Grafing:Groß, aber grün

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In Oberelkofen wird angebaut: Geplant ist ein 2400 Quadratmeter großes Gebäude für neue Klassenzimmer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Realschulinternat in Oberelkofen soll deutlich erweitert werden, im Park davor darf sich aber nicht zu viel ändern

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Dimensionen des vieleckig geplanten Gebäudes sind enorm: 110 Meter lang, zwei Vollgeschosse mit einer Wandhöhe von 7,50 Metern und das auf einer Grundfläche von 2400 Quadratmetern. Ein Bauwerk dieser Größe ist in Außenbereichen von Städten eigentlich undenkbar - es sei denn, der Bauwerber kommt mit einem ganz konkreten Zweck daher. Bei den Plänen für die Erweiterung des Oberelkofener Realschulinternats hält der Grafinger Bauausschuss die Größe für gerechtfertigt - er hat in seiner jüngsten Sitzung den zugrundeliegenden Bebauungsplan gebilligt.

Die Eigentümerin der Schulanlage und umliegenden Grundstücke, die UniVersa Krankenversicherungs a.G. aus Nürnberg, will die Schule nicht vergrößern, um mehr Schüler unterzubringen. Stattdessen sollen die Unterkünfte verbessert werden. Bisher wohnten die Schüler in Doppelzimmern, Einzelzimmer hält die Eigentümerin für besser. Ziel ist, das alte Gebäude, in dem bislang sowohl Schul- und Wohnräume untergebracht sind, allein als Wohnheim zu nutzen. Lehr- und Schulräume sollen in den geplanten Neubau umziehen.

Unkritisch sieht man das Projekt in der Grafinger Stadtverwaltung nicht. "Zumindest dominiert die Parklandschaft auch mit dem neu geplanten Schulgebäude weiterhin das Areal", stellte sie in der Beschlussvorlage an die Stadträte fest. Das Vorhaben sei genehmigungsfähig, bliebe der Parkcharakter erhalten. Der Bebauungsplan, den der Bauausschuss nun einstimmig bewilligte, bringt deshalb einen starken botanischen Einschlag mit: Kleine Schutzgebiete, ökologische Kompensationsflächen, selbst die neu zu pflanzenden Obstbäume sind festgelegt.

Zudem muss das Flachdach des Gebäudes bepflanzt werden. Dabei geht es nicht nur um die erhaltene Naturnähe des Geländes. Die Pflanzen hätten auch einen hydraulischen Effekt, da sie die sonst kritische Ableitung des Regenwassers entschärften. Gleichzeitig muss das neu entstehende "Sondergebiet Schulinternat Oberelkofen" dem bestehenden Flächennutzungsplan entsprechen. Das Rathaus sieht jedenfalls keinen Grund, ihn zu ändern.

Die ökologischen Maßnahmen verlangt nicht nur die Stadt Grafing, sondern auch das Landratsamt und die Regierung von Oberbayern. "Trotz der intensiven Nutzung der Parkanlage sind auf dem Gelände Biotopräume von großer Bedeutung für verschiedene Tierarten vorhanden", erklärte die Untere Naturschutzbehörde in ihrer Stellungnahme. "Auf dem Gelände befinden sich Hohlräume, Bäume mit Spaltenquartieren und Bäume mit Mulmhöhlen." Letztere sind kleine und in der Zwischenzeit mit Totholz aufgefüllte Hohlräume an Bäumen. Sie gehören zu den Habitaten von seltenen Käfern. "Aus naturschutzfachlicher Sicht handelt es sich im sehr wertvolle Baumbestände."

Die auf die Kompatibilität zum Landesentwicklungsplan bedachte Regierung von Oberbayern legt ebenfalls Wert auf ökologische Verträglichkeit. Da es sich um eine Schule handelt, dürfte sie grundsätzlich auch im Außenbereich erweitert werden. "Soziale Einrichtungen stehen im Dienste der Daseinsvorsorge und sind in allen Teilräumen und flächendeckend vorzuhalten." Aber: Das Plangebiet müsse weiterhin von Grünflächen geprägt sein. Das alles umzusetzen wird nun Aufgabe der Architekten sein.

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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