Grafing:Gehobene Stimmung

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Bob Eberl aus Egmating singt in Grafing über Ängste im Alltag. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zum 15. Mal trifft die Mixed Show den Geschmack des Publikums

Von Sara Kreuter, Grafing

Manche gehen zum Lachen in den Keller, die Grafinger gehen zum Lachen in den Turm. Genauer in die vor zwei Jahren renovierte Turmstube über der Stadthalle. Besonders gut gefüllt ist diese, wenn wieder Mixed-Show-Abend ist. Das Erfolgskonzept von Stadthallenchef Sebastian Schlagenhaufer lautet: Vier Kleinkünstler, eine Bühne und eine gehörige Portion Überraschung. Auch in ihrer 15. Auflage bleibt die Mixed Show ihrem Namen treu, die Beiträge der vier Künstler variieren zwischen Vorträgen, Liedern und Gedichten, Flügelmusik und Gitarrenbegleitung, politischen Fragen und Lifestyle-Entwürfen, in schwäbischem, bairischem und sächsischem Dialekt.

Zum Nachdenken regt Bob Eberl, Egmatinger Sänger und Songwriter, an. Seine Lieder sind ruhig, handeln von Angst im Alltag, von sozialem Engagement und belanglosem Smalltalk. Weniger gesellschaftskritisch als vielmehr selbstironisch präsentieren sich die Kabarettisten Tom Bauer und Tano Bokämper dem Grafinger Publikum. In dunklem Sakko und rosa Hemd springt Ersterer zwischen Klavier und Bühne hin und her, erzählt im tiefsten Bairisch von Frau, Kind und dem Erwachsenwerden, kassiert ein paar Lacher, als er von seiner "Kohlsuppen-Diät" und der Bio-Abgas-Fabrik des Menschen singt. Bokämper, überzeugter Halbjude-Halbschwabe, übt sich in Political Correctness. In Zukunft wolle er stets nur von Zigeunern und Zigeunerinnen sprechen, erklärt er ernst.

Die Zuschauer sind mehr als zufrieden mit der Darbietung der Künstler. Sie klatschen und johlen mit den Kabarettisten, lachen an den richtigen Stellen, genießen ihr Bier und lassen sich unterhalten. Gemäß dem Konzept der Show wusste keiner von ihnen, was sie an dem Abend erwartete. "Lässt sich der Grafinger überraschen?", hatte Schlagenhaufer überlegt, vor einem Jahr, als die erste Saison der Mixed Shows begann. Offenbar schon, denn seit dem ersten Veranstaltungstag ist die Mixed Show regelmäßig ausverkauft.

Es ist ein merkwürdiges Format, in dem die Künstler gleichzeitig untereinander um die Gunst des Publikums buhlen - und doch als Team fungieren, mit einem gemeinsamen Ziel: der Unterhaltung. Verschiedene Künstler zusammenzubringen und zu vernetzen sei eines der Ziele dieser Mixed-Shows, erklärt Schlagenhaufer. Außerdem biete das Format den Künstlern die Möglichkeit, ein neues Programm - und Bühnenneulingen die Chance, sich selbst - auszuprobieren.

Kein Anfänger mehr, aber dennoch ein Neuling in der Grafinger Turmstube, ist der Würzburger Andy Sauerwein. Sein Auftritt bildet den Abschluss und den Höhepunkt des Abends, die ein oder andere Grafingerin wischt sich bei seinen Anekdoten eine Lachträne aus den Augen. Weil Sauerwein normalerweise auf Bühnen in Kreuzfahrtschiffen unterwegs ist, bringt er kurzerhand die Kreuzfahrt auf die Grafinger Bühne, singt und berichtet von verwirrten Passagieren, dreisten Kapitänen und wackeligen Auftritten auf der Aida.

Schlagenhaufer, selbst erfahrener Mixed Show-Künstler, ist zufrieden mit dem Erfolg des Abends - und plant schon die nächste Ausgabe des Formats, am ersten Donnerstag im Mai, die letzte Mixed Show für diese Saison.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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