Grafing:Große Zukunfts-Pläne

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"Bündnis für Grafing" will Stadtentwicklungskonzept vorantreiben

Von Thorsten Rienth, Grafing

Nahezu bedingungslose Solidarität mit der Volkshoch- und Musikschule und ein großes Kulturzentrum in der "Rotter Straße 8" - das waren zuletzt die beiden bestimmenden Themen im Ortsverband des "Bündnis für Grafing" (BfG). Mit dem Abtritt von Heinz Fröhlich als Vorsitzendem vor knapp einem Jahr wurde es schnell sehr still um den Ortsverband. Beides soll sich nun ändern, berichtet BfG-Ortsvorstand Rico Becker von der nicht öffentlich abgehaltenen jüngsten Mitgliederversammlung.

Ziel müsse es sein, dass das Bündnis für Grafing nicht mehr nur als politische Kraft für Kunst und Kultur wahrgenommen werde, sagte Becker der SZ. "Da wird es in Zukunft ein breiteres Themenspektrum geben", kündigte er an. Näheres wolle der Ortsverband auf einer Klausur Anfang nächsten Jahres erarbeiten. Generell wolle sein Ortsverband aber weg von der Planung einzelner Projekte und hin zu einer Lokalpolitik aus übergreifender Perspektive. "Uns fehlt der große Plan für die Stadt - und zwar mit einer langfristigen Strategie." Das schließe eine ebenso langfristige Finanzplanung ein.

Dabei ist freilich noch eine zentrale Sache zu klären: Nämlich wie sich angesichts konjunkturabhängiger Einnahmen aus Einkommen- und Gewerbesteuer überhaupt eine realistische langfristige Finanzplanung aufstellen lässt? Grafing sind größere Steuerschwankungen in leidiger Erinnerung. Schon die vor sechs Jahren geplante Sanierung der Rotter Straße 8 - kurz "RO8" genannt - musste die Stadt von einem Augenblick auf den nächsten wieder abbrechen. Die Prognosen für die Steuereinnahmen waren unerwartet schnell und umfangreich gekappt worden.

Der Begriff, auf den Becker bei der Langfristplanung anspielt, lautet integriertes Stadtentwicklungskonzept. Es müsse doch möglich sein, sich auf eine strukturierte Planung zu einigen, die dann in den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten Schritt für Schritt abgearbeitet werde, sagte Becker. "Jede Firma plant ihre Kapazitäten langfristig. Warum sollte das nicht auch bei einer Stadt funktionieren?" Verkehrsfragen und Spielplätze sowie die Problematik, dass zum morgendlichen Schulbeginn in der Kappellenstraße stets Chaos herrsche, weil zu viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bis direkt vor den Schuleingang fahren würden, seien da zentral.

Wie es heißt, soll BfG-Stadträtin Yukiko Nave einen entsprechenden Antrag für das integrierte Stadtentwicklungskonzept bereits eingereicht haben. In der Stadtverwaltung und Teilen des Stadtrats ist man gegenüber diesem Vorhaben allerdings reserviert. Es herrscht die Furcht, dass sich dahinter ein administratives Großprojekt verbirgt, dass im Rathaus vor allem neue Arbeitsprozesse schafft, unter Strich aber wenig bringt.

Mit der Rotter Straße 8, deren Sanierung inzwischen fixe Sache ist, habe das BfG vorerst abgeschlossen, sagte Becker. "Wir hätten uns da mehr gewünscht, aber mehr war nicht möglich." Ein Bürgerbegehren für eine umfangreichere Lösung in Richtung Kulturzentrum, werde es jedenfalls nicht geben, kündigte der Vorstand an.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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