Großer Beifall in Parsdorf:Unterhaltsame Turbulenzen

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Die bescheidene Frau Vogl muss einige Hebel in Bewegung setzen, um ihren geliebten Hund Toni zu retten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Brettlbühne Vaterstetten erfreut das Publikum mit ihrer neuen Produktion "Der Sturm im Wasserglas"

Von Katharina Güntter, Vaterstetten

Ein lautes Kuhglockengeläut unterbricht die fröhlichen und lauten Gespräche im Saal der "Alten Post". Die Stimmen senken sich, Bierkrüge werden abgestellt. Noch einmal ertönen die Kuhglocken. Der Saal wird still. Der Vorhang öffnet sich, das Spiel des Vaterstettener Theatervereins Brettlbühne beginnt. In den folgenden zweieinhalb Stunden entwickelt sich auf der Bühne ein "Sturm im Wasserglas". In der dreiaktigen Komödie von Bruno Frank kämpft die Markt- und Blumenfrau Frau Vogl um das Leben ihres Hundes und bittet Stadtrat Thoss um Gnade. Dieser wirft sie jedoch vor die Haustür, um ein Interview mit der "Nachtpost" führen zu können. Der couragierte Journalist Franz Burdach, der alles mitbekommen hat, schreibt einen Artikel über die unsoziale Einstellung des Bürgermeisterkandidaten Thoss. Es kommt zum Eklat, zu Demonstrationen, Spendensammlungen und schließlich zu einem Prozess.

Von der verarmten, bemitleidenswerten Frau Vogl (Carola Reith) bis hin zum unbarmherzigen Stadtrat Thoss (Martin Steger) können die Schauspieler in ihren Rollen fantastisch überzeugen. Martin Steger ist das erste Jahr bei der Brettlbühne dabei und zieht das Publikum mit der perfekt getroffenen, kaltherzigen Art in seinen Bann. Auch Andrea Roming passt ausgesprochen gut zu ihrer Rolle. Als arrogante Frau des Stadtratsfreundes Quilling wirkt sie allein schon durch ihre mindestens 1,80 Meter Größe hochnäsig.

Auch sonst sind die Rollen vortrefflich besetzt. So sieht beispielsweise Günter Ober mit Glatze und Bäuchlein so aus, wie man sich einen Magistratsdiener eben so vorstellt. Nicht nur die Rollenverteilung sitzt; auch das Bühnenbild und die Kleidung der Schauspieler sind gut inszeniert. Frau Vogl als gestandene Hausfrau in bäuerlichen Kleidern, die beim Gerichtsprozess auch mal die gute Hauswurst auspackt; daneben die feinen Damen der Gesellschaft mit Stolen aus Spitze und Pelz. Tief in die Rollen geschlüpft bringen die Darstellerinnen und Darsteller die vielen Witze des Stücks mit einer solchen Ernsthaftigkeit und Überzeugung rüber, dass das Publikum in regelrechte Lachsalven ausbricht. Trotz kleiner oder auch größerer Textunsicherheiten, die - gekonnt gelöst - das Publikum erneut zum Lachen bringen, hängen die Zuschauerinnen und Zuschauer an den Lippen der Akteure.

Neben all der Komik bekommt das Publikum auch noch Situationen geboten, die zum Nachdenken anregen. Als der Journalist (Robert Petschinka) seinen Artikel widerrufen soll, sagt er nur: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" und erinnert damit an die gleiche Situation, in der sich Martin Luther vor mehr als 500 Jahren befand. Doch das Stück hält noch andere Anspielungen parat. Neben dem Namen des Journalisten Burdach, der irgendwie an einen bekannten Verlag erinnert, tauchen auch noch andere Wortwitze auf.

Und weil das noch nicht genug ist, hat die Theatergruppe noch weitere Überraschungen im Stück, die das Publikum auch nach einem langen Abend mit zwei Pausen noch zum Schmunzeln bringen. Da kann man dem Wirt der Alten Post nur Recht geben: "Hut ab, was sie auf dieser Bühne zaubern."

Weitere Aufführungstermine sind immer freitags und samstags - 2. November, 8./9. November, 15./16. November sowie 22./23. November - um 20 Uhr im Festsaal der Alten Post in Parsdorf. Einlass ist um 18.30 Uhr. Die einzige Sonntagsvorstellung ist am 3. November um 18 Uhr, Einlass um 16.30 Uhr. Eintrittskarten gibt es bei Familie Drescher unter (0176)84 43 71 40 oder bei Papeterie Löntz in Baldham unter (08106) 67 69.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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