Grafing:Nun weicht des Winters strenge Macht

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Frühling liegt in der Luft - und Musik auch, jedenfalls beim gelungenen Frühjahrskonzert des Gymnasiums Grafing. (Foto: Christian Endt)

Orffs "Carmina Burana" und andere Werke erklingen beim Frühjahrskonzert des Grafinger Gymnasiums

Von Peter Kees, Grafing

"Wissenschaftlich gesehen wären die wichtigsten Schulfächer Musik, Sport, Theaterspielen, Kunst und Handarbeiten", hat einmal der renommierte Hirnforscher Manfred Spitzer behauptet. Das Gymnasium Grafing muss diesen Satz irgendwie beherzigt haben, zumindest, wenn man das Frühlingskonzert der Schule in der Stadthalle gehört hat. Denn, das, was die jungen Musiker und Musikerinnen dort auf die Beine gestellt haben, verdient große Anerkennung: ein Programm, das Fantasie, Kreativität, Können und Freude am Musizieren in sich vereint.

Schon die Eröffnung mit Rossinis Ouvertüre "Der Barbier von Sevilla" durch das Orchester des Gymnasiums ließ aufhorchen. Musizierten die Schüler hier doch ein Stück anspruchsvoller Literatur. Freilich klang deren Spiel nicht wie das eines Profi-Orchesters - da geht schon mal was daneben, auch die Intonation könnte mitunter sauberer sein - doch das ist auch nicht der Anspruch eines solchen Ensembles. Den Anspruch, den Schulmusikerin Eva Wagner offensichtlich hat, ist, junge Menschen praktisch an das klassische Repertoire heran zu führen. Das ist ihr gelungen. Ein Schüler oder eine Schülerin spielt ein solches Werk sicher nicht all zu oft, hängen bleibt aber auf jeden Fall etwas.

Auch ihrer Kollegin Simone Suski ist das gelungen. Im zweiten Teil des Konzertes führte sie mit den Gymnasiasten, verstärkt durch Mitglieder der Musikschule, Auszüge aus Carl Orffs "Carmina Burana"auf. Eine stattliche Anzahl an Sängern und Musikern hatte sich da auf der Bühne versammelt: Zum großen Schulchor (Einstudierung: Simone Suski), den Kinderchor der Musikschule (Einstudierung: Martin Danes) und den Unterstufenchor (Einstudierung: Eva Wagner) gesellten sich zwei Pianisten, sechs Schlagwerker, sechs Bläser und ein Streichquartett. Nicht nur deren "O Fortuna" klang überzeugend. Der junge Bariton Sebastian Lugmayr, die Sopranistin Maria Ganslmaier und der Sänger und Chorleiter Martin Danes traten dabei als gut besetzte Gesangssolisten auf.

Um den Frühling sollte es also gehen. Da sind Orffs "Carmina Burana" mit ihren poetischen Texten und lyrischen Melodien eine gute Wahl. Aber auch das eine oder andere Stück, das sonst noch aufgeführt wurde, entsprach dem nahenden Frühlingsgefühl. Nach dem Entree durch das Schulorchester trat der Kinderchor der Musikschule unter Leitung von Danes mit einem Schlager aus den Sechzigern, "Leaving On A Jet Plane", auf. Unter Leitung von Hedwig Gruber brachte im Anschluss die Klasse 6 b zusammen mit Schülern der Q 11 und Q 12 mit dem Gassenhauer "Aux Champs d´Elysées" eine französische Frühlingsbrise in die Stadthalle; einige Schüler trugen dabei sogar Baskenmützen.

Schlagzeuggruppen erfrischten mit fetzigen Darbietungen, ebenso die swingende Big Band der Schule unter Leitung von Paul Schötz. Und sogar eine Demonstration gab es: Der Unterstufenchor, die Integrationsklasse 8 g, die Klasse 7 e, der Große Chor sowie Schüler des Orchesters und der Big Band verwandelten sich zu Klimabotschaftern: Während sie einen gegen den Klimawandel intonierten, singend zum Handeln aufforderten, zogen andere mit großen Pappbäumen durchs Publikum, auf denen zu lesen war: "Plant a Tree" und "Clean the Air". Aus dem Chor wurden dazu zwei Erdkugeln hochgehalten. Deutlicher kann die junge Generation nicht werden, schließlich geht es um ihre Zukunft. Und dann war da noch ein optischer Frühlingszauber. Der Wahlkurs "Bewegungskünste" inszenierte hinter einem Gazevorhang eine kleines Schattenspiel: Aus gymnastischen Übungen ließen die Schüler hübsche Bilder entstehen, turnten auf Bällen, jonglierten oder bildeten akrobatische Figuren. Unterhaltsam moderiert wurde das Programm von Jakob Skudlik aus der 9 d, unterstützt von Fiona Banzer und Ines Welm. Die Texte dazu hat der Wahlkurs Rezitation geschrieben.

Spitzer hat Recht! Musik, Sport, Theaterspiel und Kunst sollten zu den wichtigsten Schulfächer avancieren. Nicht nur in Grafing.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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