Grafing:Günstig klappt

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Beim Grafinger Baugebiet "Aiblinger Anger" stehen die Preise fest, bereits jetzt ist das Interesse an den Häusern und Wohnungen groß. Anlieger fürchten allerdings steigende Lärmpegel

Von Thorsten Rienth, Grafing

Wer heute aus Grafing wegzieht und in vier oder fünf Jahren wiederkommt, wird drei Ecken der Stadt kaum wiedererkennen: Mit dem alten Brauereigelände an der Kellerstraße, dem Baywa-Areal am Stadtbahnhof und dem "Aiblinger Anger" hinterm Aldi-Markt laufen gerade drei städtebauliche Großprojekte. An der Kellerstraße stehen schon die Bagger, bei den beiden anderen Vorhaben stellt die Stadt gerade die Bebauungspläne auf. Beim "Aiblinger Anger" stehen nun auch die Preise fest für diejenigen, die nach dem Kriterienkatalog der Stadt möglicherweise den Zuschlag erhalten. Denn die Bauträger sind verpflichtet, einen Teil der neuen Häuser verbilligt abzugeben.

Den Quadratmeterpreis für die Wohnungen in den Erd- und Dachgeschossen der Mehrfamilienhäuser legt der zugrunde liegende städtebauliche Vertrag auf 3300 Euro fest. In den Geschossen dazwischen sind es 3225 Euro. Basispreis sind jeweils etwa 4400 Euro abzüglich der Vergünstigung in Höhe von 25 Prozent. Der Kaufpreis für die Reihenhausgrundstücke und Hausgruppen liegt bei 390 Euro pro Quadratmeter, das entspricht 60 Prozent des zugrunde liegenden Bodenrichtwerts von 650 Euro. Zwar liegt der Wert aktuell noch bei 610 Euro je Quadratmeter. Da die Stadt zum Jahresende eine Erhöhung auf bis zu 800 Euro je Quadratmeter erwartet, bildete sie im Sinne der Planungssicherheit eine Art Mittelwert.

Nach Auskunft aus dem Rathaus besteht an den Wohnungen und Häusern im "Aiblinger Anger" reges Interesse. Spiegelt sich das in einigen Monaten auch im Verkauf des Wohnraums wieder, wäre das politische Kalkül hinter dem Baugebiet aufgegangen: Wo Grundstückspreise und Mieten rasant steigen, müsse eben das Angebot vergrößert werden. Und das funktioniere eben nur über neuen Wohnraum.

Während die Kellerstraße am alten Brauereigelände und die Bebauung des Baywa-Geländes klassische Innenstadtverdichtungen sind, gehört der "Aibliner Anger" zur Kategorie Expansion. Die Nachbarschaft auf der Ostseite des Areals sieht die Sache deshalb kritisch. Einige Dutzend Einwände waren nach der ersten Auslegung der Pläne bei der Stadt eingegangen. Zentrales Thema: der Lärmschutz. Den Anwohnern geht es dabei weniger um jene Emissionen, die von den neuen, bis zu vierstöckigen Häusern selbst ausgeht. Knackpunkt ist eine mögliche indirekte Belastung.

Die Planer müssen die Neubauten per Schutzwand vom Autolärm der Aiblinger Straße schützen. Die Anwohner fürchten nun, dass die Wand den Schall auf die Ostseite reflektiert. Sogar eine Unterschriftenaktion wurde deshalb gegen die - gleichwohl für das Neubaugebiet unverzichtbare - Lärmwand gestartet. Einem Lärmschutzgutachten zufolge ist die Reflexion nicht von der Hand zu weisen. Allerdings betrage sie lediglich 0,5 dB(A), stellte Bauamtsleiter Josef Niedermaier klar. "Das liegt unter der Wahrnehmungsgrenze."

Zwar gibt es Pläne, den Bogen der Aiblinger Straße aufzulösen und sie westlich des Areals direkt gen Norden an die Glonner Straße anzuschließen. Vieles deutet darauf hin, dass sich das Vorhaben früher oder später umsetzen lässt - aber eben nicht rechtzeitig mit dem Bau des Wohngebiets. Noch bis zum Freitag, 9. September, liegen die teilweise leicht modifizierten Baugebietspläne im Rathaus zu den regulären Öffnungszeiten aus. Gleiches gilt auch für die Einwände und Stellungnahmen von Nachbarschaft, Behörden und Institutionen.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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