Grafing:Jung, souverän, geschäftstüchtig

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Gruppenbild zum Abschluss eines erfolgreichen Geschäftsjahres: Die Teilnehmer des Green-Filz-Seminars ziehen eine positive Bilanz ihres Internet-Unternehmens. (Foto: Christian Endt)

Auf der Jahreshauptversammlung ziehen Grafinger Gymnasiasten für ihr Unternehmen Green Filz Bilanz. Nach dem erfolgreichen Geschäftsjahr wird die Firma, die Thema eines Projektseminars war, wieder aufgelöst

Von christina Seipel, Grafing

Ein Jahr lang haben 15 Grafinger Gymnasiasten ihr eigenes Unternehmen geführt. Unter dem Firmennamen Green Filz haben die Zehntklässler Alltagsgegenstände aus Filz wie Handyhüllen und Tassenuntersetzer hergestellt, vermarktet und verkauft. Nun soll das Juniorunternehmen wieder aufgelöst werden. Zum zweiten und letzten Mal trafen sich Vorstand, Mitarbeiter und Anteilseigner von Green Filz zu einer Jahreshauptversammlung. Vor etwa 40 Besuchern zogen die Schüler auf der Abschlussveranstaltung des Projektseminars Bilanz. Dabei präsentierten sie sich als geschäftstüchtige, souveräne und reife Jungunternehmer.

Mit ihrer Internet-Firma haben die Gymnasiasten im vergangenen Schuljahr viel erlebt, Höhepunkte genauso wie Rückschläge. Alle Produkte fertigten sie in Handarbeit an. Doch wie das geht, haben die Schüler erst lernen müssen. Niemand habe vorher etwas mit Nähmaschinen zu tun gehabt, berichtete Amelie Gross aus der Produktionsabteilung. Mittlerweile seien sie aber ziemlich schnell und gut. "Ich denke, dass wir jetzt für immer nähen können", resümierte sie mit einem Lächeln.

Schwierigkeiten hatte das Schülerunternehmen jedoch mit der Einhaltung der Lieferfristen. Besonders in Klausurphasen seien sie mit den Auslieferungen schon mal in Verzug geraten. Probleme habe es auch mit den Nähmaschinen gegeben. Gleich zwei hätten während der Produktion ihren Geist aufgegeben, erzählte Amelie Gross. Auch der Plan, dass die Kunden ihre Produkte selber gestalten, sei nicht ganz aufgegangen. "Viele wollten lieber fertige Produkte kaufen", sagte die Zehntklässlerin. Nach einiger Zeit habe man sich daher ein neues Konzept überlegen müssen und fertige Modelle angeboten.

"Besonders beliebt waren die Glasuntersetzer", erzählte Martin Widmann, der Leiter der Finanzabteilung. Auch die Idee, diese als Vierer-, Sechser- und Achtersets anzubieten, sei bei den Kunden gut angekommen. Insgesamt konnten 192 bestickte Filzuntersetzer verkauft werden. Vor einem halben Jahr führte Green Filz Schlüsselanhänger in das Sortiment ein. Diese seien zwar in der Herstellung etwas aufwendiger, aber auch sehr gut gelaufen. "Nur die Laptoptaschen waren nicht der Knüller", räumte Amelie Gross ein. Wegen der ganz unterschiedlichen Notebook-Modelle sei es schwierig gewesen, eine einheitliche Größe anzubieten.

Alles in allem können die Gymnasiasten auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. "Durch Pünktlichkeit, Engagement und Teamgeist konnten wir unsere Ziele erreichen", resümierte Anna Berghammer, die gemeinsam mit Daniel Krems den Firmenvorstand übernommen hatte. Der Jahresüberschuss der Juniorfirma beträgt 92,47 Euro mit einem Gewinn von rund zehn Prozent. Beim Junior-Landeswettbewerb im April konnte sich das Schüler-Unternehmen als eines von zehn Besten unter 130 Bewerbern behaupten.

Gefördert wurde Green Filz von einem bundesweiten Juniorprogramm, das durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln ins Leben gerufen wurde. Viel Unterstützung hatte das Unternehmen zudem durch Martin Gruber erfahren. Der Inhaber des Supermarkts Rewe Gruber in Grafing hatte nicht nur die Rolle des Rechnungsrevisors übernommen, sondern den Schüler auch bei verschiedenen Aktionen unter die Arme gegriffen. Eltern und Verwandte der Gymnasiasten hatten sich mit Anteilsscheinen zu je zehn Euro an dem Unternehmen beteiligt und das Startkapital gesichert. Bei der Abschlussveranstaltung entschied sich die Mehrzahl dafür, ihren Anteil zu spenden. Für jede verkaufte Handyhülle des Juniorunternehmens gingen zusätzlich 50 Cent an die Organisation Plant for the Planet. Den Scheck über insgesamt 470 Euro nahmen die Klimabotschafter der Schule entgegennehmen. Für nur einen Euro könne man einen Baum pflanzen, erklärte eine Klimabotschafterin. Was sie mit der Spende vorhaben? "470 Bäume pflanzen, in Mexico oder anderswo."

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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