Grafing:Heute offen, morgen zu

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In Grafing hängen künftig Schilder an den Bahnübergängen. Damit man weiß, wann sie offen sind und wann nicht.

Von Anja Blum und Wieland Bögel, Grafing

Was bei Geschäften, beim Freibad oder der Bücherei schon lange Standard ist, bekommen die Grafinger künftig auch an den Bahnübergängen zu sehen: Schilder mit Öffnungszeiten. Sie sollen bald im Stadtgebiet aufgestellt werden, das gab Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bekannt. Hintergrund sind die Bauarbeiten an der Bahnlinie zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg. Diese hatten in Grafing vergangene Woche einigen Unmut verursacht, weil sämtliche Bahnübergänge komplett gesperrt wurden, also auch für Fußgänger - was für die Bürger lange Umwege bedeutete und auch das Schulwegesystem durcheinanderbrachte.

Bei einem Treffen aller Beteiligten, also Landratsamt, Stadt Grafing, Bahn und Baufirma, wurde jetzt vereinbart, dass die Querungen in der Innenstadt nach Möglichkeit für Fußgänger passierbar bleiben. Zumindest dann, wenn aktuell keine Bauarbeiten an der Stelle stattfinden. Von diesen und daraus resultierenden Schließungen der Übergänge sollen die Grafinger künftig aber nicht mehr überrascht werden. Die Baufirma habe zugesichert, so Niedergesäß, rechtzeitig große Tafeln an den Übergängen aufzustellen, auf denen Tag und Uhrzeit der nächsten Sperrung angegeben wird. Lediglich eine Querung bleibt bis Mitte Juni geschlossen: der Fußgängerweg zwischen Jahn- und Bahnhofstraße im Westen der Stadt.

Verbessert werden sollen auch die Informationen zum Schienenersatzverkehr - ebenfalls ein Thema beim Treffen mit der Bahn. "Das war am Anfang schlecht ausgeschildert", sagt Niedergesäß. Zwar waren Anfangs- und Endhaltestelle angegeben, aber nicht immer, wo der Bus zwischendrin hält - oder eben nicht. So folgt nicht jede Buslinie dem Verlauf der S-Bahn und wer in Grafing-Bahnhof einsteigt, kommt nicht unbedingt in Grafing Stadt an, sondern wird direkt nach Ebersberg befördert. "Das scheint sich aber eingespielt zu haben", sagt der Landrat, zumindest gebe es mittlerweile im Landratsamt keine Beschwerden über schlecht ausgeschilderte Busse mehr.

Bei einem anderen Problem des Schienenersatzverkehrs sei man aber noch auf der Suche nach einer Lösung: Es geht um die Haltestelle Leonhardikirche. Diese liegt zwar geografisch günstig, auf halbem Weg zwischen den Schulen, wegen des sehr engen Gehwegs kommt es dort aber zu gefährlichem Gedränge, wenn die Kinder hier nach Schulschluss auf den Bus warten. Verkehrsexperten von Polizei und Landratsamt hätten die Haltestelle bereits begutachtet, so Niedergesäß. Mit dem Ergebnis, dass man die Situation "eventuell entzerren" könne. Konkret könnte das die Einrichtung einer "Entlastungshaltestelle" bedeuten, wo und wann stehe aber noch nicht fest.

Eine Idee: Mehr Schülerlotsen für Grafing

Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) indes glaubt nicht, dass die Haltestelle verlegt wird. Zwar stünden dort morgens schon viele Menschen auf dem Gehsteig, doch gefährlich hätten die Experten die Lage nicht eingeschätzt. "Das Gedränge fließt auch schnell wieder ab." Außerdem sei diese Stelle "einfach der günstigste Umsteigepunkt für alle Schüler".

Ebenfalls nicht bestätigt hätten sich Klagen aus Unterelkofen über zahllose Autos und sogar Lastwagen, die wegen der Sperrung der Rosenheimer Straße die Schloßstraße als Schleichweg für sich entdeckt hätten. "Die Polizei war eine Stunde dort und hat 80 Fahrer angehalten", berichtet die Bürgermeisterin. Mit eindeutigem Ergebnis: Hundert Prozent seien Anlieger oder Straußdorfer gewesen. Insofern sieht Obermayr hier keinen Handlungsbedarf.

Im Zuge des Krisenmanagements hatte man auch angedacht, mehr Schülerlotsen einzusetzen: Laut Obermayr gibt es nun eine neue Lotsenstelle, dort, wo die Kinder aus dem Süden von der Münchener in die Kirchenstraße abgeleitet werden. Damit soll verhindert werden, dass die Grundschüler in die wartende Menge an der Bushaltestelle geraten. "Aber das funktioniert gut, und auch aus der Rotter Straße habe ich nur positive Rückmeldungen gehört", so Obermayr: Die Bauarbeiter dort seien offenbar sehr hilfsbereit.

Einen Sonderservice für Senioren hat der Seniorenbeirat in Zusammenarbeit mit dem Pflegestern eingerichtet: Nördlich der Bahnübergänge wird ein kostenloses Seniorentaxi angeboten. Damit sollen wichtige Einkäufe, Arztbesuche oder Erledigungen in der Stadt ermöglicht werden. Um 10.30 Uhr fährt das Taxi bei der evangelischen Kirche ab, weitere Haltestellen sind auf www.grafing.de zu finden.

Grundsätzlich kann die Rathauschefin "gut verstehen, dass viele Grafinger sauer waren". Schließlich kommt in der Stadt momentan verkehrstechnisch vieles zusammen, genauer gesagt, zwei Großbaustellen: die Sanierung der Bahnstrecke und der Bau der Ostumfahrung. "Ich denke, die Menschen hätten die Straßensperrungen schon akzeptiert, aber als dann die Fußgänger plötzlich an den geschlossenen Bahnübergängen standen, hat das das Fass zum Überlaufen gebracht", so Obermayr. Seit Anfang dieser Woche aber habe sich die Situation aus ihrer Sicht deutlich beruhigt. "Das Brodeln ist abgeflacht."

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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