Grafing:Sturm und Drang am Sommerabend

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Der musikalische Leiter Andreas Pascal Heinzmann wählt Stücke von Mozart, Haydn sowie Bartok und beweist damit ein gutes Gespür. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Serenade im Schloss Elkofen präsentiert sich mit einem glänzend aufgelegten Orchester, das mit Mozart, Haydn und Bartok die Fantasie beflügelt

Von Ulrich Pfaffenberger, Grafing

Je öfter man sich Konzerte anhört, die das Orchester Zorneding-Baldham bestreitet, desto mehr reift folgende Überzeugung: Andreas Pascal Heinzmann hat ein ausgesuchtes Talent dafür, seinem Ensemble genau jene Stücke aus der Literatur anzuvertrauen, bei dem die gut 40 Laienmusiker des Kulturvereins begeistert aufblühen. Das jüngste Sommerkonzert an diesem Wochenende hat das wieder nachdrücklich zu Ohren geführt. Wobei der Dirigent mit seiner Wahl "Mozart, Haydn, Bartok" für die Serenade nicht nur seinen Musikern, sondern auch dem Publikum eine große Freude bereitet hat: Denn für das sommerlich-schmucke Ambiente unter freiem Himmel von Schloss Elkofen war dieses Programm wie geschaffen, um Herzen zu öffnen und die Fantasie zu beflügeln.

Wie unmittelbar Musik den Einzelnen aus der Welt hinauszutragen, seine Sicht der Dinge zu verwandeln vermag, zeigte sich schon beim Auftakt des Konzerts, der Ouvertüre zu Figaros Hochzeit. Wer sich auf das inspirierte Spiel des Orchesters einließ und seine Fantasie von den starken Emotionen der Streicher und Bläser beflügelt fühlte, für den wurden die Mauern des alten Schlosses transparent. Der konnte hineinsehen und beobachten, wie sich die Festgesellschaft auf die Hochzeitsfeier vorbereitet, konnte die Erwartungen spüren, fühlte die Vorfreude auf den ersten Tanz. Das Orchester und sein Dirigent öffneten die Tür zu ihrem Kabinettsaal und zeigten sich von Beginn an glänzend aufgelegt.

Von jugendlicher Frische und Spiellaune erfüllt präsentierte sich anschließend Mozarts Divertimento D-Dur KV 131. Streicher- und Bläsergruppen erwiesen einander die Ehre eines konzentriert aufmerksamen Miteinanders. Hier haben erstgenannte noch einmal einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht und Balance erreicht. So erhielt die Komposition des 16-jährigen Meisters durchgängig jenes Maß an Sturm und Drang in den schnellen Sätzen, das dem gedankenvollen und feinsinnigen Adagio und Menuett einen kontrastreichen Rahmen gibt. Die Glanzlichter setzten dabei die fast makellosen Hörner und die exquisite Soloflöte sowie, vor allem im vierten Satz, der süffige, herzerwärmende Sound der Cello-Bass-Gruppe.

Ein Meisterstück an Disziplin und Konzentration lieferte das Orchester nach der Pause mit Joseph Haydns Symphonie C Dur Nr.82 "L'ours", der "Pariser Sinfonie". Meisterstück aus zwei Gründen: Vom ersten bis zum letzten Takt spielte das Ensemble sehr bündig, in sich geschlossen; die wechselnden Dynamiken setzte es verlässlich in die Tat um - und wirkte dabei dennoch entspannt, frei von Zwang. Es ist eines jener Stücke, dem anzumerken ist, dass die Musiker im Lauf der Proben den Respekt vor dem technischen Anspruch abgelegt und Begeisterung, wenn nicht gar Liebe für das kompositorische Geschenk entwickelt haben, das sie ihrem Publikum auspacken dürfen. Kunstvoll werden die eher stillen Stellen herausgearbeitet, lustvoll die kraftvollen Akzente gesetzt, ein wahres Vergnügen in der Freiheit unterm offenen Himmel. Da hat der Dirigent klug gewählt, geschickt Trompeten und Pauke aus dem Spiel genommen, seinem Ensemble den Geist des Werks nahe gebracht. Kurzum: Er hat Großes geleistet.

Die abschließenden "Rumänischen Volkstänze" von Bela Bartok erlebten den Schwung und die innere Freude eines Ensembles, das sich für seine bravouröse Leistung am Werk eines alten Meisters bereits belohnt sieht. Getragen von Leidenschaft und innerem Feuer brachte das Orchester das Tänzerische zum Tragen, berauschte sich am satten Filmorchester-Sound mit einer Prise Gershwin, die von den glänzend aufgelegten Klarinetten eingestreut wurde. Im Repertoire des Orchesters ist Bartok neu. Eine Bereicherung, nach dem, was im Innenhof von Schloss Elkofen zu hören war - und wie es vom Publikum mit Applaus bekräftigt wurde. Davon bitte mehr.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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