Grass 21:Werbetour

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Welche Anliegen ihnen wichtig sind, haben die Jugendlichen auf Plakaten aufgeschrieben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Aktionsbündnis will sich mit einer Tour durch den Landkreis bekannter machen

Von Barbara Mooser, Grafing

Frieden, das ist das Thema, das Julia und ihre Freundinnen gerade besonders bewegt. "Immer Frieden" steht auf ihrem Plakat im Zentrum, daneben haben sie mit bunten Filzstiften ihre Namen geschrieben. "Keine Tiere töten", fordert ein anderes Mädchen, das mit Klassenkameradinnen gerade vor der Sofortbildkamera des Grafinger Jugendpflegers Himo Al-Kass posiert. An einem Tischchen nebenan produziert Felix Aschauer am laufenden Band Buttons, die die Jugendlichen selbst gestaltet haben. Und vor der Tür locken Zuckerwatte und Popcorn mit ihrem Duft auch noch diejenigen an, die sonst mit der Aktion weniger am Hut haben.

Das Aktionsbündnis Grass 21 will sichtbarer werden im Landkreis, auf sich aufmerksam machen, die Roadshow an der Mittelschule in Grafing ist da nur der Anfang. Alle weiterführenden Schulen hat das Team angeschrieben, ob man denn mal vorbeischauen dürfe; im vergangenen Jahr haben Aschauer, Al-Kass und ihre Mitstreiter auch einige Besuche bei Bürgermeistern im Landkreis absolviert, um ihre Arbeit vorzustellen. Nötig geworden war das auch deshalb, weil im vergangenen Jahr die Kritik an dem Bündnis zugenommen hat.

Gegründet worden war das Bündnis gegen Rassismus und Radikalismus 2011 als Reaktion auf eine offen aufblühende rechte Szene in Gemeinden Grafing, Aßling, Emmering und Frauenneuharting. Mit Hilfe von Projekten sollten die Jugendlichen selbstbewusst und stark gemacht werden, um rechten Verlockungen widerstehen zu können, dazu gab es umfassende Aufklärung über Rassismus und Radikalismus in Workshops, Diskussionsveranstaltungen und Filmvorführungen beispielsweise.

Gefördert wurde das zum einen durch die beteiligten Gemeinden, vor allem aber durch Mittel aus dem Bundesprojekt "Demokratie leben". Zwischen 65 000 und 100 000 Euro jährlich hatte Grass 21 für seine Arbeit zur Verfügung. 2015 stieg auch der Landkreis in die Förderung ein, mit der Maßgabe, dass Grass 21 dann auch seinen Aktionsradius auf den ganzen Landkreis ausdehnen müsse. Und hier hakte es gewaltig - jedenfalls nach Ansicht von Jugendamtsleiter Christian Salberg und Vertretern der zuständigen Ausschüsse. Die Förderung des Kreises von 15 000 Euro für das Jahr 2018 erhielt Grass 21 zwar dennoch, aber mit der Maßgabe, dass sich etwas ändern müsse. "Kritik spornt einen an, es künftig besser zu machen", sagt Himo Al-Kass dazu, ans Aufgeben habe niemand bei Grass 21 gedacht. Ein Problem sei unter anderem der große bürokratische Aufwand, der für die Projektanträge nötig sei. In den Gemeinden, in denen Grass 21 schon länger tätig ist, schätzt man das Aktionsbündnis. "Wir arbeiten sehr viel mit Grass 21 zusammen, das ist schon etwas, was uns im Schulalltag unterstützt", sagt etwa Rektorin Susanne Böhm von der Grafinger Mittelschule; große Stücke hält sie etwa auf die Kurse von Kickboxweltmeister Dominik Haselbeck, der den Kindern unter anderem vermittelt, wie man respektvoll und fair miteinander umgeht und wie wichtig Gemeinschaft ist. Auch die 15-jährige Julia lobt die Grass-21-Aktion am Montag: "Das ist sehr cool, mal was anderes."

Allerdings gibt es für das Aktionsbündnis auch Rückschläge: Eine groß angelegte Demokratiekonferenz, die am Freitag in der Grafinger Stadthalle stattfinden sollte, musste abgesagt werden. 500 Einladungen habe man landkreisweit verschickt, an die Politik, Vereine und Schulen, erzählt Aschauer, "leider gab es fast keine Rückmeldungen".

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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