Rotter Straße 8:Finanzierung erneut gescheitert

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Grafing hatte sich bei der Städtebauförderung um Fördermittel für die Sanierung des VHS- und Musikschulgebäudes beworben - doch das Konzept überzeugte nicht

Von Thorsten Rienth, Grafing

Das Drama um das alte Grafinger Schulhaus an der Rotter Straße 8 nimmt kein Ende: Nun ist auch der Plan gescheitert, das seit acht Jahren größtenteils brandschutzgesperrte VHS- und Musikschulgebäude mit Mitteln aus der Städtebauförderung zu sanieren. "Es heißt leider: zurück auf Los", sagte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) am Donnerstag der SZ.

Die Stadt wollte neben der im Erdgeschoss beheimateten Jugendinitiative Grafing (Jig) einen Veranstaltungsraum einrichten. In den Stockwerken darüber sollten Sozialwohnungen sowie Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge entstehen. Die Geldspritze aus der Städtebauförderung einberechnet, waren die auf Grafing entfallenden Kosten zuletzt auf vergleichsweise niedrige 700 000 Euro veranschlagt worden.

Angedacht war eine Förderung aus dem "Investitionspakt Soziale Integration im Quartier 2017", einem gemeinsamen Programm von Bund und Freistaat. "Ziel (...) ist die Stärkung der sozialen Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den Städten und Gemeinden, um allen Bevölkerungsgruppen die Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen zu können." Die bloße Kombination aus Jugendtreff, Sozial- und Flüchtlingswohnungen sowie dem Veranstaltungsraum reichen nach Ansicht der beim Bayerischen Innenministerium entschiedenen Städtebauförderung nicht aus.

Grafing könnte den Plan zwar auch ohne die Mittel aus der Städtebauförderung umsetzen. Dann hätte die Stadt allerdings die kompletten Kosten - zuletzt waren 2,5 Millionen Euro veranschlagt - selbst zu bezahlen. Bei der Mehrheit im Stadtrat gilt dies als ausgeschlossen, zumal die Summe nur eine grobe Schätzung ist.

Das Jig ist zu einem Umzug bereit - aber nur in gleichwerige Räume

Deshalb beginnt nun auch wieder die Debatte um einen Umzug des Jugendtreffs aus dem "RO 8"-Erdgeschoss. "Natürlich taucht diese Option jetzt wieder auf", sagte Angelika Obermayr. Der Bürgermeisterin zufolge ist die Stadt gerade dabei, einen Termin mit dem Bauamt, den Jugendbeauftragten der Stadtratsfraktionen sowie dem Jig-Vorstand zu vereinbaren. Ursprünglich hätte es dabei lediglich um die Interimszeit der ursprünglich geplanten Sanierung gehen sollen. Aus aktuellem Anlass werde es aber nun auch um die langfristige Zukunft des Jugendtreffs gehen.

Das Gedankenspiel, das im Stadtrat bereits durchgespielt wird, sieht so aus: Ein ausgelagerter Jugendtreff würde die Planungsoptionen für eine künftige Gebäudenutzung rapide erhöhen. Und womöglich ließe sich mit einem erweiterten "RO 8"-Konzept doch noch irgendwie in die Quartiersförderung rutschen. An dieser Stelle schließt sich zudem der Kreis der Zwangspunkte, mit denen die Stadt bei jedweder Planung konfrontiert ist: Gemäß des Nutzungsvertrags muss sie den Jugendlichen "mindestens gleichwertige Räumlichkeiten" zur Verfügung stellen, sollten sie die Rotter Straße 8 verlassen müssen.

An diesen Kontext erinnerte am Donnerstag auch Jig-Vorsitzender Lukas Müller. Die Jugendinitiative sei auch weiterhin für einen Umzug offen. "Wenn die Kriterien erfüllt sind, können wir nach wie vor darüber diskutieren."

Kommentar
:Der nächste Schuss muss sitzen

Die Rotter Straße 8 ist eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Nachdem es nun für eine Sanierung auch nichts mit Mitteln aus der Städtebauförderung wird, wird es Zeit, dass der Stadtrat sich zu einer Entscheidung durchringt.

Kommentar von Thorsten Rienth

Das Ende dieser Diskussion dürfte allerdings in weiter Ferne liegen. Schon mehrmals hatte die Stadt in den vergangenen Jahren Ausschau nach einer neuen Bleibe für die Jugendlichen gehalten. Stets war die Suche mit dem Verweis auf nicht akzeptable Rahmenberingungen zu Ende - zu klein, zu teuer, zu weit außerhalb der Stadt.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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