung von Oberbayern, für diese Kosten der Verlegung nicht aufkommen.

Eine Empfehlung für den 575 000-Euro-Bau wollte der Bauausschuss trotzdem nicht aussprechen. Stattdessen schickte er das Bauamt zurück zum Grundstückseigentümer - für Verhandlungen. Wie die aussehen sollen, bleibt spannend. Im Angebot hat die Stadt nämlich: gar nichts.

Böser Wille steckt bei dem Eigentümer übrigens nicht dahinter. Stimmt er der Sicherung zu, kommt dies unterm Strich einem Eintrag der Stadt im Grundbuch gleich. Die rechtliche Sicherung könnte dann nur wieder rückgängig gemacht werden, wenn beide Seiten zustimmen würden. De Facto wäre der Mann also nicht mehr alleiniger Eigentümer - und riskierte potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten des Areals.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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