Grafinger Eisstadion:Die neue Kälteanlage ist da

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Ein bisschen wie eine Eiskanone sieht die neue Kältemaschine aus. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Im Grafinger Eisstadion beginnt der Aufbau der neuen Kälteanlage. Diese ist das zweite Großprojekt der neuen Bürger-Energiegenossenschaft BEG. Es sichert den Spielbetrieb des EHC Klostersee

Von Thorsten Rienth, Grafing

Effiziente Schraubenverdichter statt alter Kolbenkompressoren, zwei parallelbetriebene Verdichter für ein geringeres Ausfallrisiko, weniger Verschleißteile für geringere Wartungskosten. Rund 550 000 Euro investieren EHC Klostersee, die Stadt Grafing sowie der Landkreis Ebersberg in die neue Kälteanlage im Grafinger Eisstadion. Trotz der hohen Anschaffungskosten soll die Investition Stadt und Landkreis, die den Stadionbetrieb jährlich mit je 95 000 Euro bezuschussen, keine Mehrbelastung bringen. Am Montag hat die Installation begonnen.

Einfach mit dem Lastwagen ins Stadion fahren lässt sich die neue Kältemaschine nicht. Angeliefert wird sie deshalb in Modulen. Eins nach dem anderen Hebt ein Kran in den Bauch des Stadions. Erst dort setzen die Techniker das Aggregat dann zusammen.

Vor etwas mehr als einem halben Jahr war in Grafing und Ebersberg die Kaufentscheidung gefallen. Bis die ersten Teile nach Grafing transportiert waren und dort am Kran hingen, vergingen etwa acht Monate. "Von der Stange gibt es solche Anlagen nicht zu kaufen, im Prinzip ist das eine Maßanfertigung", erklärt EHC-Vorstand Michael Schunda. Das braucht Zeit.

Stadt und Landkreis teilen sich die Kosten

Wie dringend Grafing die Kältemaschine benötigt, war zuletzt im Herbst 2013 dramatisch deutlich geworden. Ausgerechnet zum Saisonbeginn benötigte die 30 Jahre alte Anlage eine dringende Reparatur. 76 000 Euro sollte der EHC Klostersee dafür bezahlen. Geld, das der Verein nicht hatte. Dass der Club nicht sofort in die Insolvent rutschte, war der Stadt Grafing und dem Landkreis Ebersberg zu verdanken. Sie übernahmen jeweils zur Hälfte die Reparaturkosten.

Weil klar war, dass neuerliche Reparaturen nur eine Frage der Zeit waren, kam die neue Anlage ins Spiel. Deren Anschaffung würde, auf die nächsten Jahre hochgerechnet, deutlich weniger kosten, als die teure Instandhaltung der alten. "Außerdem könnten sich die Betriebskosten durch die neue Technik in etwa halbieren lassen", rechnete der Klimaschutzmanager des Landkreises Hans Gröbmayr vor.

Das Problem war allerdings, dass weder Landkreis noch Grafing auf die Schnelle jeweils etwa eine Viertelmillion Euro locker machen konnten. Die Lösung ist deshalb die Ebersberger Energiegenossenschaft REGE. Sie stellt ein Fünftel der Investitionssumme bereit. Die verbleibenden 80 Prozent kommen von der Hausbank des EHC Klostersee.

Zunächst wird das Kühlaggregat in den Anbau des Eisstadions gehievt, um im September einsatzbereit zu sein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Damit beide ihre Unterschrift unter den Finanzierungsvertrag setzten, war aber noch eine langfristige Zusage des Betriebskostenzuschusses von Stadt und Landkreis nötig. Erst als sie im vergangenen Herbst vorlag, konnten sich Schunda und Kollegen an die Bestellung machen.

"Die Zusage ist ein starkes Zeichen für die Kooperation mit dem EHC Klostersee und seine Akzeptanz sowohl bei den Landkreisbürgern, als auch bei Politik und Verwaltung", betonte Schunda bei der Anlieferung am Montag klar. "Ohne diese langfristige Vereinbarung wäre das Projekt nicht möglich gewesen - man hätte das einzige Eisstadion im Landkreis Ebersberg aufgeben müssen."

Schunda zufolge soll sich die Anlage abhängig von den tatsächlichen Energiepreisen nach zehn bis 15 Jahren amortisieren. Konkret kauft der EHC die Kälte künftig über ein sogenanntes Contracting-Modell bei einer eigens eingerichteten Betreibergesellschaft. Sie garantiert wiederum im Gegenzug die Lieferung der Kälte. Pünktlich zum Start der neuen Saison im September soll es damit losgehen.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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