Grafing:Krimiabend in Wort, Bild und Person

Lesezeit: 3 min

Die Schriftstellerin Rita Falk und der Schauspieler Castro Dokyi Affum sind zu Gast im Capitol Grafing und präsentieren den Film "Schweinskopf al Dente"

Von Antonia Heil, Grafing

Das Publikum johlt, als Franz Eberhofer alias Sebastian Bezzel auf Richter Moratscheks Bett einen Schweinekopf findet. Es schweigt betreten, als er es zum wiederholten Male nicht schafft, "seiner" Susi einen vernünftigen Heiratsantrag zu machen. Und es sitzt starr vor Schreck und hält kollektiv die Luft an, als Bösewicht Dr. Küstner die Knarre an Eberhofers Kopf hält und abdrückt. Keine Frage: Bei Rita Falks Kriminalstoff fiebern die Leute mit. Und alle interessiert brennend, wer der kreative Kopf hinter alldem ist. Daher bleiben auch alle nach der restlos ausverkauften Vorstellung von "Schweinskopf al Dente" im Kinosaal des Grafinger Capitols sitzen.

Denn dann kommt die gefeierte Autorin selbst herein, um sich den Fragen ihrer Fans zu stellen. Rita Falk hat seit 2010 sieben Kriminalromane mit dem Dorfpolizisten Franz Eberhofer in der Hauptrolle herausgebracht. Mit "Schweinskopf al Dente" wurde bereits der dritte davon verfilmt. Im Schlepptau hat sie den Schauspieler Castro Dokyi Affum, der im aktuellen Film einen Pizzaboten darstellt. Beide wirken schier überwältigt vom Applaus des Publikums. "Wenn ich nach der Vorstellung vor die Zuschauer trete, ist das immer sehr emotional. Zu wissen, dass die Leute gerade mit meinen Figuren und meiner Geschichte Spaß gehabt haben, dass sie mit ihnen gefühlt haben, ist wirklich das Höchste für mich. Ich war den Tränen nahe, als ich gerade auf die Bühne getreten bin", sagt die Autorin direkt anschließend.

Gruppenbild mit Pappkameraden: Rita Falk und Castro Dokyi Affum posieren mit den großen Fans Annalena und Leonie vor dem Filmposter. (Foto: Christian Endt)

Noch vom Film völlig geplättet, fallen den Zuschauern erst gar nicht viele Fragen an die Autorin ein. Andrea Hailer, die Falk in ihrer Funktion als Marketingfrau für die Firma "Soulkino" begleitet, hatte trotzdem einige witzige Fakten parat: Der "Heizungspfuscher" Flötzinger sehe tatsächlich überhaupt nichts durch seine stark verschmierte Brille. Die sei mit den anderen einmaligen Requisiten gut verwahrt. Nur für den blau-weiß geringelten Schlafanzug von Richter Moratschek hätten sich noch keine Fans interessiert. Rita Falk ergänzte, dass sie oft gefragt werde, woher sie die Ideen für ihre Figuren nehme. "Tatsächlich habe ich beim Schreiben entweder Personen aus meinem Umfeld oder Schauspieler vor Augen", erzählt sie. "Für die meisten Rollen wurden die Darsteller gecastet, als die ich mir meine Romanfiguren ausgemalt hatte. Aber interessanterweise waren gerade für die Rolle des Franz Eberhofer drei andere zum Vorsprechen eingeladen. Da habe ich die Regie kurzerhand gebeten, den Sebastian Bezzel auch anzuhören - und er hat die Rolle gekriegt."

Aber für die "Sonnleitnerin", die in Falks Romanen die Dorfzentrale für Klatsch und Tratsch ist, sei ihre wirkliche Nachbarin das Vorbild gewesen. Deswegen habe sie schon umziehen müssen, "irgendwann hat sie dann nämlich aufgehört, uns zu grüßen." Das Publikum lacht. Auch, als Castro Dokyi Affum zu Wort kommt, der nicht nur in "Schweinskopf al Dente" den Pizzaboten, sondern auch in den beiden bisherigen Filmen den "Fußballstar Buengo vom Rot-Weiß Niederkaltenkirchen" spielte. Von allen afrikanischen Genen, so der Ghanaer, habe er einzig das Fußballtalent nicht geerbt. Die Szene mit dem Kopfballtor, die unter Eberhofer-Fans inzwischen Kultstatus hat, habe ungefähr 200 Mal gedreht werden müssen. Am Ende habe er dafür auf einer Plattform gestanden und jemand musste ihm den Ball direkt auf den Kopf werfen.

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Grafing war die letzte Station einer langen Tour, die Falk und Dokyi Affum mehr als zwei Wochen lang durch ganz Bayern und bis nach Österreich hinein geführt hat. "Es sind Fans aus dem ganzen Bundesgebiet angereist, die unbedingt Rita Falk persönlich treffen wollten", erzählt Hailer. "Inzwischen ist das Team der Tour natürlich ganz schön abgekämpft. Zwei bis drei Vorstellungen pro Tag, und dann noch die Fahrerei, das schlaucht ganz schön." Ihres Wissens war es die längste derartige Rundreise für einen deutschen Film jemals. Rita Falk sagt dazu: "Wenn ich höre, wie sehr die Leute den Film und auch meine Bücher lieben, dann macht das alle Strapazen wieder wett. Mir tut es schon leid, dass wir manchmal so durchhetzen mussten." Nicht so in Grafing: Als alle Fans bedient waren, feierte das Team noch seine erfolgreich beendete Tour.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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