Grafinger Landtagsabgeordneter:"Es war eine harte Prüfung"

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Fünf Operationen, viel Ungewissheit: Landtagsabgeordneter Thomas Huber über sein Kreuz mit dem Rücken

Interview von Barbara Mooser, Ebersberg

Das Bild spricht für sich: eine große Handvoll Schrauben, ausgebreitet auf einem weißen Tuch. Aus jedem der Sätze, die der Grafinger Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU) dazu auf seiner Facebookseite gepostet hat, spricht Erleichterung und Freude: Nach fünf Operationen am Rücken und vielen Monaten Rekonvaleszenz ist der 47-Jährige wieder "100 Prozent einsatzfähig", wie er selbst schreibt. Mit der SZ sprach er über die zurückliegenden Monate.

SZ: Ein beeindruckendes Sortiment an Schrauben hat man Ihnen da aus dem Rücken geholt - ist das Kapitel damit für Sie abgeschlossen?

Thomas Huber: Das ist jedenfalls mein sehnlichster Wunsch! Mit der letzten Operation vor drei Wochen wurden meine inzwischen überflüssig gewordenen Schrauben wieder entfernt. Das war sozusagen der "geplante Abschluss" des 14 Monate dauernden "Kapitels" meiner schweren Verletzung und die Bestätigung, dass nun alles verwachsen und verheilt ist - und ich wieder zu 100 Prozent einsatzfähig bin.

Sie waren mehr als ein Jahr gehandicapt - hat Sie diese Zeit verändert?

Fünf Operationen, dazwischen Krankenhaus- und anschließend Rehaaufenthalte, von heute auf morgen aus dem Alltag gerissen zu werden; das geht nicht spurlos an einem vorüber. Es war eine harte Prüfung für mich und für meine Familie, die mich geprägt und ja, sicher auch ein Stück weit verändert hat. Aber so schwer und so lang diese Zeit auch war: Ich glaube, dass ich in ihr auch viel Positives gelernt habe, das mir in Zukunft gerade in schwierigen Situationen helfen wird.

Politik gilt als ein hartes Geschäft. Wie geht man dort mit jemandem um, der aus gesundheitlichen Gründen nicht immer 100 Prozent der Leistung bringen kann, die man von ihm vielleicht erwartet?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass mich in dieser schweren Zeit so viele Kolleginnen und Kollegen durch Anrufe, Mails und auch Besuche unterstützt haben. Ilse Aigner hat mich, wie viele Parteifreunde aus dem Landkreis auch, mehrmals in der Klinik und in der Reha besucht, Ministerpräsident Markus Söder hat mich angerufen und zeigte auch nach meiner Rückkehr Verständnis für meine Situation. Viele Kollegen haben mit mir "mitgelitten", haben mich laufend über alles Wichtige informiert und soweit es ging, in den Gremien vertreten. Und natürlich haben mich auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet, wo es nur ging: Unsere Besprechungen fanden dann eben online statt oder wurden ins Krankenhaus verlegt. Außerdem konnte ich erfreulicherweise auch viele Bürgeranliegen online bearbeiten. Auch das hat mir geholfen, mich abzulenken.

Gab es Momente, an denen Sie fast verzagt haben?

Ja, die gab es immer wieder. Aber mit der großartigen Unterstützung meiner Familie und von Freunden, mit einer Portion Zuversicht, dem festen Willen wieder gesund zu werden und Gottvertrauen habe ich es geschafft. Allen, die mich in dieser schweren Zeit unterstützt haben, möchte ich sehr herzlich danken, vor allem natürlich meiner Frau und meinem Sohn.

Und umgekehrt: Gab es in dieser sicher sehr schwierigen Zeit auch gute Momente?

Die vielen Anrufe, Nachrichten über Social Media, die Besuche und vor allem die gute Nachricht nach der vierten OP, der Umstieg vom Rollator zu Krücken und dann zu Weihnachten endlich das Gehen ohne fremde Hilfe, motivierten mich, nie aufzugeben. Und jetzt nach der letzten OP war ich natürlich besonders erleichtert. Ich habe die Zeit auch genutzt, viel gelesen, mich mit Themen auseinander gesetzt, zu denen man im politischen Alltag nie kommt, selbst Artikel geschrieben und Antragsinitiativen in den Landtag eingebracht, die positiv aufgenommen und beschlossen wurden.

Thomas Huber sitzt seit 2013 für die CSU im Landtag. Er ist unter anderem Vorsitzender des Arbeitskreises Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration der CSU-Landtagsfraktion und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie des Bayerischen Landtags. (Foto: privat)

Haben Sie sich jetzt vorgenommen, vielleicht mehr auf Ihre Gesundheit zu achten?

Ja, und diesen Rat gebe ich gerne an alle Menschen weiter! Denn leider wird einem oft erst dann bewusst, dass die Gesundheit das Wichtigste ist, wenn man sie nicht mehr hat. Ich versuche deshalb, aus dem Erlebten zu lernen und eine bessere Work-Life-Balance zu finden. Dazu gehören auch Auszeiten, in denen man regenerieren und so wieder neue Kräfte sammeln kann.

Vor ungefähr einem Jahr haben Sie in der Reha sehr sehnsuchtsvoll ein Bild von einer früheren Bergtour gepostet und dazugeschrieben, das sei etwas, das Sie als erstes angehen wollten, wenn es wieder möglich ist. Schon eine Tour geplant?

Auch die Umsetzung solcher Ziele gehört zu meinem Reha- und Präventionsprogramm. Ich habe die letzten Monate dazu genutzt, mein tägliches "Bewegungs-Programm" zwischen Telefon- und Videokonferenzen zu steigern. Für den Juli habe ich schon meine erste kleinere Tour mit einem guten Freund im Chiemgau geplant, der dann noch weitere folgen sollen. Ich habe noch vieles vor - nicht nur an Bergtouren!

© SZ vom 08.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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