Grafing:Straße zu, Laden dicht

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Schon jetzt geht es in der Grafinger Lederergasse eng zu. Mit Eröffnung der Ostumfahrung könnte das noch schlimmer werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafinger Geschäftsleute an der Lederergasse fürchten, dass bei einer Sperrung die Kundschaft ausbleibt. Auch Ampeln, die den Verkehr am Nadelöhr des Marktplatzes regeln sollen, finden wenig Anklang

Von Thorsten Rienth, Grafing

Eine Mehrheit der Grafinger hat im Dezember 2008 per Bürgerentscheid für den Bau der Ostumfahrung gestimmt. Nun, wo die Verkehrsfreigabe näher rückt, und mögliche Auswirkung der Trasse auch auf die kleineren Straßen im Ort deutlicher werden, nimmt das Wehklagen zu. Wie nun aus einem Areal um Lederergasse, Rotter Straße und Mühlenstraße. Grafing solle sich vom Straßenbauamt keine Ampelregelung an der Marktplatz-Ostseite vorschreiben lassen, war die zentrale Forderung von Anliegern und Geschäftsleuten am Montagabend im Grafinger Rathaus.

Dorthin hatte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) die Betroffenen eingeladen. Einerseits wollte die Stadtverwaltung die geplanten Ampeln samt Schaltung an jener Ecke vorstellen, wo auf wenigen Metern Münchner und Rotter Straße sowie die Lederergasse auf den Marktplatz stoßen. Andererseits wollte die Rathauschefin ein Stimmungsbild aus der Nachbarschaft einholen zur - mit den Ampeln einhergehenden - mindestens teilweisen Sperrung der Lederergasse. Letzteres ist nach Ansicht der Verkehrsplaner nötig, damit die neuen Ampeln am Marktplatz überhaupt effektiv geschaltet werden können.

Das birgt Konfliktstoff. Anfreunden konnten sich die Anwohner nämlich weder mit den Ampeln, noch der Lederergassen-Sperrung. "Wenn die Straße zu ist, kann ich zu machen!", schimpfte Walter Koppitz, der in der Lederergasse ein Schuhgeschäft betreibt. "Da fährt doch keiner mehr zu uns rein." Allenfalls eine einseitige Sperrung könnte er sich vorstellen. Dann wäre die Einfahrt vom Marktplatz her erlaubt, aber nicht mehr andersherum.

Zahlreiche Wortmeldungen aus der Runde zweifelten Sinn und Zweck der Ampeln grundsätzlich an. "Das führt doch nur dazu, dass die Autos ausweichen - und zum Beispiel über die Kellerstraße oder Blumenweg einen Schleichweg aufmachen", klagte eine Anwohnerin. Ein anderer befand: "Die Staus sind doch überhaupt nicht so lang, dass wir die Ampeln bräuchten, die sind überflüssig!"

Dieser Eindruck mag aktuell noch entstehen. Die Verkehrsprognosen für die Zeit nach der Eröffnung der Ostumfahrung lassen aber anderes vermuten. Während die Trasse die Münchner und die Wasserburger Straße deutlich entlastet, soll sich mit gut 1600 Fahrzeugen pro Stunde in Spitzenzeiten der Verkehr in der Rotter Straße verdoppeln. Weil sie dann regelrecht verstopften - und dies erst recht Schleichverkehr fördere - sind die Ampeln für die Verkehrsplaner unverzichtbar.

Die Entscheidung über die Ampeln liege obendrein nicht bei der Stadt, betonte Bürgermeisterin Angelika Obermayr, sondern beim Straßenbauamt. Am Credo der Runde änderte das nichts. Es solle doch lieber fürs Erste alles so bleiben wie es ist. "Und dann schauen wir mal, wie schlimm es wirklich kommt." Ganz von der Hand zu weisen ist diese Sichtweise nicht. Die Prognosen für die Auswirkungen der Ostumfahrung auf die einzelnen Grafinger Straßen - und damit auch für die Verkehrsbelastung in der Rotter Straße - sind alt. Sie basieren auf Annahmen aus dem Jahr 2009.

Eine größere Entscheidungsfreiheit um den Marktplatz herum, etwa den auch am Montagabend wieder formulierten Wunsch nach einem Durchfahrtverbot für Lastwagen, kann allenfalls langfristiges Grafinger Ziel sein. Noch sei der Ortskern mit seinen dort zusammenlaufenden Staatsstraßen aus verkehrstechnischer Sicht von übergeordneter Bedeutung, erläuterte Bauamtsleiter Josef Niedermaier. "Da können wir nicht einfach machen, was wir wollen." In ferner Zukunft könnte das anders aussehen. Mit der Ostumfahrung ist immerhin schon einmal die Staatsstraße 2080 vom Marktplatz weg. Wenn nun auch noch die Aiblinger Straße einmal im Westen des Baugebiets "Aiblinger Anger" vorbeiführt und der Verkehr vom Süden über Grafing-Bahnhof und Nettelkofen fließt, wäre der Marktplatz staatsstraßenfrei. Bis dahin wären die umstrittenen Ampeln an der Münchner und Rotter Straße freilich längst gebaut.

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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