Grafing:Neues Gutachten nötig

Lesezeit: 2 min

Altdeponie Bruck muss möglicherweise saniert werden

Von Anja Blum, Grafing

"Die vorliegenden Ergebnisse reichen für eine eindeutige Abschätzung leider nicht aus." So lautet das ernüchternde Fazit des Wasserwirtschaftsamts zu einer ersten Detailanalyse der "Altdeponie Bruck" südlich von Schammach. Unter grünem Gras lagert dort seit 50 Jahren Hausmüll aus Grafing, weswegen die Stadt verantwortlich ist für diese Altlast. Insgesamt müsse das Schadstoffpotenzial der Ablagerung als sehr hoch eingeschätzt werden, urteilt die Behörde weiter, allerdings lasse sich dieser Verdacht durch die nun erstellte Detailuntersuchung - aufgrund schwieriger Bedingungen vor Ort - weder bestätigen noch widerlegen.

Im Zentrum steht also weiterhin die Frage, ob und in welchem Umfang die in der Altdeponie vorhandenen Schadstoffe ins Grundwasser gelangen. Polychloriertes Biphenylen, Benzol, Toluol, Xylol sowie Arsen und Schwermetalle: Die allesamt hochgiftigen, erbgutschädigen oder krebserregenden Substanzen hatte das Rosenheimer Wasserwirtschaftsamt 2011 bei einer sogenannten Vorerkundung in der Altdeponie festgestellt. Nun soll eine neue Untersuchung mit zusätzlichen Messstellen weitere Bereiche erfassen und klären, "ob eine Grundwasserbelastung vorliegt, die weitere Maßnahmen notwendig macht".

Eine Sanierung der Altdeponie ist also immer noch nicht vom Tisch. Damit aber eine solche Grafing nicht in ein finanzielles Desaster stürzt, hat der Stadtrat nun einem Zuschussvertrag mit der Gesellschaft zur Altlastensanierung Bayern zugestimmt. Dieser Fonds übernimmt die Kosten für solche Maßnahmen, allerdings erst ab etwa 150 000 Euro. Alles, was darunter liegt, muss der Verursacher selbst zahlen. Im Fall Grafings wurden bislang 24 000 Euro für die erste Detailuntersuchung aufgewendet, die zweite wird etwa 33 000 Euro kosten. "Das heißt, wir sind noch lange nicht über der entscheidenden finanziellen Marke", sagte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne), "doch wenn die Deponie tatsächlich saniert werden muss, werden wir froh sein um diese Absicherung".

Wenig überzeugt davon, dass eine Sanierung notwendig ist, zeigte sich CSU-Stadtrat Max-Emanuel Graf von Rechberg. Vielmehr appellierte er an das Gremium, "ganz genau zu schauen, was da tatsächlich fließt", bevor man teure Maßnahmen ergreife. Schließlich habe es an dieser Stelle nie Probleme geben - obwohl der Müll dort ja schon seit Jahrzehnten liege. "Ich glaube nicht, dass die Umwelt da Schaden nimmt." Christiane Goldschmitt-Behmer von den Grünen hingegen verteidigte das Vorgehen: "Jeder hofft, dass da wenig Gift drin ist, aber es kann auch sein, dass da ganz viele Farbkübel, Kühlschränke und Autos entsorgt wurden." Und um das genau zu klären, werde nun eben das zweite Gutachten erstellt. Und auch die Bürgermeisterin bezog klar Position: "Schadstoffe sind nicht verhandelbar."

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: