Grippewelle im Landkreis:Belastender Krankenstand

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Schnupfen, Fieber, Kopfweh: Zurzeit fallen in vielen öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen Mitarbeiter wegen Grippe oder Erkältungen aus.

Von Jan Linkersdörfer, Ebersberg

Husten, Kopfschmerzen, Fieber - die Krankheitswelle im Landkreis ebbt nicht ab. Ob in öffentlichen Stellen, im Nahverkehr oder im Gesundheitssektor - in fast allen Bereichen fällt mehr Personal aus als gewöhnlich. Die Kreisklinik hat mittlerweile Probleme, genügend Betten für die vielen Kranken bereitzustellen.

"Wir haben zur Zeit einen Krankenstand von 12,6 Prozent", erklärt Norbert Neugebauer vom Landratsamt. "Das ist sehr hoch." 56 Mitarbeiter sind hier aktuell krank gemeldet. Im Jahresdurchschnitt fielen rund vier Prozent der Mitarbeiter krankheitsbedingt aus, in den Wintermonaten durchschnittlich sieben Prozent. Dramatisch sei die Situation jedoch nicht, erklärt Neugebauer: "Jeder Mitarbeiter hat einen Vertreter. Der muss jetzt natürlich zusätzliche Aufgaben übernehmen und Prioritäten setzen. Dadurch dauert alles etwas länger. Wir sind aber arbeitsfähig."

Anders sieht die Situation zum Beispiel im Straßenbauamt aus. "Mir fehlt ein ganzer Arbeitstrupp", erklärt Frank Plate von der Straßenmeisterei Ebersberg. Aktuell haben sich sechs seiner Mitarbeiter krankgemeldet. "Die hat es richtig erwischt, das hört man schon am Telefon", berichtet er. Normal seien Krankmeldungen von bis zu einer Woche. "Im Moment zieht sich das aber alles in die Länge, viele der Kollegen fallen jetzt zwei bis drei Wochen aus." Gravierende Probleme gebe es durch den Personalausfall jedoch keine. "Im Moment müssen wir viele Winterschäden beseitigen. Durch die vielen Krankheitsfälle wird das länger dauern als sonst", sagt Plate.

Das Personal der Kreisklinik Ebersberg scheint von der Krankheitswelle weniger stark betroffen, berichtet der Leiter der Personalabteilung Martin Ellmaurer. "Wir haben keine besonders hohe Rate an Ausfällen", sagt er. Zwar treten momentan häufiger die typischen Erkältungskrankheiten auf, vereinzelt auch Grippekranke. Signifikante Unterschiede zu den Vorjahren gebe es jedoch keine, so Ellmaurer. "Wir haben immer wieder Engpässe beim Personal, das liegt aber an dem erhöhten Patienten aufkommen", berichtet er.

Das bestätigt auch Professor Thomas Bernatik, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin: "Die Wintermonate waren und sind sehr belastend für unsere Mitarbeiter." Das jedoch liege nicht an der Influenza. "Zur Zeit kommen sehr viele ältere Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen wie Bronchitis oder Lungenentzündung zu uns", sagt Bernatik. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Patienten im Januar um 20 Prozent. "Bettentechnisch bekommen wir da deutliche Probleme. Diesen Januar hatten wir 96 Patienten mehr in stationärer Behandlung als im vergangenen Jahr." Die wirklichen Influenzafälle hingegen seien verschwindend gering.

Medikamente, Nasenspray und Taschentuch: Diese Dinge gehören für viele Kranke zurzeit zum Tagesplan. (Foto: Arno Burgi/dpa)

Bemerkbar macht sich diese Entwicklung auch in den Apotheken im Landkreis. "Der Verkauf an Grippeimpfstoffen lief Anfang dieser Saison normal", berichtet Bernd Grünberg, der zwei Apotheken im Landkreis führt. "Einen deutlichen Anstieg erleben wir dafür aber bei den schleimlösenden Medikamenten oder hustenstillenden Mitteln wie Codein." Es seien vorwiegend Patienten mit Atemwegserkrankungen, die bei ihm einkaufen. "Im Moment haben wir einen deutlichen Anstieg der Kundenzahl."

Die hohe Zahl der Krankheitsfälle macht sich auch beim Busunternehmen Larcher bemerkbar. "Wir haben etliche, die im Moment krank sind. Einige von denen liegen richtig flach", erklärt Edith Harant, die Assistentin der Geschäftsleitung. "Im Büro sind die Ausfälle leicht zu überbrücken, bei den Fahrern sieht das anders aus", sagt Harant. Zur Zeit seien fünf Fahrer krank gemeldet, ein weiterer kündigte bereits an, dass er in den kommenden Tagen wohl ausfalle. "Besonders zu unseren Stoßzeiten im Schulbusverkehr bereiten uns die Krankheitsfälle Probleme", so Harant weiter. "Da hilft sogar der Chef mit aus und fährt die Schulbusse selber."

Das Busunternehmen Ettenhuber hingegen scheint von der Krankheitswelle weitestgehend verschont zu sein. "Wir haben zwar Krankheitsfälle, aber nicht mehr als sonst auch", erzählt der Chef Josef Ettenhuber. "Wir sind selber etwas überrascht." Vielleicht liege das aber auch an den Schutzmaßnahmen, die für die Fahrer dort getroffen werden: "Seit einigen Jahren sitzen unsere Fahrer in einer Art Glaskasten, der sie vor Übergriffen, aber auch vor Viren schützen soll. Das könnte der Grund sein, warum wir kaum Ausfälle haben."

© SZ vom 11.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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