Grafing:Lokal und medial

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"Artcodix" aus Grafing kreiert Online-Präsenzen

Von Max Nahrhaft, Grafing

So stellt sich der Laie das klassische Startup vor: Zwei junge Männer, sie kennen sich schon seit der Studentenzeit, machen irgendwas mit Technik. Danach schaut es auf den ersten Blick auch aus bei Michael Bayr und seinem Partner Sebastian Rupp. Sie haben vor zwei Jahren das Unternehmen "Artcodix" gegründet und verdienen inzwischen Geld damit.

Doch der Ausdruck "irgendwas mit Technik" wäre ihnen zu unpräzise. "Ich entwickle Software für Menschen und nicht für Maschinen", ist Bayr auf dem anschaulichem Internetauftritt zitiert. Und genau das ist auch eines der Arbeitsfelder: Artcodix lässt sich in die Kategorie der IT-Unternehmen einordnen und befasst sich hauptsächlich mit Online-Präsenzen.

Konkret hat das Duo zum Beispiel ein Anmeldeportal für Messeaussteller geschaffen, das möglichst benutzerfreundlich sein sollte, aber auch die Möglichkeit bieten, Daten auszuwerten und Umfragen zu begutachten. Eine andere Software-Dienstleistung der beiden Unternehmer heißt "360° sense", mit der sie nach eigenen Angaben eine kleine Revolution für Produktansichten im Internet angestoßen haben. Bayr sagt: "Damit können wir 360-Grad-Ansichten ermöglichen, die schnell und responsiv sind." Bayr und Rupp lieferten nicht nur die Idee, sondern schufen auch eine Plattform, mit der die Webanwendung benutzerfreundlich und schnell verwaltet werden kann.

Angefangen hat das ganze zu Studienzeiten und ohne fremdes Kapital - und dabei soll es auch bleiben. Das Studium ist zwar inzwischen abgeschlossen, aber die Finanzierung stemmen die beiden Gründer immer noch selbst. Obwohl in der IT-Branche die Kosten geringer sind als in vielen anderen Bereichen, ist dies trotzdem außergewöhnlich. "Wir wollten uns nie durch Fremdkapital von einem Business-Angel abhängig machen", meint Bayr. Darunter versteht man eine Person, einen Investor, der sich finanziell am Startup beteiligt und die Existenzgründer mit Wissen und einem Netzwerk unterstützt.

Der Firmensitz ist im Unterschied zu vielen anderen Software-Unternehmen, die aus dem Landkreis abgewandert sind, immer noch in Grafing. Bayr und Rupp sind dort geblieben, weil der Standort viele Vorteile mit sich bringt. "Wir sind die einzigen in Grafing, die so etwas machen, und haben dadurch eine realistische Chance, uns langfristig zu profilieren", sagt Bayr. Viel wichtiger findet er aber etwas anderes - nämlich die Idee: Ein guter Standort, günstige Büroräume und ein solides Netzwerk wie in Grafing hätten keinen Nutzen, wenn das Gedankengut fehle.

Michael Bayr findet aber auch Grund zur Kritik: "Mir ist zwar bewusst, dass Steuern, Haftungsfragen und die Bürokratie nicht vernachlässigt werden dürfen, aber das ist oft eine große Bremse bei der Ideenfindung. Das glaubt man gar nicht." Daher fordert der Firmengründer bei der Politik eine Sensibilisierung für die bürokratischen Hindernisse. Trotz aller Kritik sind Bayr und Rupp aber zufrieden mit ihrer jetzigen Situation: Sie arbeiten beide in Vollzeit in ihrem eigenen Unternehmen - und können gut davon leben. Das hätten sie sich vor zwei Jahren wohl noch nicht träumen lassen.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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