Erinnerung an Holocaust-Zeitzeugen:Ein Denkmal für Max Mannheimer

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Zuletzt war Max Mannheimer im April am Grafinger Gymnasium, wo er 30 Jahre lang vor Hass und Rassisumus mahnte. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Nach dem Tod des Holocaust-Zeitzeugen gibt es einen neuen Anlauf, das Grafinger Gymnasium nach ihm zu benennen. Ein erster Versuch dazu war vor 16 Jahren gescheitert

Von Max Nahrhaft, Grafing

Neben den Gymnasien in Vaterstetten und Markt Schwaben könnte nun auch bald jenes in Grafing einen Namenspatron bekommen. Bisher und seit Jahrzehnten heißt die Schule offiziell ganz schlicht "Gymnasium Grafing bei München", doch vielleicht wird sie bald umbenannt. Denn der langjährige Gymnasiallehrer Udo Helmholz schlägt vor, die Einrichtung nach dem kürzlich verstorbenen Max Mannheimer zu benennen.

"Mannheimer war und ist ein enormes Vorbild als Kämpfer für die Freiheit, Demokratie und Toleranz", begründet Helmholz sein Vorhaben. Der vor zwei Wochen im Alter von 96 Jahren verstorbene Mannheimer überlebte als Jude die Inhaftierung in mehreren Konzentrationslagern der Nationalsozialisten im heutigen Polen und Deutschland. So war er unter anderem in Auschwitz-Birkenau und Dachau. Bis auf seinen Bruder brachten die Nazis seine gesamte Familie um.

30 Jahre lang kam Mannheimer nach Grafing, um den Schülern von den Nazi-Gräueln zu berichten

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich Mannheimer, der zuletzt in Haar im Landkreis München wohnte, mit großer Entschlossenheit gegen Rassismus und Faschismus jeglicher Art ein. Er stellte sich als Zeitzeuge für verschiedene Organisationen zur Verfügung und hielt Vorträge an Bildungseinrichtungen und Schulen. So auch im Grafinger Gymnasium, wo Mannheimer in den vergangenen 30 Jahren regelmäßig zu Gast war und wo er zuletzt im April dieses Jahres referierte. Gerade bei diesen schulischen Lesungen, die Helmholz zusammen mit einer Kollegin organisierte, ist eine enge Freundschaft zwischen Mannheimer und Helmholz entstanden.

Neben zwei weiteren Schulen im Landkreis trägt das Grafinger Gymnasium die Auszeichnung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Damit ist sie Teil einer deutschlandweiten Schülerorganisation, die sich gegen Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wendet. Auch deswegen steht der Grafinger Schulleiter Paul Schötz dem Vorstoß von Helmholz positiv gegenüber. Er habe zwar keine tiefere persönliche Beziehung zu Mannheimer gehabt, weiß aber durchaus sein Werk zu würdigen. "Ich werde diesen Wunsch im Kultusministerium gerne anbringen und vorantreiben", verspricht Schötz. Voraussetzung dafür wäre aber zunächst die Zustimmung des Lehrerkollegiums und des Elternbeirats der Schule zu einer Umbenennung des Gymnasiums.

Der Vorgänger von Schötz als Direktor des Gymnasiums in Grafing war Harald Parigger. Schon vor 16 Jahren sei er von Helmholz gebeten worden, die Schule nach Max Mannheimer zu benennen, habe allerdings ablehnen müssen. Grund dafür seien interne Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Helmholz gewesen- außerdem sind Benennungen nach lebenden Personen höchst ungewöhnlich. Parigger würde zwar heute einem Namenswechsel zustimmen, doch dazu bräuchte es den uneingeschränkten Rückhalt bei allen Schülern und Lehrern sowie im Elternbeirat. "Bevor etwas entschieden wird, sollte man mit der Schulgemeinschaft sprechen, um zu einem einvernehmlichen Ergebnis zu kommen", erklärt Parigger. Anderenfalls sei eine Umbenennung nicht vertretbar.

Franz Frey, SPD-Stadtrat in Grafing, hat sich schon damals zusammen mit Helmholz für eine Namensänderung eingesetzt und will auch heute noch daran festhalten. Allerdings bleibt für ihn fraglich, ob sich die Grafinger Bevölkerung mit Max Mannheimer als möglichen Namenspatron identifizieren könne. "Er war zwar eine sehr beeindruckende Gestalt, ich weiß aber nicht, ob er auch jedem im Ort präsent ist", meint Frey. Ob wirklich eine tiefe Verbundenheit der gesamten Stadt Grafing mit Mannheimer gegeben sein muss, nur um das Gymnasium nach ihm zu benennen, sei aber zweifelhaft.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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