Grafing:Lob- und Spottlieder aufs Bier

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Bier ölt die Stimmbänder: Dies jedenfalls konnte man beim gemeinsamen Singen von Volksliedern zum Thema im Museum Grafing erleben. (Foto: Christian Endt)

Beim volksmusikalischen Abend rund um das bayerische Grundnahrungsmittel im Museum Grafing singen die Besucher mit Inbrunst wie einst im Wirtshaus

Von Peter Kees, Grafing

Das Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern hat anlässlich der diesjährigen Bayerischen Landesausstellung "Bier in Bayern" in Aldersbach ein Liederbuch herausgegeben, in dem das bayrische Grundnahrungsmittel aus Hopfen und Malz zum 500. Geburtstag des Reinheitsgebots musikalisch gewürdigt wird. Eine hübsche Sammlung volkstümlichen Brauchtums rund um das edle Nass ist da entstanden. Neben Noten und Liedtexten enthält das Heft auch Bilder und Abhandlungen über das Bierbrauen, Ausschenken und Trinken. Verantwortlicher Miturheber dieser Broschüre ist Ernst Schusser, Leiter des Volksmusikarchivs beim Bezirk Oberbayern.

Nun trifft es sich, dass im Museum der Stadt Grafing noch bis Sonntag eine Ausstellung zu sehen ist, die sich ebenfalls mit dem Bier beschäftigt, "Hopfen und Malz, Gott erhalt's - aus der Geschichte der Grafinger Brauereien." Was lag da näher, als auch dort unter Leitung von Ernst Schusser ein Loblied aufs Bier zu singen. Das Liederbüchlein gab da natürlich den Ton an. Begeistert stimmten die Besucher Schnaderhüpferl, Gstanzl und Volkslieder an. Denn darum ging es eben auch an diesem Abend rund ums Bier: um gemeinsames Singen schöner Volkslieder. Etwas, das früher in den Wirtshäusern gang und gäbe war. Unterstützung gab es dazu von Kreisheimatpfleger Markus Krammer an der Zither und einer Gitarristin.

Natürlich begann alles mit einem Prost, schließlich kredenzte man zu den Liedern auch süffiges Bier, gestiftet von der Grafinger Brauerei Wildbräu. Der Biergenuss steigerte die stimmliche Inbrunst gewaltig. Alle waren begeistert und sangen kräftig mit. Tief bayrisch klang es, häufig im Zwei- oder Dreivierteltakt, mit schlichter Harmonik und eingängiger, munterer Melodik, aber gut gewürzt mit Texten zum Derblecken. Denn Spottgesänge sind diese Gstanzl mitunter eben auch, sie drücken deutlich aus, "wenn einem etwas nicht passt," wie Schusser anmerkte. Sie können aber auch zum Lachen herausfordern. Da heißt es etwa: "Jetzt is uns a Markl in Maßkruag neigfalln, jetzt müaß ma's Bier saufn, sunst könn mas net zahln."

Dass während der Veranstaltung eine Unterschriftenliste für eine Wiedereinführung der Volksmusik auf Bayern 1 durchgereicht wurde, erklärt sich fast von selbst. Schließlich gehören Volksmusik und Bayern irgendwie untrennbar zusammen. Zur Erinnerung: Der Bayerische Rundfunk hat zu Pfingsten alle Volks- und Blasmusiksendungen auf seinem UKW-Sender gestrichen.

Auffallend ist: Der Gesang klingt an diesem Abend, anders als im Radio, eher schlicht, weil man hier im Museum wie einst früher in den Wirtshäusern einfach drauf los gesungen hat. Und das ist durchaus als Kompliment zu verstehen. Im Rundfunk, so Schusser, werde Vieles weggelassen, anders dargestellt und sogar zensiert. Meist höre man zum Beispiel nur drei Strophen - in Grafing wurden immer alle komplett gesungen.

Das 65 Seiten dicke Liederbüchlein "O du edles braunes Bier" ist ein kleiner Schatz. Darin finden sich auch historische Anmerkungen zu den einzelnen Bierliedern, etwa Herkunftsangaben oder Verweise auf alte Volkssänger. Ein solcher trat an diesem Abend auch solistisch auf: Der Volksmusikant Markus Krammer mit dem "Ebersberger Bierbrauerlied", in dem ziemlich schnell klar wurde: Bier ist nicht gleich Bier!

Das Liederbüchlein kann man zum Preis von vier Euro beim Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern bestellen (entweder per E-Mail unter volksmusikarchiv@bezirk-oberbayern.de oder per 
Telefon unter (08062) 51 64. Die Ausstellung im Museum Grafing dauert noch bis Sonntag, 11. September, an diesem Tag ist nochmals geöffnet von 14 bis 16 Uhr.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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