Grafing:Gut getarnt

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Catrin Braeuer-Achatz hat die dienstältese Buchhandlung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Braeuer kommt wie ein Schreibwarenladen daher

Von Anja Blum, Grafing

Der Laden von Catrin Braeuer in Grafing ist die dienstälteste Buchhandlung im Landkreis: Es gibt sie bereits seit 1962 und war durchgehend in Familienbesitz, wie die Inhaberin stolz erklärt. Allerdings liegen die Ursprünge dieses Ladens nicht zwischen zwei Buchdeckeln. "Der Braeuer", wie die Einheimischen sagen, verkaufte zunächst ausschließlich Schreibwaren und Bürobedarf. Und noch heute wirkt es so, als wäre dies das Hauptgeschäft des Ladens am Grafinger Marktplatz. Betritt man ihn, ist man sofort umgeben von Kalendern, Postkarten, Geschenkpapier, Schleifen, Zeitschriften und Dekoartikeln jeder Couleur. Zwischen all den Tischen, Regalen und Ständern ist kaum Platz, sich umzudrehen. Hinter dem Tresen stapeln sich Hefte, Umschläge, Aktenordner, Stifte und alles andere, was Schüler sonst noch so brauchen. Ein paar Romane und Kinderbücher wirken da wie nettes Beiwerk. Doch das alles ist: Tarnung.

Denn im hinteren Teil, wie versteckt vor neugierigen Augen, befindet sich noch ein Raum, der voll mit Büchern ist. "Sie machen heute 70, 80 Prozent unseres Umsatzes aus", sagt Braeuer - "dank meiner Mutter." Sie nämlich habe irgendwann mit "drei, vier Regalmetern" angefangen und so den Grundstein für die Weiterentwicklung des Ladens gelegt. Dass die Bücher auf der primären Verkaufsfläche wenig präsent sind, stört die 59-Jährige indes nicht. "Die Stammkunden wissen, dass es hinten weiter geht, und wir sind gerne in diesen alten, verwinkelten Räumen."

Fragt man Braeuer, was ihren Laden ausmacht, fällt ihr als erstes ein, was er gerade nicht ist: "literarisch-esoterisch", denn die Kundschaft komme größtenteils vom Land. "Da darf man sich jedoch nicht täuschen: Das sind sehr belesene Menschen, die sich wirklich gut auskennen." Doch dementsprechend traditionell und handfest ist eben das Portfolio des Braeuer: Ein wichtiges Standbein sind zum Beispiel Bavarica, also Titel mit Bezug zur Heimat. Aber auch Oldtimer, Religion, Gesundheit oder Reisen seien beliebte Themen, so die Chefin. "Die Mischung macht's." Und wenn jemand etwas ganz Spezielles suche, sei es ein Thai-Kochbuch oder etwas Antiquarisches, dann habe sie besonders große Freude daran, den Kunden persönlich zu beraten - und per Bestellung glücklich machen zu können.

"Beim Bestellen sind wir dank unserer Öffnungszeiten sogar besser als das Internet", betont Braeuer: Wer ein Buch bis kurz vor 18 Uhr im Laden bestelle, könne es dort am folgenden Tag bereits um 7.30 Uhr abholen. "Das ist vor allem für Schüler wichtig, wenn sie mal vergessen haben, ihre Lektüre für den Deutschunterricht zu besorgen", sagt die Inhaberin und lacht. "Dann können sie noch vor der Schule vorbeikommen." Außerdem, so Braeuer, sei eine Lieferung über den Laden deutlich umweltbewusster als eine nach Hause: "Das spart sehr viel Verpackungsmaterial und außerdem zahllose Kilometer. Dafür sollte man die Menschen noch viel mehr sensibilisieren."

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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