Stadtrat Grafing:Grünen-Fraktionschefin tritt zurück

Lesezeit: 2 min

Die Grafinger Grünen-Fraktion ist vom plötzlichen Rücktritt ihrer Chefin Christiane Goldschmitt-Behmer überrascht. Sie hatte sich davor mit den Kollegen nicht abgesprochen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Grafinger Stadträte staunten nicht schlecht, als am Donnerstagabend eine knappe E-Mail von Christiane Goldschmitt-Behmer in ihren Postfächern lag. "Aus persönlichen Gründen trete ich als Vorsitzende der Fraktion der Grünen zurück." Der Ablauf der Ereignisse gibt Einblick ins Innenleben einer Fraktion, deren Harmonie in den vergangenen Monaten zur Fassade geworden ist.

Was waren sie im Frühjahr 2014 nicht stolz bei den Grünen: Obwohl mit Heinz Fröhlich und Marlene Ottinger bei der Kommunalwahl zwei ehemalige Grüne mit einer direkten Konkurrenzliste antraten, stellte die Fraktion weiterhin fünf von 24 Stadträten. Schließlich wählten die Grafinger die bisherige Grünen-Fraktionschefin Angelika Obermayr zur Bürgermeisterin. Die Perspektive darauf: Endlich sind wir wer! Zwei Jahre später ist die Euphorie wie weggeblasen. Christiane Goldschmitt-Behmers Email heißt nämlich: Ich möchte mit meinen Fraktionskollegen nicht mehr zusammenarbeiten. Anders ist kaum zu interpretieren, dass sie sich "bei den Fraktionsvorsitzenden aller Parteien für die immer sachbezogene und vertrauensvolle Zusammenarbeit" bedankt - und die eigenen Leute mit keinem Wort erwähnt.

Die Fraktionskollegen sind brüskiert

Die sind auch deshalb brüskiert, weil sie von dem Rücktritt kalt erwischt wurden. Die Gepflogenheiten wären gewesen, das Thema in einer Fraktionssitzung zu besprechen und es dann zum Beispiel mit einer gemeinsamen Pressemitteilung zu kommunizieren. Wie überrascht der Rest der Fraktion war, zeigen die Ereignisse vom Freitag. Erst am Nachmittag konnte sich der stellvertretende Fraktionssprecher Wolfgang Huber mit einem Statement zu Wort melden. Obwohl es nur drei Sätze sind, musste es den gesamten Vormittag und Mittag über intern abgestimmt werden.

Dies passierte in einer derartigen Eile, dass nicht einmal der falsch geschriebene Name - mit "dt" statt "tt" - von Goldschmitt-Behmer auffiel: "Die Grafinger Grünen bedauern diesen Schritt und danken Christiane Goldschmidt-Behmer sehr für ihr Engagement und ihre Arbeit in der Fraktion, die sie neben ihrer aufwendigen und verantwortungsvollen Tätigkeit als Schulleiterin in Frauenneuharting geleistet hat." In Kürze solle die Wahl des Nachfolgers stattfinden.

Lange verheimlichten die Grünen die schlechte Stimmung

Dass es bei ihnen rumort, konnten die Grafinger Grünen nach außen hin lange kaschieren. In den vergangenen Monaten gab es allerdings zwei Ausnahmen. Zunächst gab es aus dem Ortsverband - wenn auch verhaltene - Kritik an der Stadtratsarbeit der Partei. Die Fraktion schlage aus ihrem Status als Bürgermeisterinnen-Fraktion zu wenig Kapital, hieß es. Aus den ersten eineinhalb Jahren der Legislaturperiode sei lediglich die Forderung nach ein paar neuen Fahrradständern hängengeblieben.

Nach der Winterpause dann ein lauter Knall: In einer öffentlichen Sitzung griff Goldschmitt-Behmer die Bürgermeisterin an, weil einige Beschlussvorlagen nicht rechtzeitig versendet worden waren. Differenzen dieses doch eher kleinen Kalibers klärt man üblicherweise intern, ehe man mit der entsprechenden Außenwirkung aufeinander losgeht.

Ihre Stadtratsarbeit werde sie nun als "einfache" Stadträtin weiterführen, kündigte Christiane Goldschmitt-Behmer in dem Rücktrittsschreiben von Donnerstag an. Ob dies weiterhin als Mitglied der Grünen-Fraktion geschieht, steht in der E-Mail nicht.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: