Grafing:Große Begabung

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Klarinettist Adam Ambarzumjan imponiert bei Kammerkonzert

Von Peter Kees, Grafing

Adam Ambarzumjan ist Schüler. Er besucht die elfte Klasse am Gymnasium Grafing. Er hat eine Leidenschaft: Klarinette spielen. Der Achtzehnjährige, dessen Eltern aus Armenien stammen lebt seit 2008 in Grafing und ist Jungstudent am Leopold-Mozart-Zentrum an der Universität Augsburg. Nun trat er in einem Kammerkonzert in der Evangelischen Kirche in Grafing auf.

Auf dem Programm stand das Londoner Trio C-Dur, Hob. IV:I, original für zwei Flöten und Violoncello, in Grafing mit Blockflöte, Klarinette und Cello interpretiert, das Klarinettenquintett A-Dur KV 581 von Wolfgang Amadeus Mozart und der Schlager "Exsultate, jubilate" in F-Dur, KV 165, ebenfalls von Mozart. Sofort war klar: Hier sitzt ein hochbegabter junger Mann am Instrument. Sein Ton ist bestechend. Seine Musikalität, sein Ausdruck und seine Fähigkeit zu gestalten sind grandios. Selbst große Bögen stellt er wie selbstverständlich her. In Grafing musizierte er mit Freunden, mit Albert Flügel und seinem Bruder David Ambarzumjan an den Violinen, Brindusa Ernst, Viola, Johannes Sieben, Violoncello und Carola Sieben, Gesang und Flöte.

Haydn schrieb seine vier "Londoner Trios" für zwei Traversflöten (oder Flöte und Violine) und Violoncello während seines zweiten Londoner Aufenthaltes 1794 für Sir Walter Aston und den Earl of Abington, der wohl nicht der beste Flötist gewesen sein soll, denn Haydn legte das schwierigere obligate Accompagenement in die zweite Flötenstimme, um den Earl als nicht zu überfordern. In Grafing übernahm Carola Sieben mit ihrer Blockflöte die erste, während Adam Ambarzumjan die anspruchsvollere zweite Stimme auf seiner Klarinette intonierte. Und schon hier offenbarte sich dessen große Könnerschaft. Ausgewogen und rein, mit ungeheurem Einfühlungsvermögen spielte Ambarzumjan, technisch perfekt. Selbst, dass das Trio vielleicht in Tempifragen hätte ausgewogener sein können - der zweite Satz, Andante, war etwas zu hektisch, zu wenig zart und hätte durchaus mehr Ruhe vertragen - irritierte nicht in der Klarinette. Ambarzumjan zeigt ungeheure Souveränität. So auch im Finale, das mit Sicherheit spritziger um den witzig-tänzerischen Haydnschen Humor gehen kann. Allein die Klarinette blieb überlegen. Schon hier wünschte man sich, einmal romantische Musik, vielleicht eine der beiden Brahms-Sonaten, von dem wunderbaren jungen Mann hören zu dürfen. Auch in Mozarts Klarinettenquintett überzeugte er. Hier musizierte einer, der Zukunft haben sollte. Ambarzumjan Pläne: er will Berufsmusiker werden. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn man von ihm nichts hören sollte.

Zum Abschluss des Konzerts gab man noch Mozarts "Exsultate, jubilate" zum Besten, ein Stück, das wohl jeder kennt. Die eben noch Flöte spielende Carola Sieben trat hier als Gesangsolistin auf. Eigentlich ist diese Motette für Orchester und Sopran komponiert, in Grafing begleitete das Streichquartett und der Klarinettist den nachtigallartigen Sopran. Dass Sieben nicht auswendig sang, verwundert, ist das Werk doch wahrlich ein Gassenhauer. Nicht nur hier fiel übrigens die Bratsche mit ihrem runden und klangvollen Ton auf. Mozart hat selbst gerne die Mittelstimmen seiner Werke auf der Bratsche gespielt. Wahrscheinlich deshalb bietet auch in diesem Werk die Bratschenstimme so wunderbare Momente.

Der Fazit des Abends jedenfalls: Grafing hat einen wahrlich hochbegabten Klarinettisten.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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