Grafing:Erholung für die Ohren

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An allen Pulten gleichermaßen prächtig präsent: das "Ensemble Mosaique" im gut besuchten Saal des Grafinger Rathauses. (Foto: Christian Endt)

Das "Ensemble Mosaique" bietet beim Rathauskonzert in Grafing französische Leichtigkeit

Von Claus Regnault, Grafing

Das Ensemble Mosaique - besetzt mit Alice Guinet, Flöte, Anna Kakutia, Violine, Vadim Makhovskiy, Viola, Michael Weiß, Cello, und Barbara Pöschl-Edrich, Harfe - brachte nun französische Musik von 1894 bis 1934 nach Grafing. Mit dabei: die Komponisten Gabriel Pierné, Maurice Ravel, Jean Françaix und Marcel Tournier und vor allem der überragende Claude Debussy, dessen Tod 1918 sich jetzt, 2018, zum hundertsten Male jährt.

Bei diesem Grafinger Rathauskonzert durften die Ohren des Publikums Urlaub in Frankreich machen, keine formale Strenge, keine spätromantische Leidens-Chromatik, kein der Musik aufgezwungenes System (Schönberg, Webern), stattdessen Clarté und Natürlichkeit, eine Musik voller Duft, luftig fließend wie ein sanfter Wind, eine Fensteröffnung in den Klang der Natur. Es war eine echte Erholung!

Am Anfang ein "Fensteröffner" von Debussy, das wunderbar zärtliche vom malerischen Impressionismus inspirierte "Prélude à l'après-midi d'un faune", für Orchester komponiert, in einer überaus geglückten Bearbeitung für das Mosaique-Quintett von Werner Tast. Musik der Klangfarben, in welchen die Nymphen dem in der Mittagshitze träumenden Faun erscheinen. Das französische Signal der Moderne des 20. Jahrhunderts.

Nach der Pause dann Debussys späte "Sonate pour flûte, alto et harpe von 1915, gefasste Gestalt der Vielfalt des Klangs und der zärtlichen Gestik, gewidmet seiner Frau Emma, von der sich der Komponist 1915, schon schwer krank, gleichsam verabschiedet, nicht ohne sich stolz als "musicien français", der er zu innerst war, zu bezeichnen.

Dazwischen erklangen Werke von Gabriel Pierné von 1933, "Variations libres et finale", gleichfalls zärtliche Ausdrucksmusik. Dann Maurice Ravel, Sonate Allegro aus der wunderbaren Sonate für Violine und Violoncello von 1920, arkadisch-melodiöse Musik von berührender Innigkeit. Jean Françaix, repräsentierend die kapriziöse, leicht ironisch gefärbte Eleganz des Franzosen, in seinem Schlussrondo frech wie ein gutes Soufflé. Und ganz zum Schluss Musik des Harfenisten Marcel Tournier, sein Wettbewerbsbeitrag von 1928, die "Suite op. 34", eine erfrischende Hommage an sein Instrument, begleitet vom übrigen Quintett - und endlich ein Schaustück für den silbernen Parlando der Harfe.

Das Quintett war in allen Pulten gleichermaßen prächtig präsent, das Konzert insgesamt ein außergewöhnliches und dadurch umso angenehmer überraschendes Ensemble-Ereignis, welches dem heftig eingebrochenen Winter vor den Türen eine zu Sommerträumen anregende Gegenwelt eröffnete. Das erstaunlich zahlreich erschienen Publikum geriet über diesen musikalischen Ausflug nach Frankreich in helle Begeisterung.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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