Pfarrgemeinderat:Moderator gesucht

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Vorgänger Hermann Schlicker war zuletzt glücklos bei der Renovierung der Pfarrkirche. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Pfarrgemeinderat hofft nun auf einen Dialog zwischen Kritikern und Befürwortern der Renovierung von St. Ägidius

Von Michael Haas, Grafing

"Engagiert, leidenschaftlich und manchmal schwierig": Hans Rombeck überlegt nicht lange, wenn man ihn fragt, wie er den Pfarrverband Grafing beschreiben würde. Besonders betont der langjährige Pfarrgemeinderat die Vielzahl an engagierten Ehrenamtlichen. Ob bei Kolping, Tafel, Frauengemeinschaft oder den Ministranten - die Aktionen der vielen Gruppen füllen alle zwei Monate die Pfarrverbandsnachrichten "Don Quichotte". Gute Voraussetzungen also für den neuen Stadtpfarrer Anicet Mutonkole-Muyombi, der Ehrenamtliche als "Reichtum" sieht und die Bedeutung der Laiengremien Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung betont. "Ohne Ehrenamtliche kann der Pfarrer alleine die Arbeit nicht schaffen", sagt er. Besonders positiv hat sich das ehrenamtliche Engagement in den vergangenen Jahren in der Ökumene gezeigt. Zweimal organisierte der Pfarrverband gemeinsam mit der evangelischen Kirche und den Siebenten Tag Adventisten eine Lange Nacht der Kirchen, an der mehr als 400 Menschen mitwirkten. Aber auch eine ganze Reihe ehrenamtliche Leiter von Wortgottesdiensten und mehrere Musikgruppen sorgten dafür, dass dem früheren Stadtpfarrer Hermann Schlicker der Abschied im Sommer 2014 nicht leichtfiel. In mehr als dreizehneinhalb Jahren im Pfarrerverband hatte er allerdings auch gemerkt, was Rombeck mit "leidenschaftlich und manchmal schwierig" meint. Und nicht alle Konflikte endeten durch Schlickers Weggang.

Mit der anstehenden Innenrenovierung der Pfarrkirche St. Ägidius wird sich nun der neue Stadtpfarrer beschäftigen müssen. Deren Planung durch Ordinariat, Kirchenverwaltung und Schlicker hatten schon vor über einem Jahr scharfe Kritik von Gläubigen hervorgerufen. Vielen fehlen die seit 2009 eingelagerten Heiligenfiguren, auch über die künftige Gestaltung des Innenraums herrscht Uneinigkeit. Schon im vergangenen Jahr wurde den Verantwortlichen in anonymen Flugblättern Geltungssucht und Geldverschwendung vorgeworfen. Im Januar folgte dann eine neue Runde in der Diskussion: Gläubige kritisierten den Einbau eines neuen Aufzugs in der Pfarrkirche als "entstellend" und "verunstaltend" - wieder anonym.

Die Stimmung war vergiftet, auch der vom Ordinariat vorübergehend ernannte Pfarradministrator, der Ebersberger Pfarrer und Dekan Josef Riedl, konnte die Situation zunächst nicht beruhigen. Im Februar wurde dann dem langjährigen Mesner von St. Ägidius gekündigt. Seitdem ist es im Pfarrverband nach außen hin ruhig geblieben, wohl auch, weil die Planung der Innenrenovierung vom neuen Pfarrer abhängt. "Er fängt neu an und ist vollkommen unbelastet", sagt Rombeck. "Das ist für ihn und die Gemeinde eine große Chance." Der langjährige Pfarrgemeinderat hofft nun auf einen Dialog zwischen Befürwortern und Kritikern der Renovierung.

Es geht also wieder los, nach einem schwierigen Jahr für die Pfarrei. Weil zu wenige Pfarrer übrig waren, hatte das erzbischöfliche Ordinariat den Grafingern vorübergehend Dekan Riedl als Pfarradministrator zur Seite gestellt und für einige Monate Pfarrvikar Markus Moderegger in die Gemeinde gesandt. Außerdem habe Gemeindereferentin Maria Ringlstetter der Pfarrei "mit bemerkenswerter Stärke und Ruhe" durch die schwierige Zeit geholfen. Durch die drei, sagt Rombeck, "ist ein bisschen Ruhe reingekommen." Vorerst vermutlich.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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