Grafing:Kochen, Konzerte, Kaffeeklatsch

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Ein neues Vorstandsteam will der Jugendinitiative in Grafing wieder mehr Zulauf bescheren und an erfolgreiche alte Zeiten anknüpfen. Schon jetzt zeigen sich erste Erfolge

Von Sandra Langmann, Grafing

Schallplatten, die an rotgestrichenen Wänden befestigt sind, schwarze Ledersofas und eine Discokugel, die von der Decke hängt. So simpel gestalten sich die typischen Räumlichkeiten eines Jugendtreffs, die zum gemeinsamen Zusammensitzen und Tischfußballspielen einladen. Bei der Jugendinitiative in Grafing (JIG) soll sich nun aber einiges ändern, damit die Jugendorganisation im alten Schulgebäude in der Rotter Straße 8 wieder in Schwung kommt. Nachdem Ende Oktober ein neuer Vorstand gewählt wurde und bereits die erste Vorstandssitzung stattgefunden hat, zieht Lukas Müller, 21 Jahre, Student an der TU München und erstes Vorstandsmitglied, Bilanz.

Sieben Vorstandsmitglieder im Alter zwischen 16 und 22 wollen das JIG wieder zum Laufen bringen. Als erster Schritt wurden regelmäßige Öffnungszeiten festgesetzt, wie Lukas Müller erklärt. Wenn sich diese einmal in den Köpfen eingeprägt haben, dann sei auch wieder mehr los, ergänzt Daniel Schütze, 22 Jahre alt und als Kinderpfleger der einzige Berufstätige im Vorstand. Kaum wurden die Öffnungszeiten beschlossen, postete man fleißig auf Facebook, um ein breites Publikum zu erreichen. Und das scheint auch zu funktionieren. "Es ist noch nie passiert, dass wir aufgesperrt haben und keiner gekommen ist", freut sich Jannick Jahnel, 16 Jahre, Schüler und Presseverantwortlicher. Die Leute müsse man für das JIG begeistern. In den vergangenen Jahren sei die Zusammenarbeit etwas ins Stocken geraten, verrät Müller. Doch nun seien sie eine gute Mischung aus Neulingen und Erfahrenen, die motiviert durchstarten wollen.

Neben den neuen Öffnungszeiten gibt es nun auch Aktivitäten, die regelmäßig stattfinden. Montags findet das JIGPot, das generelle Planungs- und Orgatreffen statt, bei dem alle herzlich willkommen sind und ihre Meinung einbringen können. Zwei Mal im Monat wird in der Volxküche gekocht, worauf man gerade Lust hat. Da kann es auch schon einmal passieren, dass sich das 20-jährige Vorstandsmitglied Konrad Peters das erste Mal am Thai-Curry versucht und nicht nur für einen herrlichen Duft im JIG, sondern auch für satte Besucher sorgt. Mittwoch ist Spritwoch, das heißt, dass die ohnehin erschwinglichen Getränke noch günstiger angeboten werden. Um die Woche in aller Ruhe ausklingen zu lassen, wird man sonntags mit Kaffee und Kuchen verköstigt.

Des Weiteren werden bereits Pläne geschmiedet, wieder Bands fürs JIG zu begeistern und Konzerte zu veranstalten. Das hat schon früher gut funktioniert und daran wolle man wieder anknüpfen, sagt Schütze. Bereits vor einigen Jahren hatten Mono und Nikitaman, als sie noch weniger bekannt waren, einen Auftritt im JIG. Auch Waldgeflüster waren in ihren Anfangszeiten in den Räumen der Jugendorganisation anzutreffen. "Das kommt auch gut, wenn man sagen kann, dass die mal bei uns waren", so Schütze. Generell wollen sie eine große Bandbreite an Musikern abdecken, um möglichst viele Jugendliche anzusprechen. Man wolle zwar einen alternativen Treffpunkt in Grafing anbieten, doch keineswegs nur Punk, Metal oder Indie präsentieren. Alle sollen sich angesprochen fühlen und gerne ins JIG kommen, erzählt Müller weiter. Zudem können die Bands in einer angenehmen Atmosphäre spielen und aus Erfahrung weiß man, dass sie auch gerne in Jugendtreffs kommen. "Das junge Publikum und die Bands verstehen sich gut", weiß Schütze.

Auch optisch soll sich sowohl im Innenbereich als auch an der Außenfassade des alten Schulgebäudes in der Rotter Straße 8 etwas ändern. Im September wurde vom Stadtrat beschlossen, das größtenteils brandschutzgesperrte Gebäude zu sanieren. Im Erdgeschoss neben dem JIG befindet sich ein Veranstaltungsraum, der auch für Veranstaltungen der VHS, des Jugendorchesters und dergleichen zur Verfügung steht und ausgebaut werden soll. In den Stockwerken darüber sind Sozialwohnungen und Wohnungen für anerkannte Asylbewerber geplant, erzählt Müller. Den Innenraum wolle man selbst gestalten, unter anderem soll eine andere Farbe her.

Der neue Vorstand hat sich damit so einiges vorgenommen und möchte mit viel Motivation an frühere Erfolge anschließen. Dass es funktionieren kann, zeige beispielsweise die Jugendorganisation in Steinhöring, da laufe es ganz gut, schwärmt Müller mit einem klaren Ziel vor Augen. Außerdem stoße man in Grafing auf fruchtbaren Boden, da die Gemeinde kulturell viel zu bieten habe. Die Jugend sei motiviert, obwohl ihr fälschlicherweise vorgeworfen werde, sich nicht ehrenamtlich engagieren zu wollen. Das selbständige Erarbeiten von Projekten und das Zurückblicken auf deren Erfolge sei Ansporn genug, um sich für JIG einzusetzen, ist Müller überzeugt.

Öffnungszeiten: Montag, 19 Uhr, JIGPot (öffentliches Planungs- und Orgatreffen); Dienstag Ruhetag, Mittwoch, 18 Uhr, JIG Spritwoch; jeder zweite und vierte Donnerstag im Monat, 18 Uhr, Volxküche; Freitag, 18 Uhr, Samstag, 18 Uhr, und Sonntag, 15 Uhr, Cafébetrieb.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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