Gymnasium Grafing:Wenn Mussorgski auf Lady Gaga trifft

Lesezeit: 3 min

Junge Virtuosen: Die Geschwister Maya und Timotheus Lass sorgen beim Konzert des Grafinger Gymnasiums für Staunen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Chöre, Ensembles und Solisten gestalten ein buntes Weihnachtskonzert

Von Anja Blum, Grafing

Der Chef hält keine Rede an diesem Dienstagabend in der Stadthalle, sondern überlässt die Bühne sogleich den jungen Künstlerinnen und Künstlern. Und das ist auch gut so, denn was Schulleiter Paul Schötz zu sagen gehabt hätte, kann sich ohnehin ein jeder denken. Nämlich dass er stolz ist auf seine Schulfamilie, auf die vielen Talente, die sie fördert und denen sie an diesem Abend wieder einmal ein Podium bietet. Von der Bühnentechnik über die Moderation bis hin zu den Darbietungen: Alles an diesem Weihnachtskonzert des Grafinger Gymnasiums ist zuallererst dem Engagement von Kindern und Jugendlichen zu verdanken, die fleißig Musikunterricht nehmen, in Chören und Ensembles mitwirken, in der Theatergruppe oder im Arbeitskreis "Light & Sound". Alle gemeinsam haben sie ein gut zweistündiges Programm auf die Beine gestellt, das einer Schule wahrlich zur Ehre gereicht. Nur etwas mehr Weihnachtsstimmung hätte es gerne verbreiten dürfen.

Ganz am Ende, zum großen, emotionalen Finale, ist auf der Bühne kein Fleckchen mehr frei, denn dann präsentieren alle Sängerinnen und Sänger (Wahlkurs Chor und Unterstufenchor) gemeinsam mit dem Schulorchester "Star Carol", ein eher unbekanntes Weihnachtslied aus der Feder von John Rutter. Davor aber haben einzelne Talente und Ensembles die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Das Orchester unter der Leitung von Eva Wagner etwa empfängt die Gäste beschwingt mit einem Stück aus dem "Jahrmarkt von Sorotschinzy", einer Komischen Oper von Modest Mussorgski. Große wie Klein musizieren hier zusammen, ein paar Mädchen sind kaum größer als ihre Celli.

Dass es möglich ist, auch in jungen Jahren an einem Streichinstrument zu brillieren, beweist denn auch Maya Lass an der Geige: Die Fünftklässlerin spielt eine Sarabande von Carl Bohm und zeigt dabei erstaunliche Ausdruckskraft, von dramatisch bis fein. Am Klavier begleitet wird Maya von ihrem Bruder Timotheus Lass, neunte Klasse, der später noch solistisch glänzen wird: Mit einer Toccata von Andrej Eschpai lotet er kraftvoll die Klaviatur aus, dass es eine Freude ist. Zart und strahlend wie ein Engel hingegen musiziert Tamara Bodenmüller, die Neuntklässlerin bringt an der Harfe eine Passacaglia von Händel zu Gehör. Mit einem Solo für Staunen sorgt auch Amelie Sieben, sechste Klasse, sie kredenzt an der Geige eine Sonatine von Friedrich Kuhlau. Aber auch exzellente Vorbilder für die Jüngeren stehen bereit: Die Cellistin Marie Heuer (Q12) überzeugt als Solistin mit Kammerorchester sowie bei einer Dvořák-Bagatelle im Quartett mit ihren Altersgenossen Christian Glander und Johannes Lugmayr (beide Violine) sowie Paul Hacker am Klavier.

Offenbar relativ spontan tritt Johannes Schackow ans Marimbaphon, sein Auftritt hat es jedenfalls nicht mehr auf den Programmzettel geschafft. Flirrend-betörende Akkorde zaubert der Neuntklässler auf dem Stabspiel, ein Liebeslied sei das, sagt er. Denn Schackow hat an diesem Abend gleich mehrere Rollen: Er führt mit Thalie Schröter, zehnte Klasse, durch das Programm und ist als Schlagzeuger in diversen Ensembles zu hören. Gemeinsam mit Trompeter Fabian Vernickel und Saxofonist Lorenz Möllmann (beide Q 12) etwa spielt er das bekannte Silvesterlied "Auld Lang Syne" in einer ganz ungewöhnlichen Version der Brass-House-Band Too Many Zooz. Das macht Laune!

Seine ganz eigene Fassung von Schillers berühmter Ballade "Der Handschuh" - nämlich inklusive Dichterdisput und als Schattenspiel - präsentieret der Wahlkurs Theater samt Schülern der 5e. Eine Darbietung ganz nach dem Motto: kleine Mittel, große Wirkung. Dasselbe gilt für den Unterstufenchor, der mit dem Song "Pretty Shining People" von Georg Ezra einen so pfiffigen wie herzerwärmenden Auftritt hinlegt. Einen aktuellen Pophit, "Shallow" von Lady Gaga, hat sich der Wahlkurs Chor unter der Leitung von Simone Suski vorgenommen und meistert das Arrangement mit Bravour. Dass man am Grafinger Gymnasium aber nicht nur singen, sondern auch trommeln lernen kann, zeigen die Wahlkurse Percussion. Gerade die Älteren machen da schon mächtig Druck. Nicht groß, aber hörenswert ist die Big Band der Schule, die unter der Leitung von Julia Pangerl vier bekannte Stücke spielt, von "All I want for Christmas" bis "Hey Jude". Da darf man schon stolz sein.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: