Grafing:Gemeinsam gegen einsam

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Grafinger Familienzentrum sucht "Wahlverwandtschaften"

Von Violetta Meier, Grafing

Mutter, Vater, Kinder und die Großeltern: So stellen sich viele die typische Familie vor. Doch dies entspricht oftmals nicht der Realität. Doch was kann getan werden, wenn Kinder weit entfernt von ihren Großeltern wohnen? Wenn Rentner keine Ansprechpartner mehr haben? Oder wenn Jugendliche sich wünschen, in einer Familie integriert zu sein? In Grafing entsteht nun ein Projekt, durch welches dem Problem Abhilfe geschaffen werden soll.

"Wahlverwandtschaft" nennt sich das Konzept von Michaela Bärbel Müller. Sie selbst wuchs in Grafing auf und ist seit einigen Jahren wieder zurück in ihrem Heimatort. Dort wurde sie Mitglied im Talentetausch - Region Grafing (TTG) und dann im Initiativteam der Transition Initiative Grafing (TIG). Durch die Kooperation mit dem Familien- und Bürgerzentrum (FBZ) gelangte sie schließlich zu dem gemeinnützigen Verein. Seit Juli 2015 ist sie dessen Erste Vorsitzende.

"Oft fühlen sich Mütter alleinegelassen. Außerdem ist es schön, wenn Kinder auch andere Leute als nur ihre Eltern kennenlernen", sagt Müller. Vielen Bürgern fehle der Bezug zur eigenen Verwandtschaft - sei es aufgrund von persönlichen Differenzen oder der räumlichen Trennung durch verschiedene Wohnorte. Noch werden Interessenten gesucht, die gerne "Wahlverwandtschaft" hätten. Anmelden könne sich dazu jeder und im Mittelpunkt stehe die Herstellung von Kontakt zu anderen Menschen. "In welchem Umfang die Personen Zeit miteinander verbringen, das müssen die Menschen dann selber schauen." Dieses natürliche Geben und Nehmen werde vor allem von Familien mit Kindern besonders gut angenommen, doch noch mangele es an Teilnehmern. Immerhin haben sich bisher bereits acht Familien für das Projekt gemeldet - Einzelpersonen, die mitmachen wollten, seien es derzeit leider nur zwei.

Müller macht aber auch klar, dass es nicht Sinn des Projektes sei, Personen für die Kinderbetreuung zu finden. Dies sei höchstens ein Kann, aber kein Muss. Ebenfalls wichtig ist Müller der Unterschied zwischen ihrem Projekte und den Familienpaten. "Familienpaten gehen in schwierige Familien", erklärt sie, bei den Grafinger Wahlverwandten gehe es dagegen weniger um ein Ehrenamt als Familienhelfer sondern um den Aufbau persönlicher Beziehungen. "Und das soll sich ja ganz natürlich entwickeln", sagt Müller.

Die Initiatorin will in den kommenden Wochen das erste Kennenlerntreffen veranstalten, ganz gemütlich soll es dabei zugehen. Danach werde sich die Gruppe im Halb-Jahres Rhythmus treffen. "Ich möchte die Begegnungen nur initiieren, die Leute müssen sich danach selber absprechen", erklärt Müller. Menschen aus allen Altersgruppen sollen angesprochen werden, egal ob Jugendliche, Rentner, alleinstehende Berufstätige oder Familien mit Kindern. Willkommen sind alle, die gerne "andocken möchten" und auf der Suche nach Ansprechpartnern und einer Erweiterung ihrer Familie sind.

Wer sich für die Wahlverwandtschaften interessiert, kann unter der Telefonnummer (08092) 70 8 7 18, per E-Mail an kontakt@familien-buergerzentrum-grafing.de oder auf der Website www.familien-buergerzentrum-grafing.de Kontakt mit den Organisatoren aufnehmen.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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