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Windkraftanlage in Oberbayern: Das Geld, das die EU mit Öko-Anleihen aufnimmt, soll Klima- und Umweltschutz finanzieren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafing will städtisches Klimaschutzkonzept festzurren

Von Thorsten Rienth, Grafing

Gleich drei Mal geht es in der Sitzung des Grafinger Stadtrats an diesem Dienstagabend, 14. März, um den Klimaschutz: Zuerst um den Beschluss über ein Grafinger Klimaschutzkonzept. Dann um die Stelle eines Grafinger Klimaschutzmanagers, und am Ende um einen Klimaschutz-Grundsatzbeschluss.

Das Klimakonzept ist die wohl weitreichendste Entscheidung davon und so etwas wie der Grafinger Fahrplan zur Energiewende. Studierende des Studiengangs Business Management & Entrepreneurship Renewable Energy der Hochschule Weihenstephan hatten den Plan in Zusammenarbeit mit der Energieagentur im Ebersberger Landratsamt erstellt. Auf 120 Seiten schlüsselt er auf, welche Maßnahmen vor den spezifischen Grafinger Gegebenheiten Sinn machen.

In Sachen Stromerzeugung schlägt die Untersuchung beispielsweise ein Bürgerprojekt einer Photovoltaik-Freiflächenanlage vor sowie zusätzlich eine Dachflächenanlage auf einer neuen Überdachung des P+R-Parkplatzes in Grafing Bahnhof. Auch auf den Dächern des Grafinger Gymnasiums bestünde Potenzial für eine Dachanlage. Gehören derartige Projekte in die Kategorie der konventionellen Ansätze, befindet sich mit einem virtuellen Kraftwerk auch wahrlich Innovatives in dem Konzept. Dahinter steckt ein intelligentes Lastmanagement, das den aktuellen Strombedarf und die Stromerzeugung aus unterschiedlichen erneuerbaren Energiequellen in Einklang zu bringen versucht. Im zweiten Schwerpunkt fokussiert das Konzept die Erzeugung und den Verbrauch von Wärme. Großes Potenzial bescheinigt die Studie außerdem der sogenannten quartierbezogenen Sanierung. Ausgehend von der Annahme, dass Areale in der Vergangenheit immer in einem Zug entwickelt wurden, müsste doch auch Bauweise und Energieeffizienz der einzelnen Gebäude in etwa gleich sein. Sinnvollerweise sollte dann auch ihre anstehende Sanierung aus einem Guss geplant sein.

Weitere Stichpunkte des Wärme-Pakets sind strengere Vorgaben bei Neubaugebieten, ein stärker mit Solarthermie beheiztes Freibad, ein im Sinne des Klimawandels nachhaltiges Erweiterungskonzept fürs Gewerbegebiet sowie ein sowohl geografisch als auch funktional erweitertes Nahwärmenetz. Denkbar ist dem Konzept zufolge zudem, das Netz in den warmen Monaten zur Kühlung zu verwenden und so den Einsatz von Klimaanlagen zu reduzieren.

Gesetzt den Fall, dass der Stadtrat das Konzept beschließt, befasst sich das Gremium gleich im Anschluss mit dem städtischen Klimaschutzmanager. Die Entscheidung über die neu zu besetzende Stelle sollte eigentlich schon in der vergangenen Sitzung gefällt werden. Weil einer Mehrheit noch Details zum Klimaschutzkonzept fehlten, kippte der Stadtrat das Thema jedoch von der Tagesordnung. Zumindest eben diese Begründung dürfte am Dienstag nicht mehr ziehen.

Anschließend folgt die Beratung über einen Grundsatzbeschluss zum Klimaschutz, der vom Bündnis für Grafing (BfG) kommt. Demnach soll das Ziel, bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden, bei künftigen Stadtratsentscheidungen zwingend zu berücksichtigen sein. Teil des Beschlusses muss laut BfG ein verbindlicher Zeitplan sein, in dem die im Klimaschutzkonzept genannten Maßnahmen abgearbeitet werden. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Rathaus und ist öffentlich.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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