Grafing:Einparkhilfe

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Die Stadt Grafing nimmt an einem MVV-Pilotprojekt teil, das den morgendlichen Suchverkehr an den beiden Bahnhöfen verringern soll

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Park-and-Ride-Parkplätze (P+R) in Grafing-Bahnhof und Grafing-Stadt bekommen ein Parkleitsystem. Schon ab Ende nächsten Jahres soll es Autofahrern über Tafeln frühzeitig anzeigen, auf welchen Parkflächen noch Plätze frei sind. Die Information würde unnötige Autofahrten vermeiden, davon hat sich der Bauausschuss mehrheitlich überzeugt gezeigt. Grafing ist damit eine von vier Münchner Umlandgemeinden, die bei dem Pilotprojekt "Dynamische P+R-Information" mitmachen.

Mit der Idee hatte sich der Münchner Verkehrsverbund (MVV) ans Rathaus gewandt. "Wir glauben, dass Grafing und Grafing-Bahnhof sinnvolle Standorte wären", sagte Alfred Ismair aus dem Bereich Konzeption vom MVV: Von den etwa 950 auf vier Grafing-Bahnhofer Parkzonen verteilten Parkplätze seien vergleichsweise früh am Morgen relativ viele belegt. "Darunter die letzten 20 oder 30 freien Plätze zu finden bedeutet einiges an Suchverkehr - und am Ende auch einiges an Frustration."

Das System detektiert mithilfe von Wärme-Überfahrsensoren oder indem es einfach die Schrankenöffnungen vor den Parkzonen zählt, die Anzahl der noch freien Stellplätze. An Informationstafeln auf den Grafing-Bahnhofer Einfallstraßen angezeigt erhielten Autofahrer praktisch in Echtzeit einen realitätsnahen Überblick. Zum Beispiel, dass die Parkflächen "Ost1" und "Ost2" voll sind, aber am Parkplatz "West" noch 20 Parkplätze frei wären. "Früher war P+R vor allem ein Platzproblem, inzwischen ist es vor allem ein Verteilproblem", beschrieb Ismair im Bauausschuss.

Er schlug vor, die Parkplätze am Bahnhof Grafing-Stadt gleich mit einzubeziehen. Auf diesen 100 Parkplätzen sei der Parkdruck zwar vergleichsweise gering. "Aber genau das macht sie so interessant." Wer durch Grafing-Stadt fahre und bereits dort schon lese, dass in Grafing-Bahnhof keine Lücken mehr sind, könne relativ unkompliziert in Grafing-Stadt gen München in die S-Bahn oder den Zug steigen. "Und in Grafing-Bahnhof würden sich Leute nicht mehr an den Straßenrand klemmen, wenn sie im Osten nichts finden - stattdessen fahren sie nach Westen, weil ihnen das System anzeigt, dass dort noch Plätze frei sind"

Der MVV will mit seiner Idee bereits beim zuständigen Rosenheimer Straßenbauamt und dem Landratsamt vorgesprochen haben. "Eine grundsätzliche Zustimmung liegt vor", sagte Ismair. Die Behörden sind wegen der Aufstellung der Infotafeln Teil des Genehmigungsprozesses.

Gänzlich umsonst bekommt Grafing das Leitsystem nicht. Die kompletten Installationskosten belaufen sich dem Bauamt zufolge auf rund 110 000 Euro. Attraktiv ist die Teilnahme an dem Pilotprojekt dennoch. Die freistaatliche Förderung ist mit etwa 70 Prozent vergleichsweise hoch, sodass der Grafinger Eigenanteil bei etwa 33 000 Euro liegen dürfte. Noch einmal so viel werden für den Betrieb von zehn Jahren veranschlagt. Über diesen Zeitraum erstreckt sich das Pilotprojekt.

Im ersten Schritt, der zum Jahresende 2018 in Betrieb gehen soll, ist die Datenverarbeitung auf Parkzonenebene angedacht, also jenen vier in Grafing-Bahnhof und der einen in Grafing-Stadt. Eine Anzeige der einzelnen freien Parkplätze ist darin noch nicht vorgesehen. "Dann müssten Sie wirklich jeden einzelnen Parkplatz verlässlich detektieren können, was die Sache richtig teuer macht." Aber selbst auf Parkzonenebene sei der Nutzwert beachtlich, verwies er auf frühere Modellversuche. In einer späteren Ausbaustufe sei aber denkbar, die Zonen-Kapazitäten auch in der MVV-App oder Navigationssystemen von Autos anzuzeigen.

Kurzfristigen Nutzwert könnten zwei Tipps schaffen, die Ismair in der Sitzung kundtat: Wer spät dran ist, fahre am besten gleich in den Nordwesten des großen Parkplatzes West. "Der Parkplatz füllt sich von der Unterführung zu den Bahnsteigen aus. Wenn also noch etwas frei ist, dann mit großer Wahrscheinlichkeit dort hinten." Auch der nördliche Schotterparkplatz an der Straße in Richtung Nettelkofen werde wegen seiner Entfernung zu den Bahnsteigen meist als letztes voll.

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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