Grafing:Einladung an den Minister

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17 Bürgermeister aus dem Landkreis Ebersberg fordern von Michael Piazolo Antworten zur Digitalisierung an den Schulen

Der Landkreis Ebersberg ist beliebt bei Ausflüglern - dies ist aber nicht der Grund, warum Bayerns Kultusminister Michael Piazolo nun eine Einladung zum Besuch erhalten hat. Die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen von 17 Landkreiskommunen haben den Minister in einem offenen Brief um einen "Austausch und zur Klärung offener Fragen" gebeten, man würde sich freuen, den Minister dazu "im Landkreis Ebersberg begrüßen zu können". Das Thema des Austauschs soll die Digitalisierung an den Schulen sein - und warum diese aus Sicht der Gemeindeoberhäupter anders gestaltet werden muss. Am Freitag wurde der Brief an den Kultusminister abgeschickt.

Federführend ist der Grafinger Bürgermeister Christian Bauer (CSU), der seit diesem Jahr auch Kreisvorsitzender des Gemeindetages ist. Unterschrieben haben sämtliche Rathauschefs und -chefinnen im Landkreis bis auf jene aus der Kreisstadt Ebersberg, aus Forstinning, Hohenlinden und Steinhöring. Diese seien ebenfalls gefragt worden, so Bauer auf Nachfrage, hätten aber aus verschiedenen Gründen nicht unterschreiben wollen.

Die Unterzeichner erklären, man sei "gerne bereit für unsere Schülerinnen und Schüler die besten Voraussetzungen für modernen Unterricht zu schaffen und begrüßen es sehr, dass Bund und Freistaat nun dafür Millionen an Fördergeldern bereitstellen". Damit hat es sich aber auch schon wieder mit dem Lob. Die Förderung sei zwar "kurzfristig richtig, hilft aber uns Kommunen auf lange Sicht nicht". Weiter wird kritisiert, "Städte und Gemeinden sollen nun die Versäumnisse des Kultusministeriums bei der Digitalisierung der vergangenen Jahre auffangen". Was für die Kommunen auch eine Geldfrage sei, wie es weiter heißt, denn so sei ungeklärt, "wie die Finanzierung der laufenden und langfristigen Kosten gestaltet wird". Die Kommunen als Sachaufwandsträger - Städte und Gemeinden sind für die Ausstattung von Grund- und Mittelschulen zuständig - erwarteten durch die neue Ausstattung "immense jährliche Investitionen". So müssten die neuen Geräte schließlich eingerichtet, gepflegt und gewartet werden. "Angesichts der Situation der kommunalen Haushalte ist diese neue Aufgabe für die Kommunen nicht zu schultern", so der Wortlaut des Briefes.

Der auf dem Digitalisierungs-Gipfel angekündigte Einsatz von 100 zusätzlichen Lehrern und Systemadministratoren auf Kreis- und Kommunalebene sei dafür "bei unzähligen Schulen in Bayern ein Tropfen auf den heißen Stein". Man frage sich, wie gerade kleine Kommunen die Wartung der Geräte personell leisten sollen. "Hier müssten Dienstleister täglich in die Schule kommen, um anfallende Reparaturen und Wartungen vorzunehmen", heißt es in dem Brief weiter.

Ebenfalls problematisch sei, dass es bei der geplanten Digitalisierung bislang keine Vereinheitlichung der Standards gebe. "Mit welchen Geräten der Unterricht stattfinden soll", sei ebenso unklar, wie, "mit welchen Programmen die Lehrkräfte in den einzelnen Schulen arbeiten". Auch offen sei, "ob und wann die Lehrerinnen und Lehrer ausreichend fortgebildet sind, um mit mobilen Endgeräten zu arbeiten". Fragen, die man sich nicht nur bei den Kommunen als Sachaufwandsträger stellt, sondern die auch viele Eltern haben. Schließlich sei "Digitalisierung mehr als die Beschaffung von Endgeräten".

Antworten erhoffen sich die Kommunen auch darüber, wie es in den Schulen im Herbst weitergeht und was passiert, sollten die Kinder bei erneuten Schulschließungen wegen Corona wieder zuhause unterrichtet werden müssen. "Wie ist gewährleistet, dass auch Eltern bei einem erneuten Homeschooling mit den nun für viel Geld angeschafften Laptops und Tablets umgehen können?" Wobei dies nicht nur von den technischen Fähigkeiten der Eltern abhängt, sondern die Voraussetzung sei "die Versorgung mit schnellem Internet (...) dies liegt nicht in kommunaler Hand".

© SZ vom 29.08.2020 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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