Grafing:Erfolgreiches Vorstellungsgespräch

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Anna-Maria Lanzinger aus Erding, hier mit Gertrud Höpfner und Margrit Pricha (von links), stellt sich bei den Ebersberger Grünen vor. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei der Kreisversammlung der Grünen erläutert die potenzielle Bundestagskandidatin Anna-Maria Lanzinger ihre Positionen

Von Barbara Mooser, Grafing

Wenn Anna-Maria Lanzinger mit Gleichaltrigen ins Reden kommt, dann lautet die erste Frage an sie meist: "Und was studierst du so?" Das könnten sich viele gar nicht vorstellen, dass eine junge grüne Politikerin nicht an der Uni sei, sagt die 20-jährige Erdingerin und lacht. Sie ist schon früh ins Arbeitsleben eingestiegen, hat nach der Mittleren Reife eine Ausbildung als Medienkauffrau absolviert, eine Lehre als Elektronikerin abgebrochen. Jetzt will sie auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachmachen - und sich danach so richtig in die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs stürzen: Sie bewirbt sich als gemeinsame Kandidatin für den Wahlkreis Ebersberg und Erding.

In Erding hat sie sich - jedenfalls in Grünen-Kreisen - schon einen Namen gemacht, dort ist sie auch im Kreisvorstand vertreten. Im Mai wurde sie außerdem zur politischen Geschäftsführerin der Grünen Jugend Bayern gewählt. Die Ebersberger müssen sie erst noch kennen lernen. Bei einer ersten Vorstellungsrunde bei der Grünen-Kreisversammlung im Grafinger Kastenwirt am Mittwochabend wurde sie wohlwollend aufgenommen. Man werde mit einer jungen Frau als Kandidatin punkten können, davon zeigte sich etwa Stefan Kisters überzeugt. Der Grafinger reichte gewissermaßen die Fackel weiter, er ist bei den vergangenen zwei Bundestagswahlen für die Ebersberger und Erdinger Grünen ins Rennen gezogen. "Schön, dass du zu diesem Liebesdienst an der Partei bereit bist!", schwärmte Otti Eberl.

Was die politische Agenda Lanzingers betrifft, so spielt ihre eigene Vita hier durchaus eine wichtige Rolle. Für mehr soziale Gerechtigkeit und einen Mindestlohn, von dem man auch leben könne, will sie sich einsetzen. Für einen Arbeitsmarkt, in dem junge Menschen nicht wegen ihrer Unerfahrenheit, erfahrene Menschen wegen ihres Alters oder Frauen wegen ihrer Fähigkeit, Kinder zu bekommen, schnell ausgemustert werden. Sie sehe die Grünen durchaus nicht als die Partei der Besserverdienenden, für die sie oft gehalten würden, sagte die junge Frau. Sie selbst habe mehrmals für weit weniger als den Mindestlohn gearbeitet, auch Zeiten der Arbeitslosigkeit überstanden und wisse genau, welche Hürden man in einer solchen Situation überwinden müsse.

Tierschutz und eine tierfreundliche Landwirtschaft sind zwei weitere Themen, die für die Kandidatin hohe Bedeutung haben. Man dürfe aber weder den Verbrauchern noch den Bauern hier die Schuld zuschieben, es gehe darum, das System zu ändern, sagte sie. Dass etwa Gülle aus den Niederlanden importiert werde und Deutschland nun mit den hohen Nitratgehalten im Trinkwasser kämpfe, sei etwas, das man unbedingt ändern müsse. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, der Kampf gegen "sinnlose Straßen" wie etwa die B15 neu oder gegen die dritte Startbahn am Flughafen waren weitere Ziele, die die junge Erdingerin nannte. In den nächsten Wochen und Monaten wolle sie noch einiges dazu lernen über den Landkreis Ebersberg, versprach sie nach einigen entsprechenden Rückfragen aus der Runde.

Sie will potenzielle Wählerinnen und Wähler stark über soziale Netzwerke ansprechen, dabei auch Twitter, Instagram und Snapchat nutzen, hier könne man viel ausprobieren. Aber auch persönlich werden die Ebersberger die Kandidatin kennen lernen können, die am 23. November noch die letzte Hürde - die offizielle Nominierung - nehmen muss. Wolfgang Huber, Stadtrat und Vorstandsmitglied der Grünen in Grafing, schlug Veranstaltungen vor, die sich eng an dem orientieren, was den Leuten in den jeweiligen Gemeinden gerade auf den Nägeln brennt.

Die Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr, die vor zweieinhalb Jahren gezeigt hat, wie man als Grüne Wahlkämpfe gewinnen kann, riet eindringlich dazu, die eigene, komfortable Grünen-Welt zu verlassen und sich einfach bei Veranstaltungen unter die Leute zu mischen. Im Wahlkampf solle man sich überdies weniger in Kritik an den Positionen anderer zu verzetteln als vielmehr die eigenen Positionen und Leistungen in den Mittelpunkt stellen.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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