Grusel aus dem Forst:Die Geister, die er rief

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Die Weiße Frau von der Hubertuskapelle bekommt Ärger mit der Polizei. (Foto: Christian Endt)

Mit der Schauergeschichte der weißen Frau im Ebersberger Forst wurden bisher vor allem Autofahrer erschreckt. Ein Filmemacher hat sich den Stoff jetzt für eine neue Serie vorgenommen, die im Internet zu sehen sein wird

Von Alina Schimansky, Haar

Nein, er wohnt in keiner Gruft und auch nicht im Keller, wie man vielleicht vermuten könnte. Wenn man die Wohnung von Manuel Weiss betritt, empfindet man behagliche Wärme. Fotos von seiner Tochter stehen auf der Kommode, gruselig ist es nur in Weiss' Filmen: Seine Begeisterung für Horrorfilme und übernatürliche Kräfte wird erst greifbar, als der 33-Jährige ins Schwärmen gerät.

Es geht um eine Schauergeschichte, die in Ebersberg fast jedes Kind kennt. Vor vielen Jahren soll dort im Forst eine Frau überfahren und dann sterbend zurück gelassen worden sein. Die Geschichte soll sich an der Hubertuskapelle zugetragen haben, bis heute, so heißt es, spuke dort der Geist der Verstorbenen. Nachts erscheint die weiße Frau Autofahrern. Halten diese nicht an, greift sie ihnen ins Lenkrad und verursacht Unfälle.

Einige Autofahrer werden sich über die Dreharbeiten gewundert haben

Weiss hat sich diesen Stoff nun für eine neue Sendung vorgenommen, die als Serie im Internet zu sehen sein wird. Natürlich sind während der Drehs einige Autofahrer an Manuel Weiss vorbei gefahren. "Ich glaube, ich war ihnen nicht ganz geheuer", sagt er. Viele hätten ihn vermutlich für einen Beamten mit einem Blitzer gehalten oder hätten sich einfach gefragt, was dieser skurrile Typ alleine im Wald mit einer Kamera vorhabe. Vermutlich werden auch im Februar wieder einige Autofahrer verunsichert werden und mit einem mulmigen Gefühl durch den Forst fahren, denn dann würden die Dreharbeiten fortgesetzt werden.

"Ich finde, dass es eine Herausforderung ist, einen Thriller oder Horrorfilm mit wenig Kapital zu drehen", sagt Weiss. Es sei zwar schon öfter der Versuch unternommen worden, eine Komödie mit niedrigem Budget zu drehen. Doch Low Budget-Thriller seien ihm nicht bekannt. Außerdem reize es ihn besonders, der Webserie eine bayrische Note zu verleihen. Filmtipps werden von dem unerschrockenen Regisseur dennoch gegeben.

"Mich fasziniert es, wenn einem ein Schauer über den Rücken läuft, obwohl man noch gar nicht mit der gruseligen Gestalt konfrontiert wurde", sagt der ehemalige Truderinger. Inspiriert hätten ihn dazu die Horrorfilme "The Conjuring", "Orphan" oder auch "Friedhof der Kuscheltiere". "Meine Leidenschaft zum Filmen wurde mir im Sommerurlaub in Kalifornien bewusst", sagt Weiss.

Als Kind hat der Regisseur "Jurassic Park" nachgedreht

Im Alter von elf Jahren habe er sich dort mit seinen Eltern "Jurassic Park" angeschaut. In den Jahren zwischen zwölf und 15 sei für ihn klar geworden, dass er in der Medienbranche Fuß fassen möchte. Einer seiner ersten Versuche war es, "Jurassic Park" auf eigene Faust mit Freunden nachzudrehen. ,,Es lief jedoch eher bescheiden, was natürlich auch an den eingeschränkten Möglichkeiten hinsichtlich der damaligen Bildqualität lag."

Mittlerweile ist er Geschäftsführer der Filmproduktion "Weiss Entertainment", welche die Auftragsproduktion und die Eigenproduktion umfasst - und ist somit sowohl Regisseur als auch Produzent. Doch warum ausgerechnet Ebersberg? Bekannte und Freunde, so Weiss, würden heute noch dort wohnen, früher war Weiss des öfteren auf Rockkonzerten im Ebersberger Jugendzentrum. "Mich hat die Legende schon immer beschäftigt", sagt er. Interessant sei, dass die Legende so viele Leute dazu gebracht hätte, sich auf die Suche nach der weißen Frau zu machen. "Der Trubel, den ihre Geschichte ausgelöst hat, fasziniert mich sehr."

Manuel Weiss hat erkannt, dass die Basis für den Film vorhanden ist: Fans und Interesse gebe es definitiv. Mit der Idee zu einer Webserie habe er ebenfalls den Nerv der Zeit getroffen, in der immer mehr Menschen über das Netz statt im TV Serien schauen. Insgesamt soll es drei einzelne Folgen geben, jedoch können bei Bedarf noch weitere gedreht werden. "Ich möchte erst einmal sehen, wie die einzelnen Aufnahmen bei den Leuten ankommen." Im November haben die Dreharbeiten begonnen, für die Folgen eins und zwei waren fünf Drehtage notwendig gewesen.

Viel Geld durfte das Werk nicht kosten

Man dürfe schließlich nicht vergessen, so Weiss, dass er aus eigener Tasche in die Dreharbeiten investiere. "Das Ganze ist eben ein Low-Budget-Projekt", so Weiss. Doch das scheint dem Interesse keinerlei Abbruch zu tun. Bisher sei die Resonanz zum erst kürzlich veröffentlichten Trailer sehr positiv zu bewerten.

"Mit den Besetzungen für meine Webserie habe ich ins Schwarze getroffen, denn es ist nicht selbstverständlich, dass sich bereits bekannte Schauspieler für ein Projekt dieser Art zur Verfügung stellen", sagt Weiss. Die Rede ist von den Protagonisten Christoph Stoiber und Florian Günther. Die beiden Schauspieler seien bereits aufeinander eingespielt und hätten mehrere Filmrollen Seite an Seite besetzt. "Ich war mir unsicher, ob die beiden auf ein weiteres gemeinsames Projekt überhaupt Lust haben", erklärt Weiss. Sein Konzept scheint letztlich beide überzeugt zu haben - und nicht nur sie. Weiss' Tochter habe ebenfalls eine Rolle in der Webserie bekommen. Mehr, so Weiss, wolle er aber nicht verraten.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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