Pendler mit der S2 und S4:Fahrrad oder Auto

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Studenten der LMU analysieren, wie gut Pendler Grafing-Bahnhof oder den Poinger S-Bahnhof erreichen können.

Von Alina Schimansky, Grafing

Halb zehn in Deutschland, der erste Schwung sitzt bereits am Schreibtisch und macht sich keine Gedanken mehr über den Weg ins Büro. Vereinzelt treffen noch Pendler auf den Bahnsteigen in Grafing-Bahnhof ein und warten auf die nächste Transportmöglichkeit: Zug oder S-Bahn. An diesem Tag nicht zu übersehen sind die Geografiestudenten der LMU in München. Ausgestattet mit Namensschildern und Sammelboxen, verteilen sie für ein Projektseminar Fragebögen an vorbeiziehende Fahrgäste.

,,Wenn ich Ihrer Zielgruppe entspreche, können sie mich gerne befragen", sagt eine ältere Dame. ,,Sind sie mit dem Fahrrad oder dem Auto zum Bahnhof gekommen?", fragt Sarah Wolter höflich. Und schon landet ein weiterer Zettel in der hellblauen Plastikbox, die auf dem Boden neben der Studentin platziert ist.

In Kooperation mit dem Landratsamt Ebersberg haben es sich 16 Studenten zur Aufgabe gemacht, die Parkplatzsituation in Grafing-Bahnhof zu erfassen und auch zu ergründen, ob die Pendler mit der Erreichbarkeit des Bahnhofes zufrieden sind. ,,MovEBE" heißt das Projekt, das nach wissenschaftlichen Kriterien und unter der Aufsicht der Dozentin Monika Popp auf den Weg gebracht worden ist.

Gut findet das ein junger Mann, der lächelnd seinen Daumen in die Höhe streckt, als ihm Sarah Wolter einen Fragebogen mit auf den Weg gibt. ,,Sie sind extra dafür gedacht, dass sie von den Fahrgästen während der S-Bahnfahrt beantwortet werden können", erzählt die junge Studentin aus Fürstenfeldbruck. So würde kaum jemand den zweiseitigen Fragebogen vor Eintreffen der nächsten S-Bahn ausfüllen, denn die Pendler sind am frühen Morgen unter Zeitdruck. "Ist ja auch verständlich", sagt Sarah Wolter und lacht. ,,Aus diesem Grund haben wir uns lange Gedanken über die Umsetzung des Projekts gemacht, da wir auf möglichst viel Feedback hoffen", erzählt sie.

Und so sei die Entscheidung auf Fragebögen gefallen, die sich so gut wie von selbst erklärten und während der Fahrt ausgefüllt werden könnten.

Seit fünf Uhr in der Früh halten jeweils fünf Studenten der LMU die Stellung in Grafing-Bahnhof dort, wo die Pendler vorbeikommen. Ursprünglich war noch eine weitere Befragung in Poing geplant, diese musste jedoch auf Grund der schlechten Witterungsbedingungen auf diesen Dienstag verschoben werden. Der Bahnhof in Poing wurde ausgewählt, um den nördlichen Teil des Landkreises abzudecken.

Bis spät in den Abend setzen die Studenten ihre Befragung fort, um die Fahrgäste auch auf dem Heimweg wieder zu erreichen und die dann ausgefüllten Fragebögen wieder einsammeln zu können. ,,Wir sind positiv überrascht, dass so viele Bögen zurückkommen" stellt Andreas Globig, der ebenfalls zu der Studentengruppe gehört, zufrieden fest. Die Resonanz sei sehr positiv, die Leute würden sich sehr interessiert zeigen. Das bestätigt ein Blick auf den Inhalt der Box, in der bereits zahlreiche Zettel liegen.

"Ich habe meinem Freund schon den Fragebogen mitgegeben", berichtet eine junge Frau, die aus der S-Bahn steigt. ,,Dass ihr es so lange aushaltet", lobt eine weitere Dame, die die Studenten schon am Morgen getroffen hat. "Ich hoffe, es war nicht umsonst und es wird sich etwas ändern!" Die Antwort, was sie damit genau meint, bleibt sie aber schuldig.

Selbst Passanten, die erst am späten Abend in Grafing-Bahnhof vorbeikommen, erkundigen sich nach dem Projekt. Einen Fragebogen bekommen sie allerdings nicht mehr. Diese wurden nur bis 16 Uhr verteilt. Was nicht bedeutet, dass die Studenten dann Feierabend gemacht haben. Bis 22 Uhr halten sie die Stellung an den Parkplätzen.

Die Ergebnisse der Befragung und die Schlüsse, die hinsichtlich der Parkplatzsituation daraus gezogen werden können, wollen sie im kommenden Februar im Landratsamt präsentieren. Bereits nächste Woche beginnen sie mit dem Auswerten und hoffen auf ein erstes Fazit. "Es wäre schön, wenn wir Verbesserungsvorschläge vorstellen könnten und diese auch in naher Zukunft umgesetzt werden", sagt Andreas Globig.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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