Grafing:Impulse setzen

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Im Auftaktvortrag erzählt Carmen Rohrbach von ihrem Leben in der kanadischen Einsamkeit. (Foto: Privat)

Volkshochschule Grafing hat als Motto "Einfach leben"

Von Elisabeth Urban, Grafing

Karl Marx mit einem Bart aus Karotten oder Nofretete mit einem leuchtend gelben Bauhelm auf dem Kopf zieren die Sitzwürfel, die anlässlich des hundertsten Geburtstages der Volkshochschulen in Deutschland frisch im Büro der VHS Grafing eingetroffen sind. Gleich zwei, wenn nicht sogar drei Anlässe zum Feiern gibt es hier: Zunächst ist da der hundertste Geburtstag der Volkshochschulen in Deutschland. Ja, es hat auch schon vor 1919 Angebote zur Erwachsenenbildung gegeben, beispielsweise in München, und die VHS Grafing selbst gibt es noch keine hundert Jahre, aber als 1919 die Weimarer Verfassung geschrieben wurde, da dachte jemand an die Erwachsenenbildung und verankerte ihre Förderung erstmals gesetzlich.

Anlässlich des Jubiläums feiern Volkshochschulen deutschlandweit am 20. September die "Lange Nacht der Volkshochschulen" - so auch in Grafing. Um auch möglichst viele VHS-Neulinge anzusprechen, findet die Grafinger "Kreativnacht" im Grafinger Café Glashaus statt, das Prinzip der kostenfreien Workshops, die dort mit Livemusik untermalt werden, erklärt Nadine Mafke von der VHS so: "Man kommt, macht mit und nimmt am Ende etwas mit nach Hause." So können beispielsweise Handlettering oder Comiczeichentechniken ausprobiert werden.

Der zweite Grund zum Feiern ist das Erscheinen des neuen Semesterprogramms, das im Oktober beginnt. Wobei man sich da vielleicht mit dem Feiern etwas zurücknimmt, schließlich lautet das Motto des Programms "Einfach Leben". "Das Überflüssige vielleicht mal in Frage stellen", soziale und ökologische Gerechtigkeit, Ideen für eine Welt, die man den kommenden Generationen gerne hinterlässt. Natürlich könne man das nicht allumfassend behandeln, so Martina Eglauer, Geschäftsführerin der VHS, aber man wolle Impulse setzen. Zum Beispiel durch einen Auftaktvortrag, in dem Carmen Rohrbach von ihrem monatelangen abgeschiedenen Leben in einer Blockhütte irgendwo im kanadischen Nirgendwo erzählt.

Zahlreiche Vorträge und Workshops drehen sich aber auch um das bewusstere Leben in der Zivilisation. Da geht es um einfaches Leben als Familie, enkeltaugliches Leben, Upcycling, also das Neueinsetzen vermeintlich verbrauchter Gegenstände, Wohnalternativen wie "Tiny living", Wirtschaftssysteme mit Gewinnern und Verlieren und die Macht der Medien. Die Schwerpunktveranstaltungen sind im neuen Programmheft mit einem kleinen orangenen Kreis mit verschnörkeltem Herz gekennzeichnet.

Neben diesen "Impulsen" gibt es noch unzählige andere alte und neue Angebote, vom Konfliktseminar für Ausbilder und Marketingworkshop für mittelständische Betriebe über Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene, Doppelkopfspiele, inklusive Trommelgruppen bis hin zum sogenannten "MINT-Day" für naturwissenschaftlich interessierte Jugendliche. Webinare und Livestreams bringen ausgesuchte Inhalte auch ins Wohnzimmer, außerdem startet das erste Mal seit vier Jahren wieder ein neues erstes Semester des "Studium generale", einem Kurs, der in Vorträgen und Diskussionen wie eine "Uni für alle" verschiedenste Themen anspricht.

Der dritte Grund zum Feiern für die Grafinger ist wohl der, dass die Feuchtigkeitsschäden, die im Erdgeschoss des VHS-Gebäudes immer wieder auftauchten, nun endgültig behoben sind, es ist also wieder "wie früher, nur schöner", und im Erdgeschoss kann nun wieder Programm abgehalten werden.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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